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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Staublappen und getrockneten Tannenzapfen, die einmal für ein Weihnachtsgebinde verwendet worden waren.

    »Hier.« Sie reichte Natalie den Draht. »Ist das gut?«
    Natalie bemühte sich, das Ende des Drahts zu finden. »Meine Hände sind so kalt…«
    »Ich weiß. Das ist nur hier, bei der Grabplatte. Überall sonst in der Kirche ist es erträglich.«
    »Da wird Energie abgezogen«, erklärte Natalie. »Irgendwie benutzt sie die Wärme. Hier.« Sie hatte ein zwei Meter langes Stück Draht abgeschnitten. »Wickle das Ende um die Figuren! Ich versuche, dieses Ende irgendwie in die Platte einzuhängen.« Mit dem Draht in der Hand kniete sie sich auf den Boden. »Das Messing ist völlig abgetreten. Fünfhundert Jahre lang sind Leute darübergelaufen.«
    »Geschadet hat es ihr offensichtlich nicht!« kommentierte Joss trocken. Der Draht war steif und ließ sich nur schwer verzwirbeln. »Also, das sollte halten.«
    »Gut. Leg die Puppen auf die Stufe, während ich dieses Ende irgendwie befestige.«
    »Natalie!« Nachdem Joss die Figuren beiseite gelegt hatte, sah sie sich in der Kirche um. »Sieh mal!«
    Da war wieder der seltsame Nebel, neben der hintersten Bankreihe. Diesmal war er feiner, weniger deutlich, aber die Form war klar zu erkennen.
    »Sie wird Gestalt annehmen!« hauchte Natalie. »Guter Gott!«
    »Was sollen wir tun?« Joss fuhr mit der Hand zu ihrem Hals und suchte nach dem kleinen Kreuz, bis ihr mit Entsetzen einfiel, daß es noch dort war, wo sie selbst es hingehängt hatte – um Lukes Hals.
    »Bleib stehen. Stell dir eine solide Mauer aus Licht zwischen uns und ihr vor! Vergiß nicht, sie kann dir nichts anhaben«, flüsterte Natalie dringlich. Sie ging wieder in die Knie und stieß das dünne Drahtende verzweifelt in die Messingplatte, um es an der Relieffigur zu befestigen.
    »Soll ich sie aufheben?« Joss’ Atem ging keuchend.
    »Ja. Aber sei vorsichtig. Zieh nicht am Draht.« Natalies Stimme war heiser.
    Joss griff nach den Figuren, stellte sich mit dem Rücken zum Altar und streckte die Hand vor sich aus. Die Gestalt war deutlicher geworden; jetzt konnten sie die Umrisse der Frau ausmachen,
ihr langes Kleid, das steif von ihren Hüften abstand, den Kopfschmuck, der ihre Haare bedeckte.
    »Halt!« Plötzlich war Natalies Stimme überraschend fest. »Du bist im Hause Gottes! Halt ein, solange du noch Zeit dazu hast!«
    Die Gestalt ließ sich nicht beirren, sondern kam unaufhörlich näher; sie schien auf sie zuzuschweben, ohne den Boden zu berühren.
    »Margaret de Vere, im Namen Jesu Christi befehle ich dir, stehenzubleiben! « Natalie hatte die Stimme erhoben.
    »Sie kann dich nicht hören«, flüsterte Joss. Allmählich wurde das Gesicht der Frau erkennbar, aber es war völlig ausdruckslos. »Was sollen wir tun?« Es war ein angstvoller Hilfeschrei.
    »Sie muß uns hören – oder zumindest spürt sie uns. Warum ist sie denn sonst hier?« Natalie stocherte panisch in der Platte herum. »Bleib hängen, verdammt! Bleib irgendwo hängen!«
    Die Gestalt waberte immer näher und wurde von Moment zu Moment deutlicher. Jetzt konnten sie die Stickerei auf ihrem Gewand ausmachen, die mit Edelsteinen besetzte Schärpe, den Kopfschmuck mit dem langen Schleier, und vor allem ihr Gesicht. Es war ein kraftvolles Gesicht mit markanten Zügen, schmale, harte Lippen, die Haut beinahe farblos, die geöffneten Augen so blaß gefärbt wie das Meer im Winter, nicht sehend und ausdruckslos.
    »Wir haben sie heraufbeschworen, weil wir sie stören«, murmelte Natalie. »Irgendwie müssen wir sie aufhalten!« Sie stocherte mit dem Draht hektisch auf der Platte herum und bog ihn durch ihre heftigen Bewegungen fast zu einer Öse; und dann, mit einem leisen Klicken, fuhr der Draht unter eine kleine Kante des kunstvollen Kopfputzes der Figur am Boden und blieb dort hängen.
    »Geschafft!« Natalie sprang auf und griff nach der Zange.
    »Margaret de Vere, du hast dich der Zauberei an diesem heiligen Ort schuldig gemacht. Du hast Figuren von deinem König und deiner Tochter angefertigt, wegen deines bösen Zauberspruchs können sie nicht in Frieden ruhen. Diesen Draht, der euch verbindet, werde ich jetzt zertrennen. Dein Einfluß ist gebrochen. Deine Zeit auf dieser Erde ist vorüber. Verschwinde
von hier, und finde Frieden und Licht an einem anderen Ort als Belheddon. Geh!«
    Sie legte den Draht zwischen die Zange und drückte so fest, wie sie konnte.
    »Nein! Nein! Neiiin! «
    Der Schrei, der durch die Kirche gellte, kam

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