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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Ordnung, Mrs. Grant«, sagte er lächelnd. Als sie sich umdrehte, spürte sie, wie er sich aufrichtete und sie beobachtete, während sie über den Hof zurückging.
    Die Terrassentür im Arbeitszimmer stand offen. Joss blieb direkt davor auf den kühlen Pflastersteinen stehen und betrachtete die bunte Ansammlung von Gartenmöbeln, die sie aus den diversen Schuppen zusammengetragen hatten. Zwei Liegestühle vom Ende des letzten Jahrhunderts – etwas klapprig, aber für ihr Alter noch erstaunlich stabil; zwei von Mäusen angefressene Korbstühle, die aber ebenfalls noch ihren Zweck erfüllten, und ein paar entschieden fragwürdige Klappstühle, die kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch standen und demnächst ganz bestimmt die auf ihnen sitzende Person würdelos auf den Boden plumpsen ließen. Jedesmal, wenn sie die Möbel sah, mußte sie unwillkürlich lächeln. Jeder Besitzer eines besseren Gartencenters würde vom Fleck weg graue Haare bekommen. Es wäre himmlisch, sich jetzt in einem dieser bequemen Liegestühle auszustrecken, die feucht, alt und moosig rochen, auch wenn sie schon seit Wochen in der sengenden Sonne standen. Und dazu eine Tasse Tee. Nur ein paar Minuten. Bis die anderen wiederkamen.
    Sie ging ins Arbeitszimmer. Eigentlich sollte sie die Gunst der Stunde nutzen und schreiben, solange es im Haus ruhig war. Schuldbewußt sah sie auf den ordentlich bedruckten Papierstapel auf dem Schreibtisch. Fast drei Wochen lang hatte sie das Manuskript nicht mehr angerührt. Sie griff nach den letzten Seiten. Richard – der Held ihrer Geschichte, der Sohn des Hauses, dessen Geschichte ihr so flüssig aus der Feder floß, daß sie sich manchmal fragte, ob ihr die Worte diktiert würden – war er einer der Jungen, die nicht mehr da waren? Gab es Generationen von Jungen wie George und Sam, die im Dachboden des Hauses herumspukten? Sie schauderte. Hatte der wirkliche Richard seine
Abenteuer möglicherweise nicht überlebt, um glücklich alt zu werden, wie er es in ihrem Buch tun würde, sondern war wie ihre Brüder einem der Unfälle oder Krankheiten erlegen, die die Söhne von Belheddon heimsuchten? »Bitte, Gott, mach, daß Tom und Ned nichts passiert.« Sie warf die Seiten auf den Tisch zurück und ging wieder hinaus. Am Ende des Rasens waren Geoffrey und Elizabeth aufgetaucht. Hinter ihnen konnte sie Joe und Alice mit dem Kinderwagen erkennen, die gerade durch die Pforte traten. Wahrscheinlich waren alle über die Felder zu den niedrigen roten Klippen oberhalb des Mündungsarms gegangen. Jetzt war auch Mat zu sehen, mit Tom-Tom auf den Schultern und Lyn neben ihm; Luke bildete das Schlußlicht. Sie lachten und redeten alle angeregt, und einen Augenblick lang fühlte Joss sich einsam, als sei sie ausgeschlossen von dieser fröhlichen Gruppe, obwohl es diejenigen Menschen waren, die ihr am allernächsten standen.
    Sie wartete, bis die anderen über den Rasen zu ihr kamen.
    »Hast du gut geschlafen?« begrüßte Luke sie und gab ihr einen Kuß.
    Sie nickte und nahm Ned aus dem Kinderwagen. Er schlief tief und fest, ohne die Welt um sich zu beachten. Als sie ihn an sich hielt, spürte sie die Spannung in der Brust; sie mußte ihn bald stillen. »Teestunde?« fragte sie Lyn.
    »Wunderbar.« Lyn lächelte gutgelaunt. Auf einer Seite war ihr das T-Shirt von der gebräunten Schulter geglitten, und ihre langen, schlanken Beine waren unterhalb ihrer fransig abgeschnittenen Jeans voller Sand.
    »Seid ihr am Strand gewesen?« fragte Joss.
    Lyn nickte. »Mat und ich sind mit Tom ans Meer, um Sandburgen zu bauen. Heute ist es toll dort.« Sie streckte lässig die Arme über den Kopf, und Joss bemerkte, wie Mats Blick unwillkürlich zu Lyns Busen wanderte, der sich deutlich unter dem dünnen blauen T-Shirt abzeichnete. Er sah erstaunlich fröhlich aus.
    »Ich gehe mit Ned nach oben und wickele ihn.« Joss ging zur Treppe, während die anderen, sich laut unterhaltend, in die Küche drängten.
    Müde sah Joss sich im Schlafzimmer um. Die Sonne war ein
Stück gewandert, und es war etwas kühler geworden. Ned hatte die Augen geöffnet und sah sie mit nicht erlahmender Konzentration an. Von Liebe überwältigt, drückte sie ihm einen Kuß auf die Nase. Niemand durfte auch nur daran denken, ihm etwas anzutun, sonst konnte sie für nichts garantieren! Sie setzte sich auf den niedrigen Sessel am Fenster und betrachtete sein Gesicht; wieder überschwemmte sie eine Woge der Liebe. Langsam schlief er ein; offenbar war er noch nicht

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