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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unseres Zeitalters sein. Aber sie könnte uns gegenwärtig nicht unbedingt zum Segen gereichen.«
    »Weder murren noch zweifeln wir«, ergänzte Prothall mit leiser Stimme. »Wie hätte jemand wissen sollen, was es hier zu finden gab? Aber das Verhängnis des Landes schwebt nun verzweifacht über unseren Häuptern. Wollen wir Lord Foul im Erdkampf überwinden, müssen wir Gewalten meistern, für die wir noch längst nicht bereit sind. So erstehen uns Hoffnung und Bestürzung aus derselben Quelle. Doch mißverstehe uns nicht – wir nehmen diese Gefährdung freudig auf. Die Meisterung von Kevins Lehre ist eines der großen Ziele unseres Daseins. Aber wir dürfen unsere Augen nicht vor den damit verbundenen Wagnissen verschließen. Ich sehe Hoffnung für das Land, aber wenig Hoffnung für mich.«
    »Und selbst diese Einsicht ist trübe«, fügte Mhoram mit gepreßter Stimme hinzu. »Es mag sein, daß Lord Foul uns an diesen Ort geleitet hat, auf daß Gewalten uns verderben, die wir nicht zu beherrschen vermögen.«
    Daraufhin sah Prothall den anderen Lord mit scharfem Blick an. Dann nickte der Hoch-Lord zum Zeichen der Zustimmung bedächtig. Aber die Erleichterung, die Minderung seiner Bürde, die ihm der erste Anblick des Zweiten Kreises bereitet hatte, wich nicht aus seiner Miene. Unterm Einfluß der Entdeckung wirkte er dem Verwalteramt seines Zeitalters gewachsen. Nun würde man sich der Zeit Hoch-Lord Prothalls, Dwillians Sohn, stets erinnern – falls das Aufgebot dies Unternehmen überlebte. Seine Entschlossenheit zeichnete sich aus durch Vorwärtsgewandtheit, als er die Kassette mit dem Zweiten Kreis des Wissens wieder verschloß; seine Bewegungen waren lebhaft und zeugten von Entschiedenheit. Er händigte die Kassette Korik aus, der sie sich mit Clingor -Streifen auf dem bloßen Rücken befestigte, dann darüber wieder sein Gewand zog und dessen Zipfel verknotete, sie auf diese Weise verhüllte. Aber Covenant betrachtete die Trümmer des kurzbeständigen Bauwerks seiner persönlichen Hoffnung, nun zusammengebrochen wie ein Spielzeughäuschen eines Kindes, und wußte nicht, woher er neue erbauliche Gefüge erlangen sollte. Er fühlte sich zu schwach und zu müde, um nur darüber nachzudenken. Für lange Zeit blieb er, wo er angelehnt stand, den Kopf gesenkt, als versuche er, das Kartenwerk seiner Gewandung zu entziffern.
    Trotz der Gefahr rastete und aß das Aufgebot im Tunnel. Prothall vertrat die Auffassung, daß die Folgen des Bleibens so unvorhersehbar waren wie die von allem anderen, das sie tun mochten; folglich ermunterte er seine Begleitung zum Essen, während die Bluthüter Wache hielten. Dann streckte er sich aus, stützte den Kopf auf die Arme und sank anscheinend sofort in festen Schlaf, so auffällig ruhig und still, daß er mehr wie eine Phase der Vorbereitung als der Erholung wirkte. Angesichts seines Beispiels ließ die Mehrheit des Aufgebots ebenfalls die Lider sinken, aber allgemein fand man nur oberflächlichen, ruhelosen Schlaf. Mhoram und Lithe blieben jedoch wach. Der Lord starrte ins Feuer, als trachte er nach einer Vision, und Lithe saß ihm gegenüber, die Schultern ans niederdrückende Gewicht des Berges gelehnt – als sei sie unter der Erde zum Schlafen außerstande, als kränke das Fehlen offenen Himmels und weiten Weidelands ihr Ramen-Blut. An die Felswand gekauert, beobachtete Covenant die beiden, schlief ein wenig, bis mit dem Monduntergang die Sudelfärbung aus seinem Ring zu weichen begann.
    Einige Zeit später erhob sich Prothall, nunmehr frisch und munter, und weckte die Truppe. Sobald alle nochmals gegessen hatten, löschte er das Lagerfeuer. Statt dessen entzündete er eine Lillianrill -Fackel. In der dicken Luft flackerte und prasselte sie bedenklich, aber er zog sie der Benutzung seines Stabes vor, um den Tunnel zu erhellen. Binnen kurzem befand sich das Aufgebot erneut unterwegs. Dazu außerstande, irgend etwas anderes für sie zu tun, ließ die Truppe ihre Toten auf dem steinernen Boden der Kammer des Zweiten Kreises zurück. Das war die einzige Ehre, die sie Birinair und den gefallenen Kriegern noch zu erweisen vermochte. Wieder marschierte sie durch die Dunkelheit, von Hoch-Lord Prothall durch endlose, irrgartenähnliche, schwarze Gänge im tiefen Fels des Donnerbergs geführt. Die Luft erwies sich ständig als um so stickiger, schwüler und schaler, je weiter sie vordrangen. Denn trotz gelegentlicher Steigungen führte der weitere Weg sie im wesentlichen abwärts,

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