Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
nur sehr anziehend, es übte eine fast hypnotische Wirkung aus. Rosamund war klar, dass sie eine Abbildung davon mitnehmen musste, und fragte sich, ob ihr der Museumsshop da weiterhelfen konnte. Wenn sich die Dinge in Colonsay gut entwickelten, könnte sie später sogar eine Kopie des Gemäldes in einem der Zimmer aufhängen.
    Auf ihrem Weg zum Ausgang stellte Rosamund fest, dass sie ein Porträt übersehen hatte. Eine kleinformatige Leinwand hing neben einem historischen Möbelstück und wurde ein wenig davon verdeckt.
    Der Hintergrund des Bildes war eher braun als schwarz wie bei Ambrosine. Es zeigte ein stehendes Mädchen. Langes glattes Haar umrahmte ein schmales Gesicht mit klaren Augen und einem direkten Blick. Ihr Mund störte den Eindruck eines jungen, unschuldigen Dings. Die dünnen zusammengepressten Lippen ließen sie älter wirken.
    Rosamunds Atem ging schneller. Sie erstarrte förmlich. Es handelte sich um das braunhaarige Mädchen, wie sie sofort erkannte. Mit klopfendem Herzen beugte sie sich nach vorn, um die Beschriftung zu entziffern: »Alice, gemalt von Henry Marling. Erworben für die Marling-Sammlung 1950.«
    »Alice«, flüsterte Rosamund. »Hab ich dich endlich gefunden.«
    ***
    Meggy war dünn geworden, ihre braunen Augen noch größer. An diesem Morgen hatte sie frei. Normalerweise würde sie sich mit Jonah treffen. Aber Ambrosine wollte unbedingt ausreiten, und Jonah hatte sie begleiten müssen.
    »Er sagt, wenn er Nein sagt, denkt die Herrschaft, er sei ein unbrauchbarer Dienstbote. Und wenn er Ja sagt, denke ich, er sei ein unbrauchbarer Bruder.« Meggy lächelte. Aber Alice fand, sie wirkte angespannt. Trotz des Lächelns war Meggy in letzter Zeit irgendwie verändert.
    »Cosmo musste nach Melbourne, um sich dort um seine Angelegenheiten zu kümmern«, fuhr sie nach einer Weile fort, da Alice keine Anstalten machte, ihre Bemerkung zu kommentieren. »Es ist ruhig im Haus geworden, Alice. Ich kann fast meinen eigenen Atem hören. Mrs Gibbons ist gestern gestürzt. Als ich versuchte, ihr aufzuhelfen, hat sie mich wüst beschimpft. Und Ada hat jede Nacht Albträume. Sie bekam draußen auf der Treppe einen Anfall und schrie so laut, dass ihre Mutter aufwachte. Sie kam angelaufen, um zu sehen, was los war. Da hat Ada sie weggeschubst und gesagt, sie würde sie hassen. Madam ist ganz grün im Gesicht geworden. O Alice, du hast keine Vorstellung davon, wie schrecklich das alles ist! Sei froh, dass du nicht da bist. Ich will nur noch weg, mit Jonah nach Hause. Aber er sagt, er kann nicht gehen. Noch nicht.«
    »Wozu brauchst du ihn denn? Geh doch ohne ihn.« Das hätte Alice besser nicht gesagt.
    Meggy wurde knallrot im Gesicht. »Jonah ist mein Bruder«, sagte sie und rang ihre rauen, roten Hände. »Du kennst ihn nicht.«
    Sie kannte ihn nicht? Alice musste an jene Nacht denken, als Jonah rauchend und stumm in der Dunkelheit gestanden hatte. Er hatte auf sie gleichzeitig unbekümmert und gefährlich gewirkt. Diese Eigenschaften schienen den meisten Mädchen zu gefallen.
    »Wann kommt der Herr wieder zurück?«, fragte sie dann.
    Meggy blinzelte, überrascht vom Wechsel des Themas. »Nächsten Mittwoch. Er bringt Gäste mit.«
    Alice nickte und wandte sich ab. Diese Information hatte sie gebraucht, mehr gab es nicht zu sagen. Einen Augenblick später hörte sie, wie sich die Tür hinter Meggy schloss.
    ***
    »Hast du Hunger?«
    Rosamund hatte die vergangene Stunde in der Buchhandlung herumgestöbert und zu viel Kaffee getrunken. Ihr war zitterig und übel davon. »Nein, eigentlich nicht.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Gary fuhr zum Ausgang des Parkhauses. Rosamund hatte die Augen geschlossen und fühlte sich ein bisschen schwindlig, wie auf einem Karussell.
    »Was hast du herausgefunden?«
    Bisher hatte er nichts erzählt. Also war sie gezwungen, ihn danach zu fragen.
    »Nicht viel. Nur ein paar Hinweise. Ich hoffe, in einem oder zwei Tagen mehr zu erfahren. Einer meiner Informanten will eine Akte für mich durchsehen. Ich habe ihm früher einen Gefallen getan und kann deswegen um eine Gefälligkeit bitten.«
    Rosamund war enttäuscht. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte sie gehofft, sofort und auf der Stelle die ganze Wahrheit zu erfahren.
    »Was war bei dir?« Gary sah sie an, als sie an einer Ampel stehen blieben.
    »Ich habe das Porträt angesehen.« Ihre Stimme klang aufgeregt. »Es ist wirklich erstaunlich. Wusstest du, dass Ada das Bild dem Museum 1930 gestiftet hat? Ich hätte nie für

Weitere Kostenlose Bücher