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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Hand auf seinen Oberschenkel. Sie spürte, wie er zusammenzuckte und sich sofort wieder entspannte, als ob er das so wollte. Er lächelte sie an.
    »Sollen wir eine Pause machen? Es gibt keinen Grund zur Eile, oder?«
    Gab es einen? Rosamund fiel keiner ein. Sie versenkte ihren Blick in seinen blauen Augen und ließ ihre von Mark so sehr verabscheute Sorglosigkeit die Regie übernehmen.
    »Nein, überhaupt keinen.«

18
    Eine ausgesprochen schöne Frau.« Kerry betrachtete am nächsten Morgen Ambrosines Porträt in dem Buch über Marling. »Sie sieht aus wie du«, fügte sie mit einem Seitenblick hinzu.
    »Ich spiele nicht ganz ihrer Liga.« Doch allein die Möglichkeit ließ Rosamund freudig und ängstlich zugleich erschaudern.
    »Alice erkenne ich nicht.« Beim Betrachten des kleineren Bildes runzelte Kerry die Stirn. Es gab nicht in vollem Umfang wieder, was Rosamund in dem Geistwesen gesehen hatte, doch Marling war es durchaus gelungen, unterdrückte Gefühle und geistige Tiefe anzudeuten.
    »Glaubst du, sie könnte eine Dienstbotin gewesen sein?«
    »Ja, es wäre allerdings sehr hilfreich, hätte Mr Marling auch ihren Nachnamen preisgegeben.«
    »Hm. Wir besaßen früher einige alte Haushaltsbücher, aber Mrs Ada hat sie der Historischen Gesellschaft vermacht.«
    Rosamund zündete sich eine Zigarette an und drückte sie sofort wieder aus. »Kennst du jemanden, der dort arbeitet? Ich kann schlecht dort auftauchen und mit einem völlig Fremden über diese Dinge reden.«
    Kerry amüsierte sich. »Jetzt klingst du wie deine Groß-mutter.«
    »Also bitte!«
    »Mir fällt dazu nur Mrs Gibbons ein. Sie hilft dort ab und zu aus. Raes Mutter – du weißt schon, das Mädchen, das sich beim Sturz vom Gerüst den Arm gebrochen hat.«
    Da fiel Rosamund etwas ein. »Rae hat mir erzählt, ihre Urgroßmutter sei Köchin bei Cosmo gewesen.«
    »Ja, richtig. Die Familie ist nach den Vorfällen weggezogen. Komisch, eigentlich sind alle Dienstboten damals woanders hingezogen.«
    Rosamund wirkte nachdenklich.
    »Mrs Gibbons und Rae wohnen nicht weit weg. In der Siedlung, die in den 1960ern auf dem trocken gelegten Sumpfgelände gebaut wurde. Das war ziemlich übel damals, erinnerst du dich?«
    »Hilf mir auf die Sprünge«, sagte Rosamund. Sie schien mit den Gedanken woanders zu sein.
    »Na ja, sie haben die Leiche eines Mannes im Sumpf gefunden. Die musste seit Jahren unbemerkt dort gelegen haben. War ziemlich gut erhalten, soweit ich weiß, das kam von dem Schlamm und der Feuchtigkeit. Deine Großmutter hat sich ziemlich dafür interessiert und viel herumtelefoniert deswegen. Jedenfalls kannte ihn keiner, und die Siedlung wurde dann doch gebaut.«
    »Wie lange hat er im Sumpf gelegen?«
    »Ziemlich lange. Seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts, glaube ich. Mrs Ada kannte von früher einen alten Schausteller. Harry Simmons hieß er. Sie war sich ziemlich sicher, dass es sich bei der Leiche um ihn handelte.«
    Rosamund lächelte. »Du bist eine gute Informationsquelle, Kerry. Glaubst du, Mrs Gibbons würde mit mir sprechen? Außerdem könnte ich mich dann gleich nach Rae erkundigen.«
    Kerry stand auf. »Ich rufe sie gleich mal an.«
    Rosamund lauschte dem Klackern der Wählscheibe und dann Kerrys Stimme. Ihre Gedanken schweiften zurück zum gestrigen Tag, zu den Bildern im Museum und ihren Entdeckungen. Auf dem Rückweg hatten Gary und sie in einem kleinen Hotel haltgemacht. Es war ein altes Haus aus bläulichem Sandstein, das der Besitzer liebevoll restauriert hatte. Sie rief Kerry an und erfand eine Ausrede, warum sie erst spät zurückkehren würden. Wenn Kerry den Braten gerochen hatte, war sie so taktvoll gewesen, das nicht zu zeigen.
    Während die Schatten im Zimmer länger wurden, hatten sie auf dem Himmelbett mit seiner verblichenen Patchworkdecke gelegen, sich ausgiebig und wie ausgehungert geliebt. Rosamund fühlte sich dabei wie eine Sechzehnjährige, nur viel glücklicher. Das machte ihr Angst. Glück war ein ungewohntes Gefühl für sie.
    »Rosamund?« Kerrys Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. »Morgen ist sie zu Hause, wenn du sie besuchen willst. Ich habe mit ihr über Colonsays Haushaltsbücher gesprochen. Sie wird sie für dich durchsehen. Sie sagt, sie besitzt auch ein, zwei Andenken aus der Zeit und natürlich einen Stammbaum der Gibbons.«
    »Natürlich.«
    »Rae wird auch da sein.«
    »Danke, Kerry.« Rosamund erhob sich unvermittelt. »Ich gehe auf den Friedhof.« Sie musste über Kerrys verdutzten

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