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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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endlich berühmt werde. Nelly, ich mach mir solche Sorgen um die Mama. Was, wenn das der Anfang von Alzheimer oder irgendeiner anderen Form von Demenz ist?«
    »Ach komm, nur weil unsere Unterhaltung die Türen zu einer verdrängten Vergangenheit aufgestoßen hat, muss das noch lang nicht heißen, dass deine Mutter nicht mehr sauber tickt. Ich glaube sogar, es tut der Seele gut, alles herauszulassen. Hör mal, würdest du dich um die Katzen kümmern, solange ich weg bin? Du bist ein Schatz. Ich schreibe dir eine SMS, wenn ich wieder zurück bin. Danke und ... Entschuldige, Sa. Mein Handy klingelt, bis bald. Küss deine Mutter von mir.«
    Hastig kramte Nelly das Handy aus ihrer Tasche. Tano. Er kommt nicht mit , wettete sie mit sich selbst. Als hätte sie ihn heraufbeschworen, erschien sein Name auf dem Display.
    »Ciao, Tano. Was gibt’s?«
    Schweigend und mit geschlossenen Augen hörte sie zu. Aus unerfindlichen Gründen schien es ihr, als würde er sie verlassen, dabei teilte er ihr nur mit, dass Volponi nach Rom beordert worden war und ihn gebeten hatte, ihn zu begleiten.
    »Tja, was soll man machen? Es wäre sowieso kein romantischer Trip geworden, oder? Gute Reise und grüß den Big Boss und mein geliebtes Rom von mir.«
    Sie legte hastig auf, doch sofort klingelte es erneut.
    »Was? Machst du Witze? Wieso sollte stattdessen Gerolamo Privitera mitkommen? Ich fasse es nicht. Glaubst du, ich brauche einen Babysitter? Ich fahre doch nicht nach Afghanistan oder in den Irak! Wieso rufen wir nicht gleich die Marines? Du hast schon das Ticket auf seinen Namen ändern lassen, er erwartet mich in einer Viertelstunde am Terminal an der Ecke Via Buozzi? Willst du mich verarschen, Tano? Tano, verdammt noch mal ...«
    Doch diesmal hatte er bereits aufgelegt. Nelly blieb nichts anderes übrig, als das Telefon in ihre Tasche zu feuern, ihre Sachen fertig zu packen und die Neuigkeit zu verdauen. Die Fähre legte um zehn Uhr ab, mit dem Auto mussten sie zwei Stunden eher dort sein. Verdammt! Das wirst du mir büßen, Tano. Allerdings wusste sie nicht, was. Dass er ihr Gerolamo als Begleitung aufzwang? Oder dass er nach Rom fuhr und nicht mit ihr nach Sardinien? Ihre Laune sank noch tiefer, und sie beschloss, wenigstens die ganze Reise über nicht mehr an Tano zu denken.
     
    Gerolamo wartete am verabredeten Treffpunkt. Sie hielt an, um ihn samt seinem halbleeren Rucksack einsteigen zu lassen, und fuhr weiter Richtung Anlegestelle. Der Chefassistent schwieg wie immer. Sie folgten den Schildern und reihten sich in die vor allem aus Geländewagen bestehende Autoschlange ein. Nelly beobachtete die Kontrolleure, die die Fahrscheine überprüften und kleine Zettel auf die Windschutzscheiben klebten. Keine Touristenhorden, die darauf warteten, an Bord zu gehen. Der Himmel war blassblau, und Nelly spürte, wie ein seltsamer Friede den Knoten negativer Gefühle in ihrer Brust löste.
    »Auf ins Abenteuer, was, Gerolamo?«
    Er lächelte. Der Gedanke, gen Insel aufzubrechen, gefiel ihm offensichtlich auch. Nelly stieg aus, um sich die Beine zu vertreten und den Blick auf die Stadt zu genießen. Am Ende des riesigen Platzes erinnerte eine moderne Skulptur an die Italiener in der Welt. Nelly dachte daran, was sie in der Schule über die Emigration zu Beginn des letzten Jahrhunderts gelernt hatte, vergilbte Fotos von Männern, Frauen und Kindern, die sich auf den Molen drängten, nachdem die Genueser sie des letzten bisschens beraubt hatten, das ihnen nach den Ausgaben für die Reise nach Amerika noch geblieben war. Weiter rechts sah man den alten Hafen und den Ostteil der Stadt, links die Molen und oben auf den Hügeln die Weststadt. Plötzlich erklangen fröhliche Stimmen und das Schlagen von Autotüren. Aus einem großen BMW-Geländewagen waren, aufgeregt ob der bevorstehenden Reise, zwei zehn- bis zwölfjährige Jungen gestiegen. Jeder hatte einen Pitbull an der Leine, ein Männchen und ein Weibchen, beide schwarz mit einem weißen Stern auf der Brust. Sie sahen aus wie geklont. Die Hunde schnupperten unruhig in die Luft und zogen ihre beiden kleinen Herrchen hinter sich her.
    In dem Moment tauchte linker Hand die mehrstöckige Fähre auf und legte mit erstaunlicher Wendigkeit an der Mole an. Die Passagiere an Bord machten sich bereit, an Land zu gehen. Gerolamo war im Auto sitzen geblieben und streckte den Kopf zum Fenster heraus, um nichts zu verpassen. Kaum war das Schiff vertäut, öffnete sich die Luke und eine wohlgeordnete

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