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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Dottoressa Rosso, danke, dass Sie so schnell gekommen sind.« Er ließ sie Platz nehmen. Mit besorgter Miene schloss er die Tür. Dann zog er eine Schublade auf, holte zwei winzige Wanzen hervor und hielt sie Nelly hin.
    »Hier, in Ihrem Büro?« Nelly war fassungslos. Basile nickte grimmig.
    »Und das ist nicht alles. Heute Morgen habe ich ein Dokument gesucht und eine Schublade an Filippos Schreibtisch aufgezogen, unter seinem Computer ... Schauen Sie mal.« Er hielt Nelly ein Schwarzweißfoto hin. Darauf war eine junge Frau mit langen, dunklen, zu einem Dutt gebundenen Haaren zu sehen. Sie hielt ein kleines Mädchen an der Hand. Dahinter sah man eine sonnenbeschienene, ländliche Umgebung. Nelly betrachtete es verständnislos. Dann drehte sie es um und sah, was auf der Rückseite stand. Es war in einer unsicheren, kindlichen Handschrift geschrieben. »Meinem lieben Ehemann Panni. Von seiner Mimma mit Töchterchen Filomena, 13. August 1976.« Nelly schluckte ein paar Mal.
    »Panni Sogos’ Frau? Wie sind Sie an dieses Foto gekommen, Basile?«
    Basile holte tief Luft. Er sah aus, als würde ihm ein Zahn gezogen.
    »Wie gesagt, ich habe etwas gesucht und eine von Filippos Schubladen aufgezogen. Darin lag dieses Foto. Und dieses auch.« Er hielt ihr das Passbild eines Personalausweises hin. Es war dieselbe Frau, nur ein paar Jahrzehnte älter. Das Haar war kurz und weiß, das Gesicht eingefallen, der Blick stumpf. Ihr Name war Maria Immacolata Capitone. Ausgestellt war das Dokument im Jahr 2005. In Genua.
    »Wo ist Filippo? Was hat er mit der Witwe von Panni Sogos zu tun?«
    Basile schnaufte.
    »Er war schon seit ein paar Tagen nicht mehr hier, weil er sich auf eine wichtige Prüfung an der Uni vorbereiten muss. Das hat er mir zumindest gesagt. Diese Frau ... Er hat mir neulich mal ein Bild von sich mit seiner Großmutter gezeigt. Dies ist seine Großmutter.« Er schnaufte erneut. »Er ist Panni Sogos’ Enkel, der Sohn seiner Tochter Filomena, so sieht es aus.«
    Nelly und Basile sahen einander fassungslos an. Der Junge hatte sie die ganze Zeit über für dumm verkauft. Während sie sich mit der Suche nach den verschollenen Sogos-Angehörigen herumgeschlagen hatten, hatte er danebengesessen und zugesehen. Aber warum?
    »Wieso hat er mich angelogen? Ich hab alles für ihn getan, er war wie ein Sohn für mich, ich hätte mein Leben in seine Hände gelegt, so blind habe ich ihm vertraut.«
    Basile ließ seine Faust so heftig auf den Schreibtisch niedersausen, dass Papiere und Stifte einen Satz machten.
    »Entschuldigen Sie, Dottoressa. Ich fühle mich so ... Ich kann es einfach nicht fassen. Filippo ist ein guter Junge. Vielleicht sind unsere Schlüsse zu voreilig. Wir sollten uns erst anhören, was er zu sagen hat.«
    »Basile, ich bin genauso vor den Kopf geschlagen wie Sie. Aber hier geht es um eine Entführung, und Sie wissen ebenso gut wie ich, dass es bei den Sogos, ob jung oder alt, noch immer Wut- und Hassgefühle gegen Giacomo Pisu und seine Familie geben könnte. Natürlich hören wir uns an, was Filippo zu sagen hat, und vielleicht hat er wirklich nichts damit zu tun, dennoch werde ich mir einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung verschaffen, wir werden sofort hinfahren, und der Staatsanwalt soll mir derweil einen ausstellen. Wo wohnt Filippo De Magistris?«
     
    Filippo De Magistris wohnte in einer Gasse nicht weit entfernt von der Piazza Tavarone. Nelly und Basile hatten auf dem Weg dorthin kein Wort mehr gewechselt. Nelly hatte mit der Staatsanwältin Antonella Pasqui telefoniert, die auch mit dem Pizzi-Fall betraut war, und Marco gebeten, ihr den Durchsuchungsbefehl zu Filippos Wohnung zu bringen. Sollte De Magistris etwas mit der Entführung zu tun haben, war keine Zeit zu verlieren. Basile war rastlos, man sah, dass er es kaum abwarten konnte, dem Jungen gegenüberzustehen. Doch sie mussten sich noch eine Dreiviertelstunde gedulden, die sie in einer Bar totschlugen, von der aus man die Eingangstür von Filippos Wohnhaus im Blick hatte. Endlich traf Marco völlig außer Atem ein.
    »Alles in Ordnung, hier ist der Durchsuchungsbefehl. Wo wohnt unser Freund?«
    Wortlos deutete Nelly mit dem Kinn auf die Eingangstür. Sie zahlten und verließen das Lokal.
    »Sie, Basile, bleiben erst einmal hier, wir gehen rein. Später können Sie nachkommen.«
    »Dottoressa, ich bitte Sie, lassen Sie mich dabei sein. Wenn Sie wüssten, wie ich mich fühle ...«
    »Gerade deshalb.«
    Nelly ließ sich nicht

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