Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
ich lasse mich von David nicht verrückt machen. Wirklich nicht.« Sie sah ihn lächelnd an. »Und Luke weiß: Was immer David für mich empfindet – ich bin nicht in ihn verliebt. Wirklich nicht.«
»Was fällt dir ein, dich bei Mat über mich zu beschweren!« Joss hatte Luke schließlich in seiner Werkstatt aufgestöbert. »Jetzt macht er sich unnötig Sorgen, und deine Eltern auch. Und überhaupt – was hast du ihm denn gesagt?«
»Nur, daß ich mir Sorgen um dich mache. Ich habe mich gar nicht beschwert. Er hatte nicht das Recht, mit dir darüber zu reden. « Luke war bekümmert. »Joss, ich glaube, dir ist nicht klar, wie überanstrengt du bist.«
»Doch, das weiß ich genau, vielen Dank. Und was soll daran so verwunderlich sein? Ich habe gerade vor zwei Wochen entbunden! Ned weint viel. Ich stille ihn ständig und bekomme nicht genug Schlaf. Wie sollte ich da nicht überanstrengt sein?«
»Natürlich.« Luke legte den Schraubenschlüssel zur Seite und trat zu ihr; dabei wischte er sich die Hände an seinem Overall ab. »Komm her, du wunderschöne, kluge Frau, und laß dich küssen!«
Er legte ihr die Handgelenke auf die Schultern und zog sie an sich, gab aber acht, sie mit seinen ölverschmierten Fingern nicht zu berühren. »Nimm’s mir nicht übel, daß ich mir Sorgen mache, Joss. Ich tu’s doch nur, weil ich dich so liebe.« Er sah ihr in die Augen. »Also – ich habe eine gute Nachricht für dich. Diese alte Kiste ist demnächst fertig. Nächste Woche geht sie an ihren Besitzer zurück, und ich habe zwei neue Jobs in Aussicht; unter anderem eine vollständige Restaurierung.«
Joss lachte. »Das ist ja phantastisch!«
»Und was ist mit dir? Wie geht’s mit dem Buch voran? Kommst du überhaupt dazu, daran zu arbeiten, wo sich unsere beiden Familien hier häuslich niedergelassen haben?«
»Nein, natürlich nicht.« Sie versetzte ihm einen scherzhaften Klaps. »Aber ich finde, ich darf mir ein paar Tage Urlaub gönnen, wenn meine Lieblingseltern und -schwiegereltern da sind. Zum Schreiben habe ich noch jede Menge Zeit, wenn sie wieder weg sind.«
»Vielleicht kriegen wir sie ja gar nicht mehr los«, erklärte er mit einem Grinsen. »Es gefällt ihnen hier so gut.«
»Das freut mich.« Sie ging zur Tür und sah in den Hof, wo Jimbo mit Hingabe zwei große Scheinwerfer polierte. »Ihn hat wirklich der Himmel geschickt, findest du nicht?«
»Das stimmt. Wer weiß – vielleicht muß ich nächstes Jahr noch jemanden wie ihn suchen.«
Joss runzelte die Stirn. »Alle reden immer nur von mir, und niemand verliert ein Wort darüber, wie müde du aussiehst, Luke«, sagte sie und strich ihm über das Gesicht. Er war dünn und blaß, und seinen geröteten Augen konnte man ansehen, daß er zuwenig Schlaf bekam. »Niemand fühlt mit den Vätern, stimmt’s? Das ist unfair.«
»Sehr unfair.« Er nickte heftig. »Aber mach dir keine Sorgen. Im Augenblick laß ich mich von meinen Eltern mit Mitgefühl überhäufen«, sagte er scherzhaft und lachte. »Es ist schön, sie dazuhaben. «
Als ob Jimbo spürte, daß sie ihn beobachteten, blickte er auf und winkte, und Joss winkte zurück. »Ich sollte mal Tom suchen. Niemand scheint zu wissen, wer sich um ihn kümmert.«
»Ihm gefällt die viele Aufmerksamkeit. Er wird uns auf dem Kopf herumtanzen, wenn alle wieder weg sind.« Zögernd setzte er hinzu: »Weißt du zufällig, wann David fährt?«
Warum – kannst du es nicht erwarten, ihn los zu sein? wollte Joss beinahe fragen, aber sie verbiß sich die Bemerkung. David mußte sowieso nach London zurück. »Heute abend. Vergiß nicht, es sind keine Schulferien.«
»Na ja, solange er nicht den ganzen Sommer hier verbringt.« Er verbrämte seine Worte mit einem Lächeln.
»Das tut er bestimmt nicht.« Sie berührte Lukes Hand. »Ich liebe dich . Das darfst du nie vergessen, Luke.«
Im Haus war von niemandem etwas zu sehen. Rufend hastete Joss durch die Räume, aber sie waren leer. Vom Fenster im Arbeitszimmer konnte sie Elizabeth und Alice über den Rasen schlendern sehen. Elizabeth schob den Kinderwagen, auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck absoluter Konzentration, während Alice gestikulierend auf sie einredete. Joss lächelte voller Zuneigung für die beiden und drehte sich um. Tom konnte bei Mat sein, bei Lyn, Geoffrey, Joe oder sogar bei David. Irgend jemand kümmerte sich bestimmt um ihn. Aber warum hatte sie dann dieses ungute Gefühl? Sie wußte den Grund: Möglicherweise dachten die anderen
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