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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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außergewöhnliche Frau. Ist sie verheiratet?«
    »Nein, aber sie lebt mit einem holländischen Wissenschaftler zusammen. Sie haben zwei kleine Kinder. Ich habe sie nur ein paar Mal gesehen, als wir zu ihnen in die Vereinigten Staaten gefahren sind. Sie sind beide strohblond und haben nichts von den Pisus«, schließt er zufrieden. Und was ist mit den Genen? Die können so blond sein, wie sie wollen, aber Blut ist dicker als Wasser. Vielleicht wird eines von ihnen zu Giacomo Pisu 2 ... Aber was weiß ich eigentlich Genaues über diesen Mann? Und wenn ich ihm Unrecht tue, indem ich ihn mir immer als die Ausgeburt allen Übels vorstelle?
    »Was war Ihr Schwiegervater für ein Mensch, Signor Pizzi? In was für einem Verhältnis standen Sie zu ihm?«
    Pizzi blinzelt. Er späht über Nellys Schulter, denn seine Frau winkt ihn zu sich heran.
    »Entschuldigen Sie, Dottoressa, ich muss gehen.« Und schon ist er weg. Aber klar, du musst gehen. Abhauen trifft es wohl eher. Und bloß nicht über deinen Schwiegervater reden. Ach, ich wollte ihn doch noch fragen, was er in der Detektei zu tun hatte ...
    Unterdessen hat sich Serena wieder unter Marcos schützende Fittiche geflüchtet, der ihr etwas ins Ohr flüstert. Sie hat die Augen geschlossen wie ein trauriges Kind, das man mit einem Märchen tröstet. Nelly geht zu Filippo hinüber.
    »Hallo, Filippo. Was macht Ihre Erinnerung?«
    Er verzieht das Gesicht. Das Thema scheint ihm nicht zu schmecken.
    »Keine Ahnung, Dottoressa Rosso. Unverändert, würde ich sagen. Leider.« Er lächelt entschuldigend.
    »Ich habe gesehen, dass Sie mit der Schwester des Toten geredet haben. Irre ich mich, oder kannten Sie sie bereits, bevor sie Ihre und Basiles Klientin wurde?«
    »Klar kenne ich sie. Wir sind zusammen auf der Uni, sie studiert Jura wie ich, auch wenn wir nicht die gleichen Kurse besuchen.«
    »Verstehe. Und Gioia Innocenti? Kannten Sie die auch?«
    Nelly fragt das wie nebenbei und ohne ihn anzuschauen. Aber sie kann ihn im Spiegel gegenüber sehen. Filippo scheint die Frage nichts auszumachen.
    »Gioia kannte ich auch, die Ärmste, und ihre Schwester Gemma, mit der bin ich sogar ein paar Mal aus gewesen. Giancarlo kannte ich hingegen nur vom Sehen.«
    Ein Schrei lässt alle Anwesenden zusammenfahren. Es ist Serena. Panisch stürzt sie zu ihrer Mutter, die schlaff und wie ohnmächtig in ihrem Sessel hängt.

IX
     
    Trotz des strikten Verbots hatte es Alice Pisu geschafft, sich heimlich ein paar Gläschen Wein einzuhelfen, dazu Schnaps, weshalb sie beinahe draufgegangen wäre. Zum Glück – oder zu ihrem Unglück? Wollte sie sterben? – wurde sie wieder zurückgeholt und schleunigst in die x-te Entzugsklinik gebracht. Entzug von was? Vom Leben? Auf ihre Art hat sie das doch schon gemacht. Scheiße, ich werde echt zynisch.
    Nelly saß in der Küche und frühstückte mit ihrem Sohn, ein Frühstück im Freien war trotz des blauen Himmels nicht möglich, denn die Tramontana ging einem durch Mark und Bein. Sie gab sich einen Ruck und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen, der sich endlich bequemt hatte, ein Wochenende bei seiner alten Mutter zu verbringen, nachdem sie sich das letzte Mal dank der Verdammten so gut wir gar nicht gesehen hatten. Er hatte sich die roten Rastazöpfe abgeschnitten, und das kurze Haar ließ sein schmales Gesicht noch hagerer erscheinen. Ob er genug isst? Ob er anständig isst, oder nur Junk-Food? Eigentlich war Mau in puncto Essen, Umwelt und fairem Handel immer weitaus bewusster gewesen als sie, doch seit seine Beziehung zu seiner ersten großen Liebe Monica Pittaluga in die Brüche gegangen war, war er sehr viel verschlossener, und Nelly hatte Mühe, aus diesem rätselhaften Menschen, den sie auf die Welt gebracht und großgezogen hatte, schlau zu werden.
    Mit gesenktem Blick aß Mau die Focaccia, die sie noch schnell besorgt hatte. Der Appetit schien zum Glück nicht gelitten zu haben. Aber was sein Leben in Mailand betraf, musste man ihm alles aus der Nase ziehen. Nach ein paar Anläufen hatte Nelly es aufgegeben und sich darauf beschränkt, seine Anwesenheit zu genießen.
    »Und, Mama, wie geht’s dir so? So allein, meine ich.«
    Mau sah sie mit seinen schmalen grauen Augen an. Endlich schien er sie wieder wahrzunehmen. Die Frage traf Nelly unerwartet. Sie druckste ein wenig herum: Das war ein heikles Thema, und sie versuchte Zeit zu gewinnen. Sollte sie lügen oder die Wahrheit sagen?
    »Wie’s mir so geht? Na ja, wie immer

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