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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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nützt besser die Gelegenheit.«
    »Natürlich.« Joss zwang sich zu lächeln. »Das hätte ich mir
eigentlich denken können.« Auf einmal wurde ihr bewußt, wie eingehend Jimbo sie betrachtete. Das Gesicht des jungen Mannes hatte sie schon bei der ersten Begegnung fasziniert: schmal, braun, mit ungewöhnlich schläfrig wirkenden, schrägstehenden Augen; die Wangen- und Brauenpartie war abgeflacht und verlieh ihm slawische Züge und einen verblüffend dramatischen Gesichtsausdruck. Wann immer sie ihn ansah, stellte sie sich vor, wie er auf einem Pferd über die Ebene dahingaloppierte, einen Stoffetzen um den Kopf gewunden, und eine Waffe durch die Luft schwang. Als sie eines Tages nicht widerstehen konnte, ihn zu fragen, ob er reiten konnte, und er ihr zur Antwort nur einen schiefen Blick zuwarf, der unmißverständlich »nie im Leben« bedeutete, war sie richtig enttäuscht.
    »Ist alles in Ordnung, Mrs. Grant?« Sein weicher Dialekt paßte gar nicht zu seinen kantigen Zügen. Ebensowenig, dachte sie, wie die Augen, diese ungewöhnlichen, alles sehenden Augen.
    »Doch, ja. Danke.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Sie sehen müde aus, Mrs. Grant.«
    »Das bin ich auch.« Sie blieb stehen.
    »Die Jungs lassen Sie nicht schlafen, stimmt’s? Ich hab’ sie gehört, wenn ich als Kind mit meiner Ma im Haus war. Sie sagt, sie kommen immer wieder, wenn Leute im Haus wohnen.«
    Joss starrte ihn an. »Jungs?« wiederholte sie flüsternd und verstand, daß er damit nicht Tom und Ned meinte.
    »All die Jungs, die nicht mehr da sind. Wie Peter Pan. Ich mag das Haus nicht. Mein Dad sagte, mich würden sie auch noch holen. Aber Mam hat hier manchmal für Mrs. Duncan geputzt, bevor sie nach Paris ist, und dann mußte ich mitkommen.«
    Joss wollte am liebsten kehrtmachen und davonlaufen, aber sein wissender Blick hielt sie gefangen, weshalb sie wie angewurzelt stehenblieb.
    »Hast du sie je gesehen?« brachte sie schließlich im Flüsterton hervor.
    Er schüttelte den Kopf. »Aber unsre Nat hat sie gesehen.«
    »Nat?« Joss merkte, wie es ihr die Kehle immer mehr zuschnürte.
    »Meine Schwester. Die war gerne hier. Mam hat oft für Mrs. Duncan geputzt und hat uns mitgenommen, damit wir im Garten
spielten, während sie gearbeitet hat. Nat hat mit den Jungs gespielt.« Sein Gesicht verfinsterte sich. »Sie hat mich einen Waschlappen genannt, weil ich mich geweigert hab. Sie fand mich feige. Ich wollte nich bleiben. Ich hab mich immer in der Küche versteckt und stand Mam im Weg rum, und wenn sie dann gezetert hat, bin ich durch die Hecke gesaust und nach Hause gerannt. Tracht Prügel hin oder her – ich wollte da nich bleiben.«
    Die Erinnerung schien ihn jetzt eher zu amüsieren.
    »Aber deine Schwester war gerne hier?«
    Er nickte. »Na ja, was würde man von ihr schon anderes erwarten«, sagte er wie zur Erklärung, deren Sinn Joss allerdings entging. Dann griff er nach einem weichen Tuch und begann, die großen Scheinwerfer zu polieren.
    »Aber jetzt macht es dir nichts aus, hier zu arbeiten, oder?« fragte Joss nachdenklich.
    »Nö. Jetzt glaub ich nicht mehr an das Zeug.« Dabei grinste er.
    »Aber du meinst, daß ich daran glaube?«
    Er blinzelte. »Ich hab gehört, wie die Leute über Sie geredet haben. Das ist nich fair. Schließlich sind Sie ja nich die einzige. Ein Haufen Leute haben die Jungs gesehen.«
    Und den Blechmann ohne Herz?
    Joss wischte sich ihre feuchten Hände an der Bluse ab. »Lebt deine Schwester noch hier im Dorf, Jim?«
    »Sie hat ’ne Stellung in Cambridge«, erwiderte er.
    Diese Auskunft enttäuschte sie herb. »Aber sie kommt doch manchmal zu Besuch?«
    Jim zog ein gleichgültiges Gesicht und machte sich achselzuckend an einem winzigen Rostflecken zu schaffen. »Nich oft.«
    »Und deine Mutter?«
    »Als Mam und Dad geschieden wurden, ist Mam nach Kesgrave gezogen.«
    »Erinnert sich dein Dad an das Haus aus der Zeit, als meine Mutter hier gelebt hat?«
    »Glaub ich kaum«, antwortete Jim. »Er hat sich geweigert, einen Fuß in das Haus zu setzen.« Er hob den Kopf, und wieder bemerkte sie diesen schmalen, abschätzenden Blick. »Er hat auch nich gewollt, daß ich diesen Job mache.«

    »Ah ja.« Nach dem Grund mußte sie sich wohl kaum erkundigen. Zu viele Handwerker aus dem Dorf hatten sicher mit einem Ausdruck des Gruselns erklärt, warum sie selbst nicht hier wohnen wollten.
    Sie seufzte. »Also gut, Jimbo. Wenn du Luke siehst, kannst du ihm sagen, daß ich nach ihm gesucht habe? Danke.«
    »In

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