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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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da eigentlich macht. Tano ist ein Aal. Manchmal scheint er wirklich aufrichtig verliebt und bei der Sache zu sein, doch ihm zu trauen ist gefährlich. Im nächsten Augenblick ist er wieder gleichgültig. Abwesend. Im Sommer waren sie sich nähergekommen, dann hatte sie mit Carlo Ferien in der Camargue gemacht. Das Knistern zwischen ihnen schien verpufft. Beim Bootsmesse-Fall waren sie sich dann wieder dermaßen nahegekommen, dass die Funken schlugen, dann hatte er sich zurückgezogen und etwas mit Anita angefangen. Seit einiger Zeit umkreiste er sie wieder beharrlich und störte ihr durch Carlos und Maurizios Abwesenheit ohnehin schon labiles inneres Gleichgewicht. Was kann das bringen? Nur Ärger Verwirrung Gewissensbisse Durcheinander. Eine Beziehung am Arbeitsplatz, was Beschisseneres kann’s kaum geben. Schon mein Vater pflegte zu sagen: Hack das Holz fern vom Wald. Genau. Nelly lässt zu, dass er ihre Hand nimmt und an die Lippen führt, sie rückt näher und flüstert ihm sanft ins Ohr: »Du willst es also noch mal hören, was? Na schön, ich gestehe. Ich habe mich in dich verknallt, Mistkerl.«

VIII
     
    »Du führst was im Schilde, ich weiß es. Was hast du vor? Sag’s mir!« »Besser nicht. Du würdest dir nur Sorgen machen, und das will ich nicht. Lass die Dinge ihren Gang gehen. Überlass die Sache mir. Vertrau mir. Du musst Vertrauen haben.« »Es ist zu wenig Zeit vergangen, seit ... Die würden Verdacht schöpfen. Wir dürfen nicht übertreiben.« »Übertreiben? Du bist gut. Nicht wir haben übertrieben, sondern die. Es reicht, ich will nicht mehr darüber sprechen – wart’s ab, du wirst schon sehen.«
     
    Wie war der Abend ausgegangen? Der Abend vor zwei Wochen, der in Tanos behaglichem großen Bett geendet und seitdem nicht der einzige geblieben war? Nelly blickte aus ihrem Bürofenster auf den Park am Corso Aurelio Saffi. Der Februar hatte es mit den Genuesern gut gemeint, eine fast frühlingshafte Sonne hatte die Stadt mit ihrer milden Wärme verwöhnt und die winterstarren Begehrlichkeiten ihrer Bewohner wieder zum Leben erweckt. Wie auch die derer, die am Schreibtisch hockten und für das Wohl der Gemeinschaft malochten wie sie. Das Ergebnis des Treffens im Lanterna war ein feiger Kompromiss gewesen, der Nelly absolut glücklich und entspannt machte und sie mit sich selbst und dem Leben versöhnte. Gerade gönnte sie sich eine kleine Pause und ließ den Abend mit halb geschlossenen Augen und einem Kaffee in der Hand noch einmal Revue passieren. Wenn man zwei Männer auf einmal hat, sind Vergleiche respektlos und ungerecht, aber leider unausweichlich. Und Nelly war zu einem Schluss gekommen: Die beiden Männer ihres Lebens waren einfach grundverschieden. Jedoch beide perfekt für sie. Sexuell gesprochen, versteht sich. In einem Theaterstück – Drama? Lustspiel? – käme Carlo die Rolle des Ehemannes und Tano die des Liebhabers zu. Seine Hände auf ihrer Haut, der gebrochene Widerstand, die Hingabe, die Leidenschaft ... o dolci baci, o languide carezze 1 ... Immer wenn sie an ihre Treffen dachte, kam Nelly die Arie aus Tosca in den Sinn, sie sang sie sogar mit dümmlich verklärter Miene vor sich hin, genau wie jetzt. Das Telefon riss sie aus ihren Gedanken, in denen sie sich, wie sie in einem Moment lächelnder Selbstkasteiung befand, suhlte wie ein Ferkel im Dreck.
    »Sandra, wie geht’s dir? Das tut mir leid. Und wieso? Was ist los? Schön, komm doch heute Abend zu mir, aber red mir ja nicht schon wieder von den ... Okay, okay. Komm, wann du willst, ich koch dir was Nettes, in Ordnung? Wie du willst, dann kriegst du eben nur ein Glas Bourbon. Bis nachher.«
    Hoffen wir mal, dass sie mir nicht wieder mit den Verdammten kommt. Die Sache war ins Stocken geraten oder vielmehr gar nicht erst in Fahrt gekommen. Avvocato Pisu war aus dem dritten Stock seines Hauses den Treppenschacht hinabgestürzt, weil er – gestolpert war? Sich plötzlich schlecht gefühlt hatte? Selbstmord war äußerst unwahrscheinlich, da er zum Zeitpunkt des Unfalls offenbar weder sonderlich verzweifelt noch besorgt gewesen war. Was jedoch keiner wissen konnte, da niemand es gesehen hatte, war, ob vielleicht jemand mit einem beherzten Stoß nachgeholfen hatte. Es gab weder Kameras im Treppenhaus noch Zeugen. Der Hausmeister hatte zur fraglichen Zeit woanders zu tun gehabt, keiner der Nachbarn war vorbeigekommen. Nelly hatte Rivelli nach seinen Eindrücken von seinem Besuch bei Anselmo Pisus Witwe gefragt. Paolo

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