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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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der Lösegeldübergabe, in der sie ihr Kind wiederbekommen sollen. Doch diesmal geht etwas schief. Der Notar fährt mit ausgeschalteten Scheinwerfern eine kleine Landstraße bei Aggius entlang – da ist es wieder, das Valle della Luna. Am Ort der Geldübergabe lässt er die Scheinwerfer ein, zwei, drei Mal aufblinken. Er wirft den Sack mit dem Geld aus dem Fenster, wendet und fährt wieder. Unterdessen fiebern die aufgelösten Eltern der Rückgabe ihrer kleinen Annabelle entgegen. Sie hocken neben dem Telefon der Villa und warten darauf, dass man ihnen mitteilt, wo die Kleine freigelassen wird. Die Zeit vergeht, und nichts passiert. Der Notar ist bereits zurück und versichert ihnen, dass alles nach Vorschrift gelaufen ist. Die Mutter Christine Simon erleidet einen Nervenzusammenbruch. Der Mann gibt ihr ein Beruhigungsmittel. Zehn Uhr, elf Uhr, Mitternacht ... Das Telefon bleibt stumm. Dann klingelt es an der Tür. Es sind die Carabinieri. Ein Hauptmann namens Salvo Dellera möchte mit Signor Simon sprechen, der ob des Auftauchens der Ordnungskräfte in diesem heiklen Moment völlig außer sich gerät. Was haben die Carabinieri hier zu suchen?
    Nelly sah von den auf dem Schreibtisch verteilten Papieren auf und atmete ein paar Mal tief durch. Was für ein Albtraum!
    Der Hauptmann fragt: Stimmt es, dass Ihre Tochter Annabelle entführt worden ist? Dass an diesem Abend das Lösegeld gezahlt werden sollte? Lucien Simon laviert herum, tut so, als verstehe er nicht, doch der Carabiniere lässt nicht locker. Er scheint etwas zu wissen. Simon fängt an, sich ernste Sorgen zu machen: Wieso sind die Carabinieri aufgekreuzt? Was ist passiert? Ja, gibt er schließlich zu, die Tochter ist entführt worden, das Lösegeld ist gezahlt, man wartet auf die Freilassung, die Polizei darf sich nicht einmischen, sonst steht Annabelles Leben auf dem Spiel. Der Hauptmann zögert, er sieht dem Mann nicht in die Augen, der sofort begreift, dass er seine Tochter nicht mehr wiedersehen wird.
    Was war passiert? An welchem Punkt hatte sich der bewährte Entführungsmechanismus mit so tragischer und irreversibler Folge verhakt? Das war der Knackpunkt der Geschichte. Nelly las alles noch einmal, ohne zu einer Lösung zu gelangen, genau wie die damaligen Ermittler.
    Jemand hatte gesungen. Den Carabinieri einen Wink gegeben. Es wird Lösegeld für ein entführtes Kind gezahlt. Man kann die Entführer auf frischer Tat schnappen. Der Hauptmann und seine Leute setzen sich sofort in Bewegung, der Übergabeort ist ganz in der Nähe, an der Straße, die bei Aggius durch das Valle della Luna führt. Die Wegbeschreibung ist exakt. Die Carabinieri erreichen den Ort. Zwei Schemen im Dunkel. Die Militärs rufen Halt. Die beiden versuchen zu fliehen, doch die Carabinieri umzingeln sie. Einer der beiden schießt, ein Carabiniere stürzt, die anderen erwidern das Feuer. Wenige Sekunden Gefecht, dann Stille. Die Brüder Gavino und Panni Sogos liegen am Boden, neben ihnen ein Sack. Er enthält ein blutbeflecktes Babyleibchen, ein Foto der Familie Simon, der Villa, der kleinen Annabelle, die Adresse der Villa, einen Zettel, auf dem die Forderungen vermerkt sind. Von der Kleinen keine Spur.
    Nelly überlegt, was an jenem Abend schiefgelaufen sein konnte. Wieso wurde die Kleine nicht zurückgegeben? Ist sie eines natürlichen Todes gestorben oder durch einen Unfall? Oder vielleicht hatte sie geweint und einer der Sogos-Brüder hatte die Nerven verloren und sie umgebracht? Doch wer hatte die Ordnungskräfte alarmiert und die beiden Brüder ans Messer geliefert, die sonst davongekommen wären? Und weshalb hatten die beiden das Lösegeld nicht bei sich?
    Christine und Lucien Simon blieben noch ein paar Monate in Sardinien und sperrten sich gegen das, was sie im Innersten bereits wussten: dass Annabelle tot war. Die Suche nach der Kleinen war weit über jede berechtigte Hoffnung hinaus fortgesetzt worden. Der schwer verletzte Panni hatte wochenlang nicht vernommen werden können. Auch später hatte er sich nicht verteidigt, sondern beharrlich geschwiegen. Selbst gegenüber den verzweifelten Simon-Eltern, die ihn angefleht hatten, ihnen wenigstens zu verraten, wo er Annabelles kleinen Leichnam vergraben hatte. Weder Drohungen noch die Aussicht auf Strafmilderung hatten ihn dazu gebracht, den Mund aufzumachen und die Namen der Mittäter zu nennen. Die Ermittlungen hatten zwar die anderen drei Kindesentführungen ans Licht gebracht, jedoch keinerlei Hinweise auf die übrigen

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