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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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oder erschrockenen Passagieren umher. Der Vater, der gerade das Deck betreten hatte, sah die kreischenden Jungen hinter dem Hund herlaufen, war mit wenigen Schritten bei ihnen und stellte sich dem Tier in den Weg. Der Hund blieb abrupt stehen und versuchte, seinem Herrchen auszuweichen, das ihm mit barscher Stimme befahl stehen zu bleiben. Alles geschah sehr schnell.
    »Stehen bleiben, Blitz! Platz, Blitz!«
    Doch Blitz dachte nicht daran. Er blickte nach rechts zur Reling, dann nach links, von wo zwei Männer vom Bordpersonal herzugelaufen kamen. Er sah sich nach den beiden Jungen um, die ihm mit dem anderen Hund an der Leine den Weg verstellten, nahm Anlauf und setzte dicht an Nelly vorbei mit einem herrlichen Sprung über Bord. Der Aufschrei der Anwesenden mischte sich mit dem Aufprall des muskulösen Tierkörpers, der kurz über der Wasserlinie gegen die hohe Schott schlug. Dann verschwand er unterm Kiel.
    Das Bordpersonal, das bei der Jagd mitgeholfen hatte, schüttelte entgeistert den Kopf und hielt dem Hundebesitzer eine saftige Standpauke. Solche Kampfmaschinen müssten von Erwachsenen gehalten werden! Und wenn er jemanden gebissen hätte? Nicht umsonst würden die während der Reise in Käfige gesperrt. Der sichtlich erschütterte Mann nickte abwesend. Die beiden Jungen klammerten sich weinend an den übriggebliebenen Hund, der sich gehetzt umblickte. Um die trauernde Familie wurde es leer. Die Passagiere entfernten sich mit mitleidigen oder vorwurfsvollen Blicken.
    Nelly war wie erstarrt, die Heiterkeit des Morgens war verflogen und hatte einer düsteren Vorahnung Platz gemacht. Über Lautsprecher wurden die Autofahrer aufgefordert, sich in die Parkgarage zu begeben. Die übrigen Passagiere sollten sich zum Verlassen der Fähre im Wartesaal bereithalten. Basile erwartet sie draußen am Kai, er steht ein wenig abseits, damit sie halten können, ohne die anderen Autos zu behindern. Nelly und Gerolamo steigen aus. Hastige Bekanntmachung, Basile hat Neuigkeiten.
    »Filippo liegt im Krankenhaus von Tempio. Camper haben ihn bewusstlos in einer Felsspalte im Valle della Luna gefunden. Er hatte keine Papiere bei sich, aber die Beschreibung passt perfekt.«
    »Valle della Luna? Was ist das denn?«
    »Das ist ein Tal nicht weit von Santa Geresa di Gallura, das sich bis ins Landesinnere zieht, bis nach Aggius, ein Dorf am Fuße des Monte Limbara. Es ist sehr geröllig und erinnert an eine Mondlandschaft. Da sind viele Camper und Alternativtouristen unterwegs, junge Leute auf der Suche nach Abenteuern und Naturerlebnissen. Was Filippo dort gesucht hat, weiß ich nicht. Er ist wohl beim Sturz mit dem Kopf aufgeschlagen. Zur Sicherheit haben sie ihn ins künstliche Koma versetzt. Die Ärzte, mit denen ich telefoniert habe, hoffen, dass er sich bald wieder erholt, doch noch haben sie kein grünes Licht gegeben. Leider ist Filippo Waise, und die Großmutter, die ihn aufgezogen hat, ist letztes Jahr gestorben. Der arme Kerl ist ganz allein. Deshalb fühle ich mich umso mehr verpflichtet, mich um ihn zu kümmern.«
    Basile atmet tief durch. Er sieht ein wenig dünner aus, müde. Nelly denkt an sein Alter und an die Anspannung der letzten Tage.
    »Was sagen die Ermittler? Ist er überfallen worden?«
    Basile breitet die Arme aus.
    »Die Polizei von Tempio kümmert sich darum. Die Gegend ist ziemlich ruhig, da sind eigentlich keine Kriminellen unterwegs, sondern friedliche Leute. Und die ersten Touristen. Bisher hat es solche Fälle noch nicht gegeben. Dass Brieftasche und Papiere fehlen, könnte natürlich auf einen Raubüberfall hindeuten, es könnte aber ebenso gut eine falsche Fährte sein, um uns in die Irre zu führen. Vielleicht wollte ihn jemand außer Gefecht setzen und es wie einen Raub aussehen lassen. Wenn er aufwacht, wissen wir mehr.«
    Wenn jemand Filippo das Maul stopfen wollte, könnte er es wieder versuchen, überlegt Nelly. Man muss mit der örtlichen Polizei sprechen. Sie redet mit Basile darüber, dann steigen sie ins Auto und fahren nach Tempio. Am Steuer lässt Nelly den Blick über die Landschaft schweifen. Der Hafen von Olbia ist ganz anders als der Genueser Hafen. Weitläufig und offen. Auch die Häuser sind viel niedriger, und im nächsten Augenblick sind sie schon auf der Straße nach Tempio Pausania, Tempiu wie die Sarden sagen. Niedrige Häuser, leuchtende Farben, viel Grün. Offensichtlich wurde in letzter Zeit viel und nicht immer umweltgerecht gebaut. Schon bald liegt der Golf hinter ihnen und

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