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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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sie wohl bot. »Es tut mir leid, Mat. Ich bin so müde …«
    »Ich weiß.« Sein Grinsen erinnerte sie so sehr an Luke, daß ihr ganz warm ums Herz wurde. »Das hat man davon, wenn man ein Baby im Haus hat. Nicht genug Schlaf.«

    Sie nickte und stand mühsam auf. »Bitte sag niemandem etwas. Bitte.«
    »Großes Pfadfinder-Ehrenwort.« Er legte zwei Finger an die Stirn. »Unter einer Bedingung. Heute nachmittag legst du dich hin und schläfst, und zwar richtig. Wir kümmern uns um die Kinder, dann kann dich niemand stören, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Abgemacht?«
    »Abgemacht«, willigte sie ein und ließ sich von ihm an der Hand nach unten führen. Sie kam sich etwas dumm vor, als sie ihm in die Küche folgte, wo alle versammelt waren. Inmitten des Lärms und Gelächters kniete ein völlig sorgloser Tom auf einem Küchenstuhl und malte mit Wachsstiften ein Bild auf ein riesiges Blatt Papier.
    »Da bist du ja, Joss.« Lyn sah von ihrer Arbeit auf; sie hackte gerade Zwiebeln, und ihr Gesicht war tränenüberströmt. Mit dem Handgelenk schob sie sich die Haare aus den Augen und grinste. »Wir haben uns schon gefragt, wo du steckst.«
    Sie sah zu fröhlich aus, beinahe überdreht.
    »Wo ist Luke?« fragte Joss. Er war der einzige, der in der fröhlichen Runde fehlte.
    »Er redet draußen mit Jimbo«, antwortete Lyn und wandte sich wieder den Zwiebeln zu. »Dann kommt er zum Mittagessen herein. Willst du vorher Ned stillen?«
    Joss nickte. Das Baby schlief im Kinderwagen vor der Anrichte. Im Augenblick schien der Lärm es nicht im mindesten zu stören, und dafür war Joss unendlich dankbar. »Setz dich, Joss.« Mat führte sie an den Schultern zum Tisch. »Ich habe Joss gerade gesagt, daß sie sich ausruhen soll«, sagte er mit fester Stimme, als sie sich in einen Stuhl fallen ließ. »Ich finde, die liebenden Großeltern, Onkel und Patenonkel sollten heute nachmittag mit den jungen Grants einen kleinen Ausflug machen, damit ihre Mutter sich mal richtig ausschlafen kann.«
    »Großartige Idee«, stimmte Geoffrey zu. »Du siehst wirklich abgespannt aus, Joss.«
    Abgespannt, dachte sie viel später, als sie die Treppe zum Schlafzimmer hinaufstieg. So kann man es wohl auch nennen. Fast taten die anderen ihr leid. Trotz der Hitze fühlten sich offenbar alle verpflichtet, einen letzten Spaziergang zu machen,
bevor sie sich wieder auf den Heimweg begaben. Die Grants fuhren zurück nach Oxford – Mat wollte noch zwei Tage bei seinen Eltern verbringen, bevor er wieder nach Schottland fuhr, David und ihre Eltern mußten nach London. In gewisser Hinsicht war sie froh, daß alle wieder abreisten; es war anstrengend, das Haus voller Gäste zu haben. Aber in anderer Hinsicht tat es ihr leid. Solange sie hier waren, kümmerte sich immer jemand um die Kinder, und es waren Leute da, die in dem großen Haus Lärm machten und die anderen Geräusche überlagerten, die Geräusche, die aus der Stille kamen.
    Sie setzte sich aufs Bett, streifte die Sandalen ab und ließ sich auf das Kissen sinken. Wegen der Sonne waren die Vorhänge zugezogen, und es war dämmrig im Zimmer. Die Hitze war erdrückend. Sie fühlte, wie ihr die Augen zufielen. Ohne sich zuzudecken, versuchte sie sich auszuruhen, und spürte, wie die Anspannung ein wenig von ihr abfiel; die Hitze und das Dämmerlicht waren wie ein warmes, friedliches Bad. Schlaf. Mehr brauchte sie nicht, um ihre Ängste zu beschwichtigen. Schlaf, ohne von einem weinenden Baby oder dem unruhigen, heißen Körper ihres Mannes neben ihr im Bett gestört zu werden. Der arme Luke. Er war draußen in der Remise und arbeitete mit Jimbo mitten in dem Geruch von Öl und Benzin und in der Hitze des von der Sonne erwärmten Metalls.
    Der Druck auf die Bettkante war so leicht, daß sie ihn kaum wahrnahm. Einen Moment blieb sie mit fest geschlossenen Augen liegen und wehrte sich gegen die lauernde Angst, die an ihr zerrte, dann öffnete sie die Augen langsam und widerwillig und sah sich um. Nichts. Es war absolut still im Zimmer. Da war nichts neben dem Bett, das die leichte Bewegung in der Luft hätte verursachen können, die fast unmerkliche Vertiefung im Laken bei ihren Füßen – nichts außer dem leichten Schwingen des Bettvorhangs, als eine kleine Brise zum Fenster hereinwehte. Ihr Mund war trocken; sie schluckte und schloß wieder die Augen. Es gab nichts, was sie zu bekümmern brauchte. Nichts, wovor sie Angst haben mußte. Aber der Moment der Ruhe war vorüber. Sie spürte, wie

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