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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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auf. »Sie sehen nervös aus, Janet. Stimmt was nicht?« Der Schinken fiel mit einem rhythmisch zischenden Geräusch vom Schneidemesser auf die Plastikfolie in ihrer Hand, und Tom beobachtete sie hingerissen.
    »Ich war oben in der Kirche«, berichtete Janet. »Die Tür ist zugeknallt. Das hat mich erschreckt, mehr nicht.«
    Sally hielt beim Aufschneiden inne und musterte sie kritisch. »Seit wann bringt eine knallende Tür Sie dazu, wie Espenlaub zu zittern?«
    Janet machte eine wegwerfende Geste. »Die Nerven. Wahrscheinlich habe ich heute morgen zu viel Kaffee getrunken.« Sie lachte auf, aber es klang wenig überzeugend.
    »Sie werden noch wie Joss.« Lyns Bemerkung klang nicht wie ein Kompliment. »Als nächstes sehen Sie hinter jeder Ecke Gespenster lauern.« Dann wandte sie sich wieder ihren Einkäufen zu. »Das reicht, Sally, danke. Und dann noch Würstchen – ein Pfund.«
    »Wo ist Joss?« Janet zwang sich, ruhiger zu werden.
    »Soweit ich weiß, noch in Paris.«
    »Und Sie sind ganz allein oben im Haus?«
    In der Frage schwang zu große Dringlichkeit mit.
    »Natürlich. Warum nicht?«

    »Ach, nur so«, antwortete Janet. »Ich dachte bloß – Sie passen gut auf, Lyn, nicht wahr?«
    Nun drehte Lyn sich zu ihr um. »Jetzt hören Sie mir mal zu. Jetzt, wo Joss nicht da ist, ist in dem Haus alles in bester Ordnung. Verstehen Sie mich? Da passiert nichts. Es gibt keine bösen Ereignisse…« Abrupt brach sie ab; ihre Panik der letzten Nacht war ihr wieder eingefallen.
    Sally und Janet tauschten einen Blick aus. »Na gut«, meinte Janet achselzuckend. »Verzeihen Sie. Aber falls Sie mich brauchen, ich bin da.« Damit wandte sie sich zum Gehen.
    »Janet, warten Sie.« Lyn holte ihr Portemonnaie hervor. »Das war unhöflich von mir. Aber im Haus ist wirklich alles in Ordnung.«
    »Gut.« Einen Moment blieb Janet mit den Händen in der Tasche stehen und sah Lyn in die Augen. Dann drehte sie sich wieder um. »Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn Sie nicht mehr allein sein wollen.«
    Sally tippte gerade Lyns Einkäufe in die Kasse ein, aber sobald Janet die Tür hinter sich geschlossen hatte, hielt sie inne. »Sie sah ja wirklich verschreckt aus.«
    »Ich würde gerne wissen, was da oben passiert ist.«
    »Auf jeden Fall etwas Seltsames. Vielleicht spukt die alte Mary schon herum!« Sally Fairchild erschauderte übertrieben. »Sind Sie sicher, daß Sie da oben zurechtkommen? Die meisten hier im Dorf könnten keine zehn Pferde dazu bringen, allein in dem Haus zu schlafen, und schon gar nicht mit kleinen Kindern.«
    »Ich weiß. Das kriege ich immer wieder zu hören.« Lyn packte die Einkäufe in ihre Tasche. »Vielen Dank, Sally. Wahrscheinlich sehen Sie mich morgen wieder.«
    Auf dem Rückweg schien der Buggy schwerer als sonst, aber vielleicht war sie auch nur müde. Einen Augenblick bedauerte sie, Janet nicht gebeten zu haben, sie mitzunehmen, aber dann wußte sie wieder, warum sie es nicht getan hatte. Janet hätte ihr eine Predigt gehalten und sie unter Druck gesetzt, mit den Kindern zu ihr auf die Farm zu ziehen; dabei war Lyn froh, die beiden endlich einmal für sich allein zu haben. Beim Weitergehen sah sie zum Himmel hinauf. Die Wolken zogen sich immer bedrohlicher zusammen; wenn sie Pech hatte, würde der Regen sie
noch erwischen, bevor sie nach Hause kam. Sie beugte sich zu den beiden Kindern; sie waren warm eingepackt und schliefen fest unter ihren Decken.
    Als sie das Tor erreichte und den letzten Anstieg die Auffahrt hinauf begann, fielen die ersten Tropfen.
    Das Haus wirkte sehr dunkel. Keuchend schob sie den Kinderwagen durch den nassen Kies und schaute auf die Fenster, an denen der Regen herablief. Hinter dem Dachbodenfenster über der vorderen Tür sah sie ein Gesicht. Sie blieb stehen. War Joss heimgekommen? Sie blinzelte, um die eisigen Tropfen aus den Wimpern zu entfernen, und versuchte, die Person zu erkennen, gab dann aber auf und ging rasch zum rückwärtigen Eingang weiter. Der Hof war leer. Jimbo hatte die Remise verschlossen und war offenbar fortgegangen – vermutlich zum Mittagessen. Es stand kein weiteres Auto da. Sie runzelte die Stirn. Wer in aller Welt konnte denn sonst an dem Fenster gestanden haben? Mit ihren eiskalten Fingern suchte sie in der Tasche nach dem Schlüssel, öffnete die Tür und bückte sich, um Tom aus dem Kinderwagen zu heben. »Komm, du kleines Würstchen! Du weißt doch, daß ich euch nicht beide im Wagen hineintragen kann. Läufst du für Tante Lyn schon ins Haus

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