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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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größtenteils versperrten. Das Brausen schwoll ständig an. Bald darauf unterquerte das Boot eine weitgespannte Brücke. Und kurze Zeit später zogen die Reiter es durch eine letzte Flußbiegung und in einen See am Fuße der Schleierfälle. Der See war annähernd rund, großflächig und an seiner ganzen Westseite gesäumt von Güldenblatt und Kiefern. Er befand sich am Sockel der Klippe – mehr als tausend Meter schieren senkrechten Abgrunds –, und das bläuliche Wasser donnerte vom Plateau herunter wie das lautstarke Herzblut der Berge. Im See war das Wasser so klar und kühl wie vom Regen gewaschener Äther, und Covenant konnte die Tiefe seines steinigen Grunds deutlich erkennen. Auf den nassen Felsen unter den Wasserfällen hatten sich knotige jacanrandá mit zierlichen blauen Blüten zusammengedrängt, aber die östliche Seite des Sees war vornehmlich frei von Bäumen. Dort standen zwei große Landungsbrücken sowie mehrere kleine Verladedocks. An einem Pier lag ein Boot, das stark jenem ähnelte, worin sich Covenant befand; kleinere Wasserfahrzeuge – Ruder- und Segelboote – lagen in den Docks vertäut. Unter Quaans gestenreicher Anleitung zerrten die Reiter das Boot an einen der Piers, wo zwei andere Angehörige des Fähnleins es festmachten. Danach weckte der Streitwart behutsam Schaumfolger.
    Der Riese entrang sich dem Schlummer nur mit Mühe, aber als er endlich die Augen aufgetan hatte, war ihr Blick gefaßt, ohne verhärmten Ausdruck, obwohl er noch immer so matt wirkte, als wären seine Knochen aus Sandstein. Mit Quaans und Covenants Unterstützung vermochte er sich aufzusetzen. Er schaffte es auch, in dieser Sitzhaltung zu bleiben; benommen schaute er umher, als wundere er sich, womit er seine ganze Kraft verbraucht hatte. »Um Vergebung, Streitwart«, sagte er nach einem Weilchen mit schwacher Stimme zu Quaan. »Ich bin ... ein bißchen müde.«
    »Ich erkenne dich«, entgegnete Quaan leise. »Sorge dich nicht. Schwelgenstein ist nah.«
    Im ersten Moment runzelte Schaumfolger verwirrt die Stirn, als er sich daran zu erinnern versuchte, was er erlebt hatte. Als er sich entsann, verzerrte ein Ausdruck von Anspannung sein Gesicht. »Schick Reiter aus!« stieß er dann eindringlich hervor. »Ruft die Lords zusammen! Der Großrat muß sich beraten.«
    Quaan lächelte. »Die Zeiten ändern sich, Steinbruder. Der jüngsternannte aller Lords, Mhoram, Variols Sohn, ist ein Seher und Orakel. Vor zehn Tagen schon sandte er Reiter zur Schule der Lehre und zu Hoch-Lord Prothall im Norden. Heute abend werden alle in der Feste sein.«
    »Das ist wohlgetan.« Der Riese seufzte erleichtert. »Dies sind getrübte Zeiten. Fürchterliches regt sich im Lande.«
    »Wir haben es bemerkt«, erwiderte Quaan grimmig. »Doch Salzherz Schaumfolger hat sich zur Genüge gesputet. Ich werde die ruhmvolle Kunde deiner kühnen Fahrt voraus in die Feste senden. Wenn du's möchtest, werde ich dir eine Bahre kommen lassen.«
    Schaumfolger schüttelte den Kopf, und Quaan sprang auf die Landungsbrücke, um einem Krieger seines Fähnleins Befehle zu erteilen. Der Riese sah Covenant an und lächelte schwach. »Stein und See, mein Freund«, sagte er. »Habe ich dir nicht versprochen, dich schnell an deinen Bestimmungsort zu bringen?«
    Sein Lächeln verursachte Covenants verhärtetem Herz tatsächlich so etwas wie Rührung. »Das nächstemal nimm solche Dinge etwas leichter«, sagte er schwerfällig. »Ich kann's nicht aushalten ... tatenlos zuzusehen ... Hältst du Versprechen immer ... auf diese Weise?«
    »Deine Botschaft ist dringlicher Natur. Wie hätte ich da anders handeln können?«
    »Nichts ist so dringend«, antwortete Covenant aus seiner Perspektive des Lepraleidenden. »Welchen Nutzen hat man von irgend etwas, wenn man sich dabei, es zu erreichen, ums Leben bringt?«
    Im ersten Augenblick gab Schaumfolger keine Antwort. Er senkte eine schwere Hand auf Covenants Schulter und richtete sich auf, erhob sich wacklig auf die Füße. »Komm«, sagte er dann, als antworte er damit auf Covenants Frage, »wir müssen Schwelgenstein sehen.«
    Hilfreiche Hände leisteten ihm Beistand, als er den Pier erklomm, und gleich darauf stand er am Ufer des Sees. Trotz der allgemeinen Erschlaffung infolge seiner Strapazen blieb er selbst neben den Männern und Frauen auf den Rücken der Pferde ein Riese. Und als sich Covenant zu ihm gesellte, stellte er seinen Passagier mit einer großartigen Geste vor, als wolle er eine Regierungserklärung

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