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Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Der Fluch des Verächters - Covenant 01

Titel: Der Fluch des Verächters - Covenant 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Niederlage. Dann schob er es wieder unter sein Mantelgewand. Er wandte sein Lächeln Covenant zu. »Unsere Gegenwart ist hier nicht länger nötig, Zweifler«, sagte er. »Du hast noch kein Mahl verzehrt, und die Müdigkeit nach deiner langen Wanderung lastet schwer auf dir. Willst du meines Hauses Gastfreundschaft annehmen?«
    Die Einladung überraschte Covenant; für einen Moment zögerte er, versuchte zu entscheiden, ob er dem Allholzmeister trauen konnte oder nicht. Baradakas wirkte gefaßt, keineswegs feindselig, aber sein Lächeln war von vielschichtigerer Bedeutung als Llauras Entschuldigung. Doch Covenant befand, daß er, wenn es sich um die Frage des Vertrauens handelte, in Baradakas' Gesellschaft allein sicherer war als unter allen Heers zusammen. »Ich bin geehrt«, gab er unbeholfen zur Antwort.
    Der Allholzmeister vollführte eine Verbeugung. »Wer eine Gabe annimmt, ehrt den Geber.« Er sah die übrigen versammelten Holzheimer an, und als sie zum Ausdruck ihrer Zustimmung nickten, drehte er sich um und verließ die Kernholzkammer. Covenant blickte hinunter zu Atiaran, aber sie unterhielt sich bereits leise mit Soranal. Ohne weiteres Zögern trat er hinaus auf den breiten Ast neben Baradakas. Die Nacht überm hohen Baum war nun mit Lichtern durchsetzt – den häuslichen Feuern der Holzheimer. Sie erhellten die Tiefe bis weit drunten im Geäst, erreichten jedoch nicht den Erdboden. Unwillkürlich klammerte sich Covenant an Baradakas' Schulter. »Es ist nicht weit«, sagte der Allholzmeister nachsichtig. »Nur bis zum nächsthöheren Ast. Ich werde dir nachfolgen. Du wirst nicht abstürzen.«
    Covenant knirschte lautlose Flüche zwischen den Zähnen und griff in die Sprossen der Leiter. Zu gerne hätte er kehrtgemacht und sich auf den festen Boden der Kernholzkammer zurückbegeben, aber Stolz und Ärger verboten ihm einen so schmachvollen Rückzug. Und die Sprossen fühlten sich unter seinen Fingern griffig an, nahezu klebrig. Baradakas legte ihm zur Ermutigung eine Hand auf die Schulter, und er begann linkisch nach oben zu klettern. Wie Baradakas versprochen hatte, war der nächste dicke Ast nicht weit entfernt. Covenant gelangte beinahe im Handumdrehen hinauf. In kurzem Abstand vom Baumstamm gabelte sich der Ast, in dieser Astgabel befand sich das Heim des Allholzmeisters. Indem er sich zur Sicherheit an Baradakas' Schulter festhielt, kam er unversehrt bis zum Eingang, und er überquerte die Schwelle in einem wahren Schwung der Erleichterung. Er betrat eine säuberliche Wohnstätte aus zwei Räumen, die vollkommen aus den Zweigen des Baums bestand; ineinander verflochtenes Geäst bildete den Fußboden, die Wände und auch die Trennwand zwischen den zwei Räumen, und die Decke war eine Kuppel aus Reisig und Laub. Entlang einer Wand des vorderen Raums wuchsen breite hölzerne Kniegebilde ins Innere der Behausung und gaben Sitzgelegenheiten ab. An der Wand gegenüber war eine herabgeklappte Pritsche. Die Behausung besaß eine Atmosphäre von Wärme und Reinheit; es haftete ihr jedoch auch so etwas wie eine uneingeschränkte Ergebenheit für eine gewisse Lehre an, und dieser Umstand beunruhigte Covenant, erinnerte ihn an die Tatsache, daß der Allholzmeister ein gefährlicher Mann sein konnte. Während Covenant sich in der Räumlichkeit umschaute, steckte Baradakas Fackeln in alle Wände und entzündete sie, indem er sich über ihren Enden die Hände rieb und dabei gedämpft murmelte. Dann kramte er für ein kurzes Weilchen im hinteren Raum herum; er kehrte mit einem hölzernen Tablett wieder, auf dem Scheiben von Brot und Käse aufgehäuft lagen sowie eine pralle Rebe von Trauben, und außerdem stand darauf ein ebenfalls aus Holz gefertigter Krug. Er schob einen kleinen dreibeinigen Tisch zwischen zwei der Astsitze, stellte das Tablett in die Mitte und winkte Covenant, daß er Platz nehmen möge.
    Beim Anblick des Essens bemerkte Covenant seinen Hunger; im Laufe der beiden letzten Tage hatte er nichts gegessen außer Aliantha . Er wartete, während Baradakas für einen Moment überm Tisch das Haupt neigte, dann setzte er sich. Er folgte dem Beispiel seines Gastgebers und machte sich Stullen, indem er Käsescheiben und Trauben zwischen Scheiben frischen Brotes legte und sich großzügig aus dem Krug mit Frühjahrswein bediente. In seiner ersten Beschäftigung mit dem Essen hielt er den Mund und konzentrierte sich voll darauf, seinen Hunger zu stillen. Allerdings vergaß er darüber nie, wer sein Gastgeber

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