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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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würde. Hatte er mir weit ärgere Absichten verheimlicht? Das bezweifelte ich stark. Er hatte zu viel von dem emotionslosen, leidenschaftslosen Wesen seines Vaters, obwohl ich ihn als möglichen Tatverdächtigen nicht völlig ausschließen durfte.
    Dann war da der Fluch selbst, genauer der Geheime Name Roms. War Ateius ermordet worden, um die Identität der Person zu schützen, die ihm diesen Namen verraten hatte? Das erschien vielversprechender. Es deutete auch auf eine Verschwörung hin.
    Und eins wußte ich aus langer Erfahrung: Es ist leichter, einen Elefanten unter einem Bett zu verstecken, als in Rom eine Verschwörung geheim zu halten. Vor allem eine Verschwörung, in die nicht nur wichtige Männer, sondern auch Ausländer wie die von mir befragten Zauberer verwickelt waren. Manchmal hat man das Gefühl, daß Verschwörer eigentlich gerne reden würden, wenn man ihnen nur einen Vorwand böte.
    Ich wollte gerade ungeduldig werden mit Bacchus, als er mir eine dieser Inspirationen zuteil werden ließ: Ich hatte mich bisher ausschließlich auf das Opfer des Fluches und den Ermordeten konzentriert. Was aber, wenn sie nur unbedeutende Opfer in einem Angriff waren, der Rom selbst galt? Das klang gut, und ich konnte mein patriotisches, republikanisches Gefieder plustern. Schließlich war ich über den Fluch empört, nicht weil er gegen Crassus gerichtet war, den kein Mensch leiden konnte, sondern weil Rom in Gefahr war. Wieder Orodes? Ich hielt es für wenig plausibel, daß ein langärmeliger, hosentragender barbarischer Tyrann sich eine so feinsinnige Geschichte wie die mit dem Fluch ausgedacht haben sollte. Es sei denn, er hätte die Unterstützung eines römischen Verräters.
    Mir wurde klar, daß ich mit aller Gewalt versuchte, die Schuld auf einen ausländischen Feind zu schieben. Ich wußte, daß ich etwas übersah. Ich war mir sicher, daß es einen Beweggrund gab, den ich nicht kannte. Frustriert knallte ich meinen Becher auf den Tisch.
    »Irgendwas nicht in Ordnung, Senator?« fragte die pummelige Bedienung.
    »Ich fühle mich nicht hinreichend inspiriert«, erklärte ich ihr.
    »Vielleicht, weil dein Becher leer ist?«
    Ich starrte auf den Boden meines Trinkgefäßes. »So ist es.
    Nun, das läßt sich leicht korrigieren. Bring mir noch einen.«
    Sie nahm den leeren Becher und kehrte wenig später mit einem vollen zurück. »Inspiration kann ich nicht versprechen, aber der Wein ist gut.«
    Möglicherweise war ich ein klein wenig unsicher auf den Beinen, als ich mich auf den Weg zum Forum machte. Auf dem weltgrößten Umschlagplatz für Klatsch ging es beinahe tumulthaft zu. Lautstarke Redner predigten von den Sockeln der Denkmäler zu Trauben von Müßiggängern, und die Leute plapperten daher, als wären sie in allen Weltangelegenheiten gut informiert. Senatoren standen auf den Gerichtstribünen und Stufen der großen öffentlichen Gebäude und disputierten heftig über dieses und jenes.
    »Decius Caecilius!« Es war Cato, der mir aus der Säulenhalle des Tempels von Castor und Pollux zurief. Neben ihm stand Sallustius Crispus, der behaarte Lümmel, den ich vor ein paar Tagen in den Thermen getroffen hatte. Das war genau das, was ich brauchte. Der Mann, der mir seit vielen Jahren einer der unsympathischsten Römer war, hatte sich mit dem jüngsten Objekt meiner Abneigung angefreundet. Sei's drum. Nachdem ich am Vorabend in aller Öffentlichkeit Clodius die Hand gereicht hatte, würde ich auch das lächelnd überstehen.
    »Irgendwelche Fortschritte bei deiner Ermittlung?« fragte Cato. Er roch wie ein Weinfaß, aber das tat ich vermutlich auch.
    Einen Moment lang fragte ich mich, welche Ermittlung er meinte, bis mir klar wurde, daß er von der ersten wahrscheinlich gar nichts wußte.
    »Läuft alles bestens«, log ich. »Ich bin auf der Suche nach Milo, um ihm Bericht zu erstatten.«
    »Hast du schon das neueste Gerücht gehört, das in der Stadt die Runde macht?« fragte Sallustius. »Leute wollen die Furien direkt hier in Rom gesehen haben!« Er grinste, offenbar stolz auf die Kühnheit, ihren Namen laut ausgesprochen zu haben.
    »Angeblich haben sie Köpfe wie Hexen mit schlangenartigen Haaren und langen Fangzähnen, die Gestalt von Geiern, riesige Krallen und Schwänze wie Schlangen.«
    »Ich habe immer gewußt, daß sie genauso aussehen würden wie die Bilder auf den griechischen Vasen«, erwiderte ich.
    »Man sagt, sie seien gekommen, Ateius Capito für seinen Frevel zu richten«, fuhr Sallustius

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