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Der Fluch des Volkstribuns

Der Fluch des Volkstribuns

Titel: Der Fluch des Volkstribuns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sie sich nicht vor Entsetzen den Kopf bedeckt haben.«
    »Vielen Dank, Hauptmann, du warst mir eine große Hilfe«, erklärte ich. »Flotte Uniform übrigens.«
    »Danke, Senator«, erwiderte er strahlend. Es war gewiß ein Segen, daß unsere Legionen alle in Angst und Schrecken versetzten.
    Ich ging durch das Tor, das gerade breit genug war für zwei Ochsenkarren, wenn die Ochsen dünn waren. Es war ein verblüffender Gegensatz zu der prachtvollen Straße davor, der Via Appia, der ersten und noch immer bedeutendsten unserer großartigen Landstraßen.
    Ganz in der Nähe des Tores saß eine stämmige Bäuerin unter einer Markise, umgeben von Strohkäfigen mit Tauben, Hähnen und anderen Opfertieren. Das Gesetz schrieb vor, daß alle lebenden Tiere einschließlich der Opfertiere unter der Oberaufsicht der Aedilen auf dem Viehmarkt verkauft werden mußten. Trotzdem schlugen hier viele ihre Stände auf, um die Marktgebühren zu sparen. Die Augen der Frau wurden schmal, als sie meinen Senatorenstreifen entdeckte. »Ich tue nichts Falsches hier, Senator«, protestierte sie, noch bevor ich ein Wort gesagt hatte.
    »Außerdem bist du kein Aedil.«
    »Nein, aber nächstes Jahr, also kannst du genausogut gleich mit mir zusammenarbeiten, sonst mache ich dir nächstes Jahr das Leben verdammt schwer.«
    »Nun, was willst du denn?«
    »Warst du hier, als Crassus die Stadt verlassen hat?«
    »Das war ich, und es war ein ziemliches Spektakel, obwohl wir hier draußen den besten Teil verpaßt haben. Ich konnte nicht sehen, wie dieser Verrückte die Stadt mit seinem Fluch belegt hat.«
    »Ich war auf der anderen Seite und habe es gesehen. Aber dann ist der Mann in dieser Richtung verschwunden. Hast du ihn gesehen?«
    »Er war ja nicht zu übersehen«, meinte sie. »Er trug eine Robe, die aussah wie das Zelt einer babylonischen Hure auf einem Bauernmarkt.«
    Endlich eine Augenzeugin. »Wie ist er denn von dem Tor heruntergekommen?«
    »Er hatte da drüben eine Leiter.« Sie zeigte auf die Mauer direkt neben dem Tor. »Sie steht jetzt nicht mehr da.«
    »Hast du gesehen, wie er hochgeklettert ist?«
    Sie überlegte. »Schon möglich. Die Leiter stand schon da, als ich meinen Stand aufgebaut habe. Kurz nach Morgengrauen habe ich gesehen, wie zwei oder drei Männer die Leiter benutzt haben. Ich habe nicht weiter darauf geachtet. Ich dachte, es wären Leute, die sich einen guten Platz für das Schauspiel sichern wollten. Jeder wußte, daß Crassus die Stadt an jenem Morgen verlassen wollte. Seine Reiter waren über die ganze Straße verteilt. Ein toller Anblick.« Wie bereits vermutet, hatte Ateius Helfershelfer gehabt. Es war mir von Anfang an aufgefallen, daß er sehr wenig Zeit gehabt hatte, seine ganze Ausrüstung auf das Tor zu schleppen und sein Feuerchen zu schüren. Doch Kostüm und Requisiten hatten schon bereitgelegen, als er vom Forum herüber gelaufen war.
    »Was tat er, als er unten war?« fragte ich die Frau.
    »Nun, zuerst hat er die Robe ausgezogen und in einen Sack gestopft. Ein Mann half ihm, einen Arm zu verbinden. Ich habe gehört, daß sich der Tribun bei seinem Fluch einen Arm aufgeritzt hat.«

    »Und wo ist er dann hingegangen?«
    Sie wies nach Westen, wo die Stadtmauer entlang des Aventins einen Bogen nach Süden macht, bevor sie sich wieder nach Norden wendet und auf den Fluß stößt. »Sie sind in die Richtung gelaufen. Nachdem sie an den Pferdeställen vorbei gekommen sind, habe ich sie aus den Augen verloren.« Das Gelände vor der Stadtmauer war an dieser Stelle noch immer größtenteils Weideland, doch es gab auch einige Häuser und Ställe.
    »Danke. Du bist mir seit Tagen die erste echte Hilfe gewesen«, versicherte ich ihr.
    »Dann wirst du mir das Leben als Aedil nicht schwermachen, oder?«
    »Dafür werde ich viel zu beschäftigt sein.« Ich fragte noch einige andere Leute, doch die meisten hatten in dem allgemeinen Aufruhr nichts mit bekommen, und die wenigen, die etwas gesehen hatten, bestätigten die Geschichte der Vogelhändlerin.
    Also waren sie nach Westen geflohen, zwei, vielleicht auch drei Männer. In dieser Richtung waren noch zwei oder drei Tore, bevor die Stadtmauer an den Fluß stieß. Durch jedes dieser Tore hätten sie die Stadt unbemerkt wieder betreten können. Vielleicht waren sie auch bis zum Ufer und weiter bis zu einer der Brücken gegangen oder hatten mit einem Boot übergesetzt. Kurz darauf mußte Ateius ermordet worden sein, und man hatte seine Leiche am Westufer des Tibers

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