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Der Fluch vom Valle della Luna

Der Fluch vom Valle della Luna

Titel: Der Fluch vom Valle della Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Cerrato
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zu kommen ... In unserem Alter hat man auf diesen Teenagerkram langsam keinen Bock mehr. Ich hatte gehofft, mal für ein Weilchen Ruhe zu haben, jemanden an meiner Seite zu haben, der es wert ist ... Was ist bloß aus mir geworden!«, sagte sie mit einem bitteren Lachen und griff nach ihrem Bier. »Das mir, die ich in einer Zeitschrift unter Pseudonym eine Rubrik für einsame Herzen schreibe! Einfach lächerlich! Aber ich bin bald wieder obenauf, das schwöre ich dir. I will survive! «, krächzte sie schief, während eine verräterische Träne ihr über die Wange lief. Nelly hielt ihr ein Kleenex hin. Verflixt, ich wünschte, ich könnte sie irgendwie trösten. Was würde ich bloß tun, wenn ich Carlo verlieren würde? O nein, nicht auszudenken ... Und wenn Tano mich nicht mehr wollte?
    »In der Liga spiele ich also jetzt, in der frau für eine Jüngere verlassen wird – zum Kotzen! Und am Telefon hat er es mir gesagt, dieser Feigling, ohne mir in die Augen zu schauen. Ich könnte ihm den Hals umdrehen, vielleicht würde es mir dann besser gehen. Doch stattdessen muss ich’s einfach schlucken, kapierst du, Nelly?«
    Und ob sie kapierte: von wegen Herzeleid! Sandra war in erster Linie in ihrem Stolz verletzt.
    »Sieh es doch mal positiv: Du findest einen Besseren, und er kann sehen, wo er mit seinem neuen Hasi bleibt. Komm schon, Sa, du bist nur in deiner Ehre getroffen. Was würdest du einem einsamen Herzen antworten, das sich mit diesem Problem an dich gewandt hätte?«
    Sandra nahm die Frage wörtlich. Sie ließ sich Papier und Stift geben und vertiefte sich in die Antwort an die hypothetische Sitzengelassene. Dann trug sie sie feierlich vor, und mit Hilfe zweier großer Gläser Four Roses brachen die beiden Freundinnen schließlich in hysterisches Gelächter aus. Sandra schlang Nelly die Arme um den Hals und drückte sie an sich.
    »Was würde ich nur ohne dich machen, Nelly? Du hast mich abgefüllt und vor dem Selbstmord gerettet. Ich verdanke dir mein Leben. Kann ich heute Nacht in Maus Zimmer schlafen?«
    Ihr Kopf kippte zur Seite, die Augen fielen ihr zu. Nelly half ihr vom Stuhl, brachte sie ins Bad und bezog rasch das Bett. Dann gab sie ihr einen ihrer alten, verwaschenen Pyjamas und steckte sie ins Bett, ehe sie selbst seufzend unter ihre Decke kroch.

VI
     
    Merkwürdig. Irgendjemand machte in der Küche Kaffee. Sie hörte das Gurgeln der Kaffeemaschine, und Kaffeeduft erfüllte die Wohnung. Mau? Ach Quatsch, Sandra! Nelly blickte auf den Wecker und schloss aus dem raschen Wechsel von Licht und Schatten hinter den Vorhängen, dass sich der Frühlingswind bemühte, den Himmel von Regenwolken zu befreien. Hastig stand sie auf und ging ins Bad. Sie wusch sich, schlüpfte in eine Jeans und ein weißes Hemd und ging in die Küche. Zwei Toasts sprangen aus dem Toaster. Für einen Sekundenbruchteil schloss sie die Augen und sah einen großen, hageren Jungen mit Dreadlocks vor sich, der die Toasts auf einen Teller legte. Stattdessen stand da die perfekt geschminkte und vollkommen gefasste Sandra und musterte sie kritisch.
    »Du dachtest an Mau, was? Gib’s zu.« Sandra goss ihr einen großen Kaffee mit etwas lauwarmer Milch ein.
    »Schön, dass du hier bist, Sa. Wie geht es dir heute Morgen?«
    Sandra schnaubte. Das Gefühlsdrama des gestrigen Abends schien Lichtjahre hinter ihr zu liegen.
    »Großartig geht’s mir, sieht man das nicht? Zum Teufel mit diesem Möchtegern-Intellektuellen, der noch nicht mal ordentlich vögeln kann. Den Orgasmus zu spielen ist auf Dauer ziemlich ermüdend.« Mit einem zynischen kleinen Lächeln nippte sie an ihrem schwarzen Kaffee.
    »Aber wieso ...« Nelly brach ab. Es gab nichts weiter zu wissen. Die menschliche Seele und die weibliche zumal waren ein unergründliches Geheimnis, wer wusste das besser als sie? Rasch wechselte sie das Thema.
    »Wie geht’s deiner Mutter? Ist sie noch immer in den Nebeln der sardischen Vergangenheit versunken?«
    Lächelnd butterte Sandra ihren Toast.
    »Zum Glück nicht mehr. Nach der Sturmflut der Erinnerungen haben sich die Wogen geglättet. Sie redet zwar noch davon, aber nicht mehr so krankhaft. Ach, und sie ist überglücklich, weil sie einen Brief von ihrer Freundin Amalia aus dem Dorf bekommen hat. Sie sagt, die Adresse hättest du ihr wohl gegeben. Gut gemacht. Wie war es übrigens in Sardinien? Wir haben uns seit deiner Rückkehr noch nicht gesprochen.«
    Nelly erzählte kurz von ihrer Blitzvisite auf der Insel, von den Menschen, die

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