Der Fluch des Verächters - Covenant 01
Dollbord in das Gefährt. Auf seine Anweisung begann das Pferd zum östlichen Ufer zurückzukehren. Quaans Blick maß Covenant einen Moment lang, und Covenant erkannte an dem dichten schwarzen Haar, den breiten Schultern und dem offenen Gesicht, daß es sich um einen Steinhausener handelte. Dann begab sich der Streitwart zu Schaumfolger. Er packte den Riesen an den Schultern und schüttelte ihn, schrie ihm Worte ins Ohr, die Covenant nicht verstand. Zuerst reagierte Schaumfolger nicht. Er kauerte reglos und stieren Blicks im Heck, eine Faust um die Ruderpinne geklammert wie im Würgegriff. Doch langsam drang Quaans Stimme zu ihm vor. Die Muskelstränge an seinem Hals bebten, als er den Kopf hob, und gequält heftete er seinen Blick auf Quaan. Da ließ er mit einem Aufstöhnen, das ihm aus Mark und Bein selbst zu dringen schien, die Ruderpinne los und sackte haltlos zur Seite. Sofort verlor das Boot seinen Antrieb und begann flußabwärts zu treiben. Unterdessen jedoch hatten die zwei anderen Reiter das Westufer betreten. Quaan eilte an Covenant vorüber in den Bug des Bootes, und sobald er dort stand, warf ihm einer der beiden Reiter das Ende einer langen Leine zu. Er fing es tadellos auf und legte es über den Bug. Es blieb haften; Covenant ersah daraus, daß es sich nicht um ein Tau handelte, sondern um Clingor . Sofort wandte sich Quaan dem Ostufer zu. Von dort warf man ihm eine zweite lederne Leine zu, und er befestigte sie ebenfalls am Bug. Die Leinen strafften sich; das Boot hörte auf abzutreiben. Dann winkte Quaan mit den Armen, und die Reiter bewegten sich an den Ufern entlang, schleppten das Boot flußaufwärts.
Als er begriff, was vorging, kümmerte sich Covenant erst einmal um Schaumfolger. Der Riese lag noch unverändert, wo er hingesunken war, sein Atem war schwach und unregelmäßig. Im ersten Moment wußte Covenant nicht recht, wie er ihm helfen sollte, aber schließlich hob er den ledernen Schlauch an und goß Schaumfolger einfach einiges vom Diamondraught ins Gesicht. Das Getränk rann dem Riesen in den Mund; er hustete, schluckte jedoch mühevoll. Dann atmete er röchelnd ein, und seine Lider hoben sich ein wenig. Covenant hob ihm das Mundstück des Schlauchs an die Lippen, und nachdem er tüchtig getrunken hatte, streckte sich Schaumfolger auf den Bodenplanken des Bootes der Länge nach aus. Im Handumdrehen sank er in einen tiefen Schlaf.
»›Und dann übermannte ihn der Schlaf‹«, murmelte Covenant erleichtert. »Na, das ist ja ein schönes Ende für ein Heldenlied. Wozu ist das Heldentum gut, wenn man nicht lange genug wach bleibt, um sich gratulieren zu lassen?« Er war plötzlich müde, als hätte die Erschöpfung des Riesen an seinen Kräften gezehrt, und setzte sich mit einem Seufzer auf eine Ruderbank, um die weitere Fahrt flußaufwärts zu verfolgen, während Quaan ins Heck trat und das Steuerruder übernahm. Eine Zeitlang achtete Covenant nicht auf Quaans wachsame Blicke. Aber endlich hatte er genug Mumm für eine Erklärung zusammen. »Das ist Salzherz Schaumfolger, ein ... ein Legat der Wasserkantener Riesen. Er hat sich keine Pause gegönnt, seit er mich mitten in Andelain an Bord nahm ... vor drei Tagen.« Er sah, wie Quaans Miene plötzlich Verständnis für Schaumfolgers elende Verfassung ausdrückte. Daraufhin widmete er seine Aufmerksamkeit erneut der Umgebung beiderseits der Ufer.
Die Pferde, die das Boot schleppten, verliehen ihm trotz der immer stürmischeren Gewalt der Strömung des Weißen Flusses eine annehmbare Geschwindigkeit. Ihre Reiter bewältigten die verschiedenen Schwierigkeiten des Geländes an den Flußufern mit Geschicklichkeit und Umsicht, ließen die eine oder die andere Lederleine schleifen, je nach Erfordernis, oder leiteten sie über Rollen um Hindernisse. Je weiter die Fahrt nach Norden ging, um so felsiger war der Untergrund, und die Grasbüschel machten Farnen Platz. Güldenblattbäume breiteten ihre dicken, dichtbelaubten Äste immer häufiger über die Vorhügel des Gebirges aus, und der Sonnenschein legte auf das goldene Blattwerk einen warmen Glanz. Das voraus sichtbare Plateau ließ sich nunmehr auf eine Breite von ungefähr einer Meile schätzen, und westlich davon ragten die Berge empor, als hielten sie sich aus lauter Stolz so aufrecht.
Um die Mittagszeit konnte Covenant das Donnern der großen Fälle hören, und er vermutete, daß Schwelgenstein nicht länger fern lag, obwohl die hohen Ausläufer der Bergkette nun sein Blickfeld
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