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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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nennen, weil er so geschickt ist beim Reparieren der Netze, hat sich mit einer Fackel näher herangewagt. Er hat erzählt, daß der Tote eine seltsame Robe trägt und aussieht, als hätten ihn die Löwen in der Mangel gehabt. Wir hatten alle das Gerede von dem verrückten Tribun gehört, und daß er Crassus verflucht hatte; deswegen bin ich zum Tor und habe es sofort gemeldet.«
    »Sehr lobenswert. Auf welchem Ufer lag er?«
    Der Mann drehte sich um und wies auf das der Stadt gegenüberliegende Ufer. »Auf dem etruskischen.«
    »Habt ihr die Leiche selbst geborgen?«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Nein, wir rühren keine Toten an. Sonst fängt man nie wieder einen Fisch, bis man von einem Priester gereinigt wurde. Der Hauptmann am Tor hat ein paar Sklaven zusammen getrommelt, die am Viehmarkt mit Putzarbeiten beschäftigt waren, und die haben ihn durch das Tor getragen. Mittlerweile hatte sich das Gerücht verbreitet, so daß am Stadttor bereits eine Menschenmenge wartete.«
    »Ein ausgezeichneter Bericht«, lobte ich ihn. »Ich bin dir zu Dank verpflichtet.« Ich wandte mich zum Gehen, doch er erhob erneut die Stimme.
    »Senator?«
    Ich drehte mich wieder um. »Ja?«
    »Du kandidierst doch als Aedil fürs nächste Jahr, oder nicht?« »So ist es.«
    »Wenn du gewählt wirst... also der große Abwasserkanal ist wirklich schlimm verstopft und müßte schon seit Jahren gereinigt werden.«
    »Ich werde daran denken«, erwiderte ich mit einem resignierten Seufzer. Ich würde alle Versäumnisse meines Vorgängers bezahlen müssen. Die Reinigung der Abwasserkanäle war eine der übelsten Aufgaben auf der Liste eines Aedilen. Normalerweise ließen wir das von Sträflingen erledigen.
    »Kümmere dich darum, sobald du im Amt bist«, ermahnte er mich. »Sonst ist es zu spät.«
    »Was soll das heißen?« fragte ich.
    »Im nächsten Jahr kommt eine Flut, eine große. Alle Zeichen weisen darauf hin«, antwortete er mit einem traurigen Nicken.
    »Ich werde mich darum kümmern«, versicherte ich ihm.
    »Vielen Dank für die Warnung.«
    Über die Aussichten des kommenden Jahres grübelnd, schlenderte ich zum Campus Martius. Ich bezweifelte keinen Augenblick, was der Mann gesagt hatte. Ich hatte es nicht mit einer alten Frau zu tun, die in jedem Vogel, der an ihrem Fenster vorbeiflog, eine Warnung der Götter sah, sondern mit Menschen, die ihr ganzes Leben auf dem Fluß verbrachten und seine Launen kannten. Wenn sie sagten, daß ein Hochwasser bevorstand, würde es, wenn alles mit rechten Dingen zuging, auch eines geben.
    Ich schlug den Weg zum Pompeius-Theater ein. Die Straße war von einigen unserer kleineren, aber nichtsdestoweniger schönen Tempeln gesäumt. Pompeius hatte die Straße erweitern und ausbessern lassen, um einen angemessenen Anfahrtsweg zu seinem Theater zu schaffen, das das erste feste Theatergebäude Roms war. Jahrhundertelang hatten die Censoren versucht, derart degenerierte griechische Einflüsse von der Stadt fernzuhalten, weil sie darin eine Gefahr für die öffentliche Moral witterten.
    Der große Komplex miteinander verbundener Gebäude erhob sich auf der Ebene des Marsfeldes wie ein gestrandeter Wal. An einem Ende befand sich das riesige Theater mit dem darüber liegenden Tempel. Von dort erstreckte sich eine extravagante Säulenhalle bis zum Versammlungshaus des Senats. Das Ganze war von prachtvollen Gärten umgeben. Pompeius konnte also doch manche Dinge richtig machen, wenn er einen kompetenten Mitarbeiter engagierte, der sie für ihn erledigte.

    Ich betrat das große Halbrund aus Sitzen, das angeblich vierzigtausend Menschen faßte. Auf der Bühne probte eine Schauspielertruppe offenbar eine Tragödie, obwohl die Mimen ohne Masken recht seltsam aussahen. Hinter den obersten Rängen, direkt vor dem Tempel, hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Ich begann meinen Aufstieg und kam mir vor wie ein Sklave, der auf einen der obersten Plätze mit dem schlechtesten Blick verbannt worden war.
    Eine Schlägertruppe wachte als eine Art Ehrengarde bei den zerfleischten Überresten des unbetrauert verstorbenen Ateius Capito. Ich machte mir nicht die Mühe, ihn genauer zu untersuchen, weil ich gekommen war, mir die Meinung eines Experten anzuhören. Statt dessen bewunderte ich den Tempel, den ich seit seiner Fertigstellung noch nie besichtigt hatte.
    Der Tempel der siegreichen Venus war notgedrungen klein, doch die Proportionen an sich waren perfekt. Die schlanken, kunstvoll kannelierten korinthischen

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