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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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immer so gehalten hat, ohne dass das irgendetwas bedeuten würde. Und ich mache mir tausend Gedanken, statt einfach den Moment zu genießen.
    Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Grübeleien. Sie hatte sich mit einem Kuss von Tano verabschiedet, dessen Duft sie noch umfing wie eine zweite Haut, und überquerte gerade die Via XX Settembre auf der Höhe des Ponte Monumentale. Die Ampel sprang auf Rot, sie rannte über die Straße, wühlte in ihrem riesigen Sack, erreichte die andere Straßenseite und drückte gerade noch rechtzeitig auf die grüne Taste.
    »Basile? Na endlich! Wie bitte? Ich kann Sie kaum verstehen. In Sardinien? In Palau? Was, Ihr Mitarbeiter Filippo ist nach Sardinien gefahren und nicht mehr aufgetaucht? Verschwunden? Hören Sie, ich bin auch bald dort, dann können wir uns treffen. Ich muss noch ein paar Sachen auf dem Präsidium klären, aber ich denke, morgen oder übermorgen kann ich da sein. Gut, wir halten uns auf dem Laufenden. Auf Wiederhören, bis bald.«
    Benommen starrte Nelly auf ihr stummes Handy. Deshalb hatte Basile nichts von sich hören lassen. Zuerst hatte es nichts Neues gegeben, und dann war sein Mitarbeiter Filippo verschwunden. Sie verspürte ein eigenartiges Gefühl im Bauch, als drückte ihr jemand die Eingeweide zusammen. Etwas Verborgenes und Düsteres lauerte dort jenseits des Meeres, unter den Jahren vergraben, doch bereit, zuzuschnappen und jeden, der ihm zu nahe kam, zu verschlingen.
    Sie fragte sich, ob sie sich vielleicht allzu sehr in ihre Phantasie hineinsteigerte. Es konnte einen Haufen Gründe geben, weshalb Filippo sich nicht meldete. Sie hastete durch den abgasverseuchten Tunnel und überlegte wieder, ob es klug war, auch Tano mit seiner Vorstellung von einem romantischen Wochenende mit nach Sardinien zu nehmen. Was würde sie sagen können, um seinen unvermeidlichen und berechtigten Zorn zu lindern?
     
    Starr vor Wut blickte Tano aus dem Fenster, die Hände hinterm Rücken gefaltet. Nelly verfluchte sich für ihr Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen, und war mucksmäuschenstill, um nicht alles noch schlimmer zu machen. Sie war direkt zu ihm gegangen und hatte ihm eröffnet, dass sie ohne ihn nach Sardinien fahren würde. Angesichts der jüngsten Entwicklungen war es besser, den privaten Teil zu verschieben. Tano hatte nichts darauf erwidert und schwieg noch immer. Dann drehte er sich plötzlich zu ihr um.
    »Also, dieser Filippo ...«
    »De Magistris.«
    »De Magistris, ja. Er ist seit drei Tagen in Sardinien verschwunden. Während er in unserem Fall ermittelte. Und er ist Genueser.«
    Er blickte sie an. Nelly begriff, worauf er hinauswollte, und rief Valeria an, die sofort erschien.
    »Valeria, kannst du nachsehen, ob es eine Vermisstenanzeige für einen gewissen Filippo De Magistris gegeben hat?«
    Valeria verschwand und tauchte kurz darauf wieder auf.
    »Ja, er wurde gestern als vermisst gemeldet. Von einem Kommilitonen. Er hat angegeben, ihn seit Montag nicht mehr erreichen zu können, und da sie sonst mindestens alle zwei Tage voneinander hörten, hat er ihn als vermisst gemeldet. Er schien besorgt, denn bei ihrem letzten Gespräch war De Magistris wohl ziemlich aufgewühlt ...«
    »Ist gut, danke, Valeria«, schnitt Tano ihr das Wort ab, und Valeria verließ hastig das Zimmer.
    »Du könntest zu Valeria ein bisschen netter sein. Sie reißt sich für uns beide Beine aus.«
    Er machte eine genervte Handbewegung.
    »Ich hab sie schließlich nicht gebissen. Also, wenn ich mich schlau anstelle, können wir nach Sardinien fahren und offiziell ermitteln. Dein Basile kann sich darüber nur freuen«, er grinste sie böse an.
    »Bist du verrückt? Du bist doch wohl nicht eifersüchtig auf Basile?«
    Er musterte sie eisig.
    »Ich, eifersüchtig? Wo denkst du hin? Wenn es eine Ermittlung zu leiten gibt, dann leite ich sie, denn soweit ich mich erinnere, bin ich dein direkter Vorgesetzter. Und du darfst mich begleiten, ist das nicht großmütig von mir? Keine Diskussion, Dottoressa Rosso.«
    Kochend vor Wut verließ Nelly das Zimmer, doch kaum saß sie in ihrem Büro, musste sie sich eingestehen, dass Tano nicht unrecht hatte. Auch wenn eine offizielle Ermittlung vielleicht weniger brächte als eine verdeckte. Doch in erster Linie ging es darum, den Jungen wiederzufinden. Nelly ging zum Kaffeeautomaten, holte sich einen schlechten Espresso und empfand ein masochistisches Vergnügen dabei, das giftige Gebräu mit nur einem Löffel Zucker

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