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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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einen kleineren, aber dennoch sehr großzügigen Raum. Die Einrichtung besteht aus behaglichen bunten Sesseln, Sofas und Teppichen. Eine gläserne Schiebetür geht auf eine riesige Terrasse voller mächtiger Blumenkübel hinaus – Mamma mia, mein Terrässchen ist ein richtiger Fliegenschiss dagegen . Korbsofas und -sessel, Tischchen und ein Schaukelstuhl sind mit durchsichtiger Plastikfolie abgedeckt, doch man kann sich unschwer die Frühlings- und Sommerabende vorstellen, wenn alle Pflanzen blühen, auch die Zitronen und Orangen, die jetzt zum Schutz vor der Kälte an die Hauswand gerückt sind. Nelly ist sprachlos. Marilena folgt ihrem Blick über den Hafen und hinüber zum Corso Italia.
    »Herrlich, nicht wahr? Ein Traum von einer Wohnung. Nur dass ich sie kaum genießen kann. Ständig bin ich in Novi in der Klinik und operiere. Ich kann mir keine Fehler, Halbheiten oder Durchhänger erlauben. Ich habe mich nun mal für diesen Beruf entschieden, er macht mir Spaß und ich bin sehr gut darin. Wussten Sie, dass meine Patienten sogar aus Brasilien kommen, um sich von mir operieren zu lassen? Wenn Sie wüssten, wer sich alles bei mir unters Messer legt! Leider darf ich mich damit nicht brüsten, in unserem Metier ist Diskretion das A und O.«
    Sie lächelt selbstzufrieden, senkt den Blick und mustert ihre im Schoß gefalteten Hände, als gehörten sie nicht zu ihr, als wären sie etwas Fremdes, Eigenständiges. Dann blickt sie Nelly mit ihren schwarz funkelnden Augen direkt ins Gesicht.
    »Wer kann das gewesen sein, Nelly? Wer hat meinem kleinen Bruder das angetan?«
    Ihre Augen füllen sich mit zitternden Tränen, die ihren harten Blick verschwommen und hilflos machen.
    »Sie waren dort, ganz zufällig, als ... Wer kann etwas so Entsetzliches getan haben?«
    Räuspernd versucht Nelly, die Inszenierung zu verdauen. Ein echter Theatercoup. Der dramatische Tonfall, die wohlgesetzten Pausen.
    »Die ganze Zeit muss ich an den letzten Freitagabend denken, Marilena. Ein paar Leute aus der Crew hätten die Gelegenheit gehabt, den Kaffee zu vergiften, ehe er Ihrem Bruder serviert wurde, aber Außenstehende genauso. Ich bin aufgestanden, um zur Toilette zu gehen. Als ich wiederkam, saß Susan Whright auf seinem Schoß und Sofia Lebeau hätte sie mit ihren Blicken am liebsten getötet, aber das heißt nichts. Niemand hatte Gift bei sich, alle im Lokal befindlichen Crewmitglieder sind durchsucht worden. Möglich, dass der Mörder es hat verschwinden lassen, in gewissem Sinne waren sowohl der Ort als auch die Situation ideal für ein Verbrechen. Der Täter war offenbar sehr wütend auf Ihren Bruder, er kannte sich aus, schreckte vor nichts zurück und hatte dazu reichlich Schwein. Da hätte alles Mögliche schiefgehen können.«
    Marilenas Gesicht verzerrt sich zu einer hasserfüllten Fratze.
    »Vielleicht ist es diese Schlampe Sofia gewesen. Mein Bruder hatte sie schon x-mal verlassen, aber die war schlimmer als eine Klette. Ich weiß nicht, warum er sie sich nicht vom Hals geschafft hat. Er sagte, diesmal würde er es tun, er hätte sich verliebt, vielleicht in Susan oder in ihre Mutter Shannon, aber er war sowieso immer verliebt. Er meinte, ohne Sex und Verliebtheit könne man nicht kreativ sein und vernünftig arbeiten.«
    Sie hat Nellys Hände ergriffen und drückt sie. Marilenas Finger sind kalt. Die eisige Berührung jagt Nelly einen Schauder über den Rücken, doch sie kann ihre Hände unmöglich zurückziehen. Sie zwingt sich, ihren Widerwillen nicht zu zeigen.
    »Sie haben wirklich keine Ahnung, wer der Verfasser oder die Verfasserin dieser anonymen Briefe sein könnte, Marilena? Oder was es für Gründe geben könnte, Sie alle so sehr zu hassen?«
    Marilenas Kopf schnellt in die Höhe, ihre Finger krallen sich schmerzhaft in Nellys Hände. Dennoch hält Nelly stand.
    »Sie vermuten, es könnte dieses Dreckschwein mit den anonymen Briefen gewesen sein? Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber ich begreife es einfach nicht, es ergibt keinen Sinn. Wer kann uns dermaßen hassen? Uns alle? Wieso? Außerdem ist mein Vater von einem Raser überfahren worden, Anselmo hatte einen Unfall, das haben die Ermittlungen ergeben. Aber jetzt ist Alceo ermordet worden. Zwar war er in seiner Branche nicht sonderlich beliebt, aber er wurde bewundert. Beneidet. Und dann diese ganzen Weibergeschichten, vor allem mit blutjungen Mädchen, mit Minderjährigen ... Ob sich der Vater oder der Bruder eines Mädchens an ihm gerächt hat?

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