Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
unnatürlich laut klang. Für einen Augenblick blieben alle Anwesenden stumm und regungslos, völlig beansprucht davon, zu begreifen, was soeben geschehen war; dann sprachen die Heers wie aus einem Munde ihren Befund mit der Endgültigkeit eines Todesurteils aus.
    »Das Hehre Holz weist ihn ab. Er ist ein Unding im Lande.«

10
     

Das Frühlingsfest
     
     
    Mit beschwingter Bewegung holte Baradakas aus seinem Mantelgewand eine Keule und hob sie, während er sich Covenant näherte. Covenant reagierte instinktiv, zur Gegenwehr gezwungen. Ehe der Allholzmeister ihn erreichte, bückte er sich und bemächtigte sich mit der Linken des Lomillialor -Stabes. Als Baradakas mit der Keule nach seinem Kopf schlug, hieb er den Stab gegen den Arm des Allholzmeisters. Inmitten eines Schauers weißer Funken zersprang die Keule in viele Splitter. Das Phänomen schleuderte Baradakas mit der Wucht einer Explosion rückwärts. Die Gewalt des Zusammenpralls bebte in Covenants Faust und bis empor zum Ellbogen, und seine Finger waren für eine Weile gefühllos. Der Stab begann seiner Hand zu entgleiten. Er starrte ihn fassungslos an. Was zum Satan ...? dachte er. Aber das einhellige Staunen der Heers und die zusammengesackte Gestalt des Allholzmeisters brachten ihm seine Fassung wieder. Mich auf die Probe stellen? höhnte er innerlich. Lumpenhunde! Er nahm den Stab in die rechte Hand, ergriff ihn in der Mitte, wie er es Baradakas tun gesehen hatte. Das glänzende Holz fühlte sich schlüpfrig an; die Berührung damit gab ihm einen Eindruck von Glitschigkeit, als schmelze der Stab in seinem Griff dahin, obwohl sich an dem Holz natürlich nichts regte. Als er den Stab mit der Rechten packte, schaute er in die Runde der Heers, legte in seinen Blick all seinen Ärger über die Behandlung, die sie ihm hatten zukommen lassen. »So, wollt ihr nun noch immer behaupten, daß dies Ding hier mich ablehnt?«
    Soranal und Llaura standen beiderseits Atiarans, Malliner befand sich ihnen gegenüber an der Wandung. Omournil und Padrias beugten sich über den gefällten Allholzmeister. Während Covenant die Versammelten mit trotzigen Blicken maß, wandte sich Atiaran ihm zu; ihre Miene zeugte von unbeugsamer Erbitterung. »In alter Zeit, als Hoch-Lord Kevin irrte und dem Grauen Schlächter sein Vertrauen schenkte, erhielt selbiger die unermeßlich kostbaren Gaben Orkrest und Lomillialor . Die Erzählung will wissen, daß der Graue Schlächter sie bald verlor – aber solange er sie besaß, heißt es, sollen sie ihn nicht abgewiesen haben. Es ist der Falschheit möglich, das Kleid der Wahrheit zu tragen. Vielleicht ist wilde Magie mächtiger als die Wahrheit.«
    Vielen Dank! dachte Covenant und widmete ihr einen bitterbösen Blick. Was versuchst du mir jetzt wieder anzuhängen? »So lautet die Erzählung«, erwiderte Llaura mit matter Stimme. »Aber wir sind nur Holzheimer, keine Lords. Solche Angelegenheiten stehen über uns. Niemals in der Geschichte unseres Volkes hat eine Wahrheitsprobe einen Allholzmeister des Lillianrill niedergeworfen. Wie heißt es im Lied? Er kann ›die Erde verwüsten oder retten‹. Wir wollen darum beten, daß wir nicht wegen unseres Argwohns der Verwüstung anheimfallen.« Sie hob Covenant eine unsichere Hand zum Willkommensgruß entgegen. »Heil dir, Zweifler! Vergib uns unsere Bedenken, und sei willkommen im Holzheim Hocherhaben.«
    Im ersten Augenblick lag auf Covenants Lippen eine bissige Antwort. Aber als er in ihre Augen sah, erkannte er die Aufrichtigkeit ihrer Entschuldigung. Ihre Bereitwilligkeit zersetzte seinen Groll. »Vergessen wir's«, sagte er mit einander widerstreitenden Gefühlen.
    Llaura und Soranal verbeugten sich beide, als hätte er damit die Entschuldigung offiziell angenommen. Dann wandten sie sich um, als sich der benommene Baradakas auf die Beine rappelte. Seine Hände betasteten sein Gesicht, als sei es von Spinnweben verklebt, aber er versicherte Omournil und Padrias, er sei unverletzt geblieben. Auch er hieß Covenant willkommen, in seinen Augen äußerstes Staunen und tiefste Bestürzung, die eine bemerkenswerte Mischung ergaben. Covenant ging darauf mit einem mürrischen Nicken ein. Er wartete keine diesbezügliche Frage des Allholzmeisters ab, sondern reichte Baradakas das Lomillialor unaufgefordert zurück; er war heilfroh, das auf beunruhigende Weise schlüpfrige Ding loszuwerden. Baradakas nahm das Holz und lächelte es schief an, als sähe er in ihm einen höchst lästigen Zeugen seiner

Weitere Kostenlose Bücher