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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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Winseln begrüßte. Sie schrieb einen Gruß auf einen Zettel und klemmte ihn zwischen die Stäbe des Gartentors. Dann beschloss sie, selbst noch einmal bei der Carabinieriwache vorbeizugehen, um vielleicht doch noch mehr über die Familien herauszubekommen, die sie beschäftigten.
    Die Carabinieriwache lag am Dorfrand, ein graues Häuschen mit einer Kamera über dem Eingang. Eigentlich hatte sich Nelly darauf eingestellt, auf einen zweiten Commissario Musso zu treffen, doch stattdessen hatte sie es mit dem jungen, freundlichen Maresciallo Salaria zu tun, der sie in sein winziges Büro bat und ihr aufmerksam zuhörte.
    »Dottoressa Rosso, es ist wirklich ein Jammer, dass mein Vorgänger Maresciallo Lotofano nicht mehr hier ist. Das habe ich gestern auch schon zu Ex-Brigadiere Basile gesagt. Er war das Langzeitgedächtnis des Dorfes, zumindest was die letzten vierzig Jahre betrifft. Ich kann Ihnen nur ein wenig Dorfklatsch bieten, die zugänglichen Informationen haben Sie bereits alle.«
    Nelly nickte.
    »Gavinos Sohn und seinen Enkel haben Sie ja bereits kennengelernt. Panni war auch verheiratet und hatte ein kleines Kind, als er verhaftet wurde. Eine Tochter, um genau zu sein.«
    »Eine Tochter? Ich dachte, die Sogos hätten nur Söhne.« Nelly war verblüfft.
    »Tja, Filomena Sogos war eben die Ausnahme.«
    »Und wo ist Filomena Sogos jetzt?«
    Der Maresciallo zuckte mit den Achseln.
    »Als der Mann verurteilt wurde, hat die Mutter mit ihr das Dorf verlassen. Sie hieß Maria Immacolata Chessa. Niemand weiß, wo die beiden abgeblieben sind, weder sie noch die Tochter haben sich je wieder im Dorf blicken lassen. Emanuele Sogos’ Mutter, die Frau von Gavino, ist nach Olbia gezogen, wo ihre Familie eine Trattoria hatte. Sie ist vor ein paar Jahren gestorben. Die Trattoria war ein echtes Loch, und der Sohn hat dann daraus ein florierendes Restaurant gemacht. Er kommt oft ins Dorf, um seinen Onkel Boboi zu besuchen. Das sind tüchtige Leute, die ihr eigenes Ding machen und mit Entführungen und dergleichen nicht das Geringste am Hut haben.«
    Nelly musste an Filomena Sogos denken, die Boboi nicht erwähnt hatte. Die kleine Filomena war von ihrer Mutter weggebracht worden und nie mehr im Dorf aufgetaucht. Eine weitere Frau, die das Dorf verlassen hatte, ohne sich noch einmal umzublicken.
    »Wohnt dieser Maresciallo zufällig noch hier, dieser ...«
    »Maresciallo Lotofano.«
    »Ganz genau. Kann man mit ihm sprechen?«
    »Der ist wohl im Dorf geblieben, aber um mit ihm zu sprechen, müssen Sie auf den Friedhof gehen.«
    Nelly biss sich resigniert auf die Unterlippe. Alle interessanten Gesprächspartner lagen bereits unter der Erde. Auch Giacomo Pisus Kumpel Giosué Secci. Auch Gavinos Witwe. Vielleicht sollte man eine spiritistische Sitzung abhalten. Sie stand auf und hielt ihm die Hand hin.
    »Vielen Dank für ihre Zeit und Mühe, Maresciallo.«
    »Gern geschehen, Dottoressa.«
    Nelly war schon fast zur Tür hinaus, als ihr plötzlich noch etwas einfiel.
    »Die Sogos-Brüder waren die einzigen für die Entführungen Angeklagten. Gab es noch andere Bandenmitglieder, zumindest Verdächtige? Etwas, das nicht in den Protokollen steht?«
    »Gute Frage. Den Ermittlungsbeamten zufolge gab es die ganz bestimmt. Eine solche Bande muss mindestens aus sechs oder sieben Leuten bestehen, um effizient zu sein. Der Organisator, der Schacherer und so weiter. Die gab’s bestimmt, nur dass sie nie gefasst wurden. Die Leute hier halten der Polizei gegenüber den Mund. Und Panni Sogos hat nie geredet.«
    »Das Lösegeld? Hat man es wiedergefunden?«
    Ein belustigter Ausdruck trat auf das lange, hagere Gesicht des Maresciallo.
    »Nicht einen Cent. Nicht einen einzigen Cent.« Er breitete die Arme aus. »Das hat man hier nicht einfach zur Bank getragen. Zumindest die beiden Sogos-Brüder nicht. Wenn es ein Sümmchen gegeben hat – und das dürfte für die damalige Zeit mehr als beträchtlich gewesen sein –, haben sie es unter irgendeiner Korkeiche verscharrt. Oder die Komplizen, die nie gefasst wurden, haben sich damit eine schöne Zeit gemacht. Man hat Salvatore Sogos verhört, überwacht, ohne Erfolg. Und ein Luxusleben hat er danach auch nicht geführt.«
    Nelly sah ihn nachdenklich an.
    »Wem gehört das Tal, in dem Boboi lebt?«
    Salaria begann unruhig zu werden, er hatte zu tun. Er antwortete hastig, die Hand schon an der Tür der Carabinieriwache.
    »Den Sogos. Rodolfo Pisu hatte es irgendwann dem alten Sec-ci verkauft und der

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