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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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seltsame Geschichte, wie aus einem Roman aus dem neunzehnten Jahrhundert. Aber darüber weiß ich so gut wie nichts. Es ging wohl um Frauen oder Vieh oder um beides, und sie befehdeten sich ...«
    Nelly und Sandra warfen sich vielsagende Blicke zu und fragten wie aus einem Mund: »Wie hieß diese Familie?«
    »Oh, das weiß ich nicht mehr, das ist eine alte, längst begrabene Geschichte.«
    »Genauso begraben wie alle männlichen Pisus«, murmelte Nelly.
    »Als ich einmal ins Dorf zurückkehren wollte, um zu sehen, was sich dort getan hatte, hat mir meine Mutter eine seltsame Geschichte erzählt. Sie meinte, unsere Namen wären an der Kirchentür angeschlagen.«
    »Was? Wo waren die angeschlagen?«
    Sandra konnte ihre Stimme nur mühsam im Zaum halten.
    »An der Kirchentür, zusammen mit anderen Namen. Eine Art Ächtungsliste. ›Wenn du da auftauchst, bringen die dich um, kehre niemals dorthin zurück‹, hat sie gesagt. Vielleicht wollte sie mir nur Angst machen, und das ist ihr gelungen. Ich bin nie mehr dort gewesen. Später habe ich Giacomo gefragt, ob das mit der Liste stimmt. Er hat nur gelacht, aber er ist auch nie mehr dort gewesen.«
    Signora Anna war immer leiser geworden, der Kopf war ihr auf die Brust gesunken, auf ihren blassen Wangen standen zwei rote Flecken. Es war Zeit zu gehen. Sandra nickte stumm in Richtung Tür, küsste ihre Mutter auf den Scheitel, und die beiden Freundinnen schlichen sich auf Zehenspitzen hinaus. Signora Annas Schilderungen hatten Nelly dermaßen in den Bann geschlagen, dass sie die Tramontana kaum spürte.
    »Verdammt, Sandra, ist eigentlich ein einziger Pisu friedlich in seinem Bett gestorben? Von wegen ogu malu ! Tragische Zufälle, Unfälle, Schicksalsschläge, Ächtungslisten ... Ich bin noch immer sprachlos. Wusstest du davon?«
    Sandra war ebenfalls völlig baff.
    »Nein, nichts. Sie hat mir nie davon erzählt. Und jetzt kommt sie mit dieser Fehdengeschichte. Ich wusste noch nicht einmal, dass meine Großmutter meinte, sie wäre von ihrem spielsüchtigen Schwager Samuele um die Erbschaft betrogen worden. Glaubst du, diese alten Zwistigkeiten könnten etwas damit zu tun haben, was in letzter Zeit passiert ist?«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Wenn diese Sache so lange her ist, wundert es mich allerdings, dass jemand erst jetzt darauf kommen sollte, sich dafür zu rächen. Dein Cousin Giacomo ist ... 1968 hierhergezogen, stimmt’s?«
    »1967, um genau zu sein. Sein Vater war schon ein paar Jahre tot, ein Reitunfall, wie gesagt. Vielleicht wollte er nur sein Glück auf dem Festland machen, wie viele andere Sarden auch.«
    Das Geld dazu hatte er offenbar ... Nelly ging nachdenklich zum Auto.
    »Wusstest du, dass deine Cousinen über ihre Anwältin Fiorenza De Mattei eine Detektei mit der Suche nach Anhaltspunkten beauftragt haben, die Giancarlo entlasten oder zumindest die Umstände von Gioia Innocentis Tod klären könnten?«
    Sie hatten den Wagen erreicht.
    »Einen Privatdetektiv?«
    »Sissignora.«
    »Das haben sie nicht erwähnt. Giancarlos Mutter hat sich gerade zum Entzug einweisen lassen, offiziell wegen der Schlafmittel, aber im Grunde wegen ihrer Alkoholsucht. Sie ist in Marilenas Klinik in Novi.«
    »Aber ist deine Cousine nicht eigentlich Schönheitschirurgin?«
    »Anfangs war das so, aber inzwischen gehört ihre Klinik einer internationalen Gruppe, und sie haben das Angebot erweitert. Sie kümmern sich auch um Sucht- oder Geisteskrankheiten und um Opfer von Traumata und Unfällen. Eine echte Goldgrube, schätze ich.«
    »Da bin ich mir sicher. Hör mal, ich habe jetzt noch was vor, wo darf ich dich absetzen? Musst du in die Redaktion?«
    Sandra ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und atmete tief durch.
    »Ja, danke, bring mich zur Zeitung. Wenn ich an die Artikel denke, die ich über diesen Fall schreiben könnte, und stattdessen muss ich diesem Trottel von Kollegen dabei zuschauen! Aber von mir erfährst du nichts, das kannst du mir glauben!«
    Nelly warf ihr einen spöttischen Blick zu.
    »Es lebe die kollegiale Zusammenarbeit!«
    »Nee, du, es gibt Typen, mit denen arbeitet man nicht zusammen. Die sind wie der Skorpion, der die Kröte sticht, egal, ob sie selber auch dabei ertrinken, weißt du, was ich meine?«
    Nelly wusste es nicht, also erzählte Sandra ihr die Fabel des Skorpions, der auf die andere Seite des Flusses wollte und die Kröte fragte, ob sie ihn hinüberbringen könnte. Die arme Kröte willigte ein, denn sie glaubte, da der

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