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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Funkensprühen, als habe er ihm nicht genügend Wärme liefern können, um es zu nähren. Dann prallte der Lehrenkundige, Quaans Pfeil genau zwischen den Schultern, gegen ihn und warf ihn der Länge nach auf den Stein. Kurz darauf hob er den Blick, den Schädel noch von Nebelschwaden durchwallt. Die einzige Helligkeit im Tunnel kam von Mhorams Lord-Feuer, mit dem der Lord die Urbösen nun in die Flucht schlug.
    Dann erlosch auch dieser Lichtschein; die Urbösen waren vertrieben. Tuvor und die anderen Bluthüter schickten sich zu ihrer Verfolgung an, um zu verhindern, daß sie Seibrich alarmierten. »Laßt sie laufen!« rief Mhoram jedoch. »Wir sind bereits entdeckt. Meldungen von Urbösen zählen nicht länger.« Im Finstern stöhnten und röchelten Stimmen; bald entzündeten die Krieger zwei oder drei Fackeln. Die Flammen warfen seltsam verzerrte, düstere Schatten an die Felswände. Die Truppe sammelte sich um Lord Mhoram und stieß dann zu Prothall, der noch am Boden kniete.
    Der Hoch-Lord hielt Birinairs verkohlte Gestalt in seinen Armen. Aber er wies das Mitleid und die Trauer des Aufgebots zurück. »Geht weiter vor«, sagte er matt. »Stellt fest, worauf sich seine Absichten richteten. Ich werde meinen Abschied alsbald entboten haben.« Wie zur Erklärung fügte er hinzu: »Er führte an meiner Stelle.«
    Mhoram legte zum Zeichen des Mitgefühls eine Hand auf die Schulter des Hoch-Lords. Aber die Gefährlichkeit ihrer Situation erlaubte kein Zögern. Nahezu mit Gewißheit wußte Seibrich jetzt, wo sie steckten; die freigesetzten Kräfte mußten auf sie verweisen wie ein zur Anschuldigung ausgestreckter Zeigefinger. »Warum?« überlegte Mhoram laut. »Warum war hier eine solche Gewalt aufgebaut? Das war nicht Seibrichs Werk.« Mit einer Fackel wollte er sich durch den Tunnel entfernen.
    Covenant antwortete vom Boden aus, worauf er zusammengebrochen war; seine Stimme besaß einen grotesken, erstickten Klang. Aber er beantwortete eine ganz andere Frage: »Ich habe meine Kleidung vergessen ... sie zurückgelassen.«
    Mhoram beugte sich über ihn. Der Lord erleuchtete sein Gesicht mit der Fackel. »Bist du verwundet?« fragte er. »Ich verstehe dich nicht. Welche Bedeutung besitzen jetzt deine alten Kleider?«
    Die Frage schien eine ganze Welt von Erläuterungen zu verlangen, aber Covenant gab leichthin Auskunft, zungenfertig aus Benommenheit und Umnachtung. »Natürlich bin ich verwundet. Mein ganzes Leben ist eine einzige Wunde.« Er hörte kaum auf seine eigenen Worte. »Begreifst du denn nicht? Wenn ich aufwache und trage meine alten Kleidungsstücke, nicht diesen vom Moos versauten Fetzen hier, dann ist das der Beweis dafür, daß ich wirklich geträumt habe. Wäre das nicht eine so große Ermutigung, ich wäre jetzt außer mir vor Schrecken.«
    »Du hast eine gewaltige Kraft gemeistert«, sagte Mhoram leise. »Das war ein Zufall. Das passierte von selber. Ich wollte ... wollte zu entfliehen versuchen. Mich verbrennen.« Dann überwältigten ihn die Strapazen. Er senkte den Kopf auf den steinernen Untergrund und schlief ein.
    Er schlummerte nur für kurze Zeit; die Luft im Tunnel war zu schlecht, und die Truppe entfaltete zuviel Aktivität. Als er die Augen öffnete, sah er Lithe und mehrere Krieger bei der Zubereitung einer Mahlzeit auf einem niedrigen Feuer. Während ihm ein Lied von den Lippen zitterte und Tränen aus den Augen rannen, verwendete Prothall sein blaues Feuer, um den Armstumpf der verstümmelten Kriegerin auszubrennen. Covenant beobachtete, wie sie die Schmerzen ertrug; erst als man ihr den Stumpf verband, erschlaffte ihre Haltung. Danach wandte er sich ab, innerlich aufgewühlt von schmerzlicher Anteilnahme. Er raffte sich hoch, wankte hin und her, als fänden seine Füße keinen sicheren Halt, mußte sich schließlich an der Felswand stützen. Dort stand er über seinen verkrampften Magen gebeugt, bis Mhoram wiederkehrte, begleitet von Quaan, Korik und zwei anderen Bluthütern. Der Streitwart trug eine kleine eiserne Kassette. »Jene Gewalt war ein Schutzwerk, erstellt von Hoch-Lord Kevin«, sagte Mhoram voller ehrfürchtigem Staunen. »Am Ende dieses Tunnels liegt eine Kammer. Darin haben wir den Zweiten Kreis von Kevins Lehre entdeckt ... den Zweiten von den Sieben Kreisen des Wissens.«
    In Hoch-Lord Prothalls Miene leuchtete Hoffnung auf.

23
     

Kiril Threndor
     
     
    Andächtig nahm Prothall die Kassette entgegen. Seine Finger nestelten an den Verschlüssen. Als er den Deckel hob,

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