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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Gavino hatte eine Frau und einen Sohn, Panni eine Frau und eine Tochter ...«
    Tano rutschte auf seinem Stuhl herum.
    »Entschuldige mal, du kannst doch nicht die gesamte Verwandtschaft der Sogos beschuldigen! Bei Boboi und den anderen Personen, die du gerade genannt hast, wurden keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass sie etwas davon gewusst haben oder beteiligt gewesen sind, und die Kinder der beiden waren damals noch winzig ...«
    Nelly warf ihm einen ironischen Blick zu.
    »Sehr gut, Tano. Es wurden keine Beweise gefunden. Und Kinder werden nun mal groß. Genauso wie die Pisu-Kinder.«
    Schweigen erfüllte das Zimmer. Jeder war in seine Gedanken versunken.
    »Eine Rache der Sogos-Nachkommen, womöglich mit Hilfe von Boboi Sogos und zu Schaden von Giacomo und seinen Nachkommen?«
    Marcos Miene und Stimme verrieten seine Skepsis. Gerolamo machte den Mund nicht auf, doch Nelly hatte den Eindruck, dass er auf ihrer Seite war. In seinen dunklen Augen lag Zuspruch.
    »Kann man es ausschließen?«, fuhr sie beharrlich fort. »Aller Wahrscheinlichkeit nach hat Giacomo Pisu sowohl die Sogos als auch die Seccis über den Tisch gezogen. Erstere hat er angeschwärzt, nachdem er sich das Lösegeld unter den Nagel gerissen hat, und hat sie der Polizei ins Netz gehen lassen. Und den anderen hat er nichts davon abgegeben und sich Richtung Festland aus dem Staub gemacht. Das reicht doch dicke für eine Rache, findet ihr nicht?«
    »Und wieso könnten es nicht die Nachkommen der Seccis sein, die sich nach so vielen Jahren einen Ruck gegeben und beschlossen haben, den Pisus doch noch eine kleine Lektion zu erteilen?«
    Tano hatte nonchalant und ein bisschen von oben herab geklungen. Sie starrt ihn grimmig an.
    »Schon möglich, aber ich glaube nicht, dass sie es waren. Sie stehen sehr gut da, haben Geld, Einfluss und Besitz. Und wenn das, was ich geschildert habe, zutrifft, hat es ihnen nur im Portemonnaie weh getan, während die Leben der Sogos zerstört worden sind: Gavino tot, Panni im Knast, die Mutter stirbt quasi vor Gram, der Vater bringt sich um – wie Giancarlo, ganz nebenbei bemerkt ... Nur Gavinos Frau macht mit einem scheinbar normalen Leben in der elterlichen Trattoria weiter und zieht den Sohn Emanuele groß, der heute ein erfolgreicher Restaurantbesitzer in Olbia ist. Ein Mann um die vierzig ...«
    »Der bestimmt so durchgeknallt ist, sein Leben und seine Reputation aufs Spiel zu setzen, um den Vater zu rächen. Das ist doch ein verdammtes Klischee: die Sarden und die Rache! Hast du in letzter Zeit vielleicht Colomba von Mérimée gelesen, Nelly? Die ist zwar Korsin, aber ansonsten ist es dasselbe, Blut und Rache.«
    »Verdammt, Tano, und dann ist da noch die andere Frau, die von Panni, die verschwunden ist und eine Tochter hatte.«
    »Und die hat sich in einen Racheengel verwandelt. Wenn sie nicht irgendwo in einem sardischen Eichenwäldchen verscharrt wurde. Ist dir denn noch nie in den Sinn gekommen, dass Menschen manchmal einfach sterben? Eines natürlichen Todes, meine ich.«
    Marco sah sie selbstgefällig an, doch Nelly war in voller Fahrt und ließ sich nicht aus dem Konzept bringen.
    »Ich lasse all eure Einwände gelten und nehme sie nicht persönlich. Aber jetzt haben wir es mit einer Entführung zu tun – und die entführte Person ist weiblich. Soweit wir wissen, haben sich die Entführer nicht gemeldet. Aber können wir uns da sicher sein?« Sie sah triumphierend in die Runde.
    »Der Richter hat das Familienvermögen einfrieren lassen, damit sie das Lösegeld nicht doch zahlen«, hob Tano an, und Nelly warf ihm einen ironischen Blick zu.
    »Und natürlich gibt es für international agierende Personen heutzutage keine Möglichkeit, die Sache zu umgehen, wie?«
    Wieder fielen die vier in Schweigen, jeder grübelte für sich. Schließlich ergriff Tano das Wort.
    »Die Geschichte könnte – wohlgemerkt, sie könnte – aufgehen, auch wenn sie mir allzu sehr nach dem Grafen von Monte Christo und seinen über Jahrzehnte im Kerker ausgeklügelten Racheplänen schmeckt. Wir sollten Emanuele Sogos und seinen Onkel ins Visier nehmen.«
    »Schon veranlasst.«
    Tano sah sie an. »Wir sollten herausfinden, wo die Frau und die Tochter von Panni Sogos abgeblieben sind und ob sie noch leben.«
    »Schon veranlasst.«
    Tano presste genervt die Lippen aufeinander. Nelly lächelte ihn an. »Und wir sollten Pizzi ausquetschen, um herauszukriegen, was der hinter unserem Rücken womöglich so alles treibt. Ob er vielleicht

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