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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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ihrem und Lukes Zimmer einen Spaltbreit offen. Vorsichtig ging sie darauf zu, wobei sie der knarzenden Diele bei der Truhe mit dem Zinnleuchter auswich.
    »Ist jemand da? Georgie? Sammy?« Mit ihnen konnte sie umgehen, es waren ihre Brüder, kleine Jungen.
    Mit ausgestreckter Hand schob sie die Tür zum Schlafzimmer auf und sah hinein. Die Vorhänge waren halb zugezogen, und es war fast dunkel. Draußen strömte der Regen über die Scheiben und prasselte nur manchmal bei einem Windstoß dagegen.
    Sie liebte dieses Zimmer. Es war wunderschön, anmutig, voller Geschichte und doch auch behaglich. In der Ecke lag Toms ausgedienter Teddy, am Boden ein alter Pullover von Luke mit der Innenseite nach außen, so, wie er ihn hingeworfen hatte. Sie lächelte liebevoll.
    Dann ging sie zum Bett und umschloß einen der Bettpfosten. Die gedrechselte schwarze Eiche unter ihren Fingern war warm,
sanft strichen ihre Finger darüber. »War es hier? Lagt ihr hier beisammen?« Sie sprach mit lauter Stimme. »Sie ist fort, Herr. Niemand kann sie ersetzen, nicht hier. Ihr und sie gehört zusammen, aber in einer anderen Welt.«
    Ihre Hand glitt den Pfosten hinab und fuhr über die Wollstickerei der Decke, während sie das Bett entlangging. »Ich werde die Figuren, die Margaret von euch gemacht hat, im Rosengarten unten am See begraben«, versprach sie und setzte lächelnd hinzu: »Ich werde eine weiße Rose finden, eine York-Rose, damit Ihr in Frieden ruhen könnt.«
    Ein plötzliches Krachen in der Zimmerecke beim hinteren Fenster ließ sie zusammenfahren. In der Zugluft hatte sich der Vorhang bewegt, so daß ein kleines hölzernes Spielzeugauto zu Boden gefallen war. Sie ging, um es aufzuheben. »Georgie? Sammy? Gehört das euch?«
    Keine Antwort.
    Langsam drehte sie sich um. Ihre Handflächen waren naß geschwitzt, die feinen Haare im Nacken prickelten. Irgend etwas im Zimmer hatte sich verändert.
    Er stand beim vorderen Fenster.
    Joss hielt die Luft an. Ihr Magen verkrampfte sich vor Angst. Er war groß, sehr groß; als sie näher trat, sah sie die ergrauenden Haare, den Kummer in den schmalen Augen, das markante Kinn, die breiten Schultern unter dem dunklen Umhang, und darunter die Rüstung eines Mannes, der befürchtete, hier, im Haus seiner Geliebten, ermordet zu werden.
    Er kam näher. Plötzlich hatte sie entsetzliche Angst; sie hatte ihn gerufen, aber jetzt konnte sie ihn nicht kontrollieren. »Bitte«, murmelte sie. »Bitte … nein!« Der Duft von Rosen erfüllte die Luft.
    Er trat noch näher.
    »Ich bin nicht Katherine«, flüsterte sie verzweifelt. »Bitte, hört mich an! Ich bin nicht Katherine. Katherine ist fort. Sie ist nicht mehr hier. Bitte, bitte, tut mir nichts. Tut meinen Kindern nichts, und Luke auch nicht… bitte …«
    Sie machte einen Schritt zurück und stieß gegen das Bett.
    »Bitte. Wir haben die Verbindung durchtrennt. Eure Liebe war verflucht. Sie war böse. Margaret hat sie bewirkt. Sie hat
euch mit ihrer Zauberei vereint und an dieses Haus gebunden, aber wir haben euch befreit! Ihr könnt gehen. Bitte …« Sie hielt sich die Hand vors Gesicht. »Bitte. Geht.«
    Er hatte innegehalten; einige Sekunden lang schien er sie zu beobachten, dann streckte er langsam den Arm nach ihr aus. Mit einem leisen Aufschrei wich sie zurück, aber das Bett stand ihr im Weg, und seine Finger streichelten über ihre Wange. Sie fühlten sich an wie kaltes, feuchtes Laub.
    Katherine
    Seine Lippen hatten sich nicht bewegt, aber sie hörte den Namen in ihrem Kopf.
    »Ich bin nicht Katherine«, schluchzte sie und lehnte sich nach hinten über das Bett, um ihm zu entkommen. »Bitte, ich bin nicht Katherine!«
    Katherine
     
    Sie hatte ihnen aufgetragen, nach ihm zu schicken.
    Während sie in dem hohen Bett lag und von den Wehen zerrissen wurde, hatte sie zuerst nach ihm gefragt, dann gefleht und schließlich geschrien, er möge kommen.
    Aber ihre Mutter befahl ihnen zu warten; sie verbot ihnen, ihn zu holen.
    Während der Leib ihrer siebzehnjährigen Tochter sich mit dem Kind des Königs gerundet hatte, hatte Margaret gelächelt, genickt und weiter beobachtet. Der Abscheu und die Panik des Mädchens waren nichts Ungewöhnliches. Nachdem ihr jämmerlicher Ehemann beseitigt worden war – es war so leicht gewesen, sie hatte ihn ausgelöscht wie eine Kerze –, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Tochter sich an ihren königlichen Geliebten gewöhnen würde, einen Mann, dessen prachtvolle Gestalt im mittleren Alter ein

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