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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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sich Küche, Bibliothek und zwei weitere Zimmer, in denen Fred Swanns Arbeiter gerade die Schätze vom Dachboden verstauten. Rosamund nutzte eine Pause im emsigen Hin und Her auf der Treppe, um schnell nach oben zu gehen.
    Die Männer auf dem Dachboden waren deutlich zu hören. Staub rieselte von den Decken. Das Gebäude, so vernachlässigt es auch sein mochte, sah noch ziemlich genauso aus, wie Rosamund es in Erinnerung hatte. Wenn sie die Augen schloss, sah sie sofort die schweren Möbel, die verschlissenen Vorhänge und Ada Cunninghams strenges Gesicht vor sich. »Das ist dein Erbe«, hatte ihre Großmutter immer gesagt.
    Rosamund fragte sich, warum Ada beschlossen hatte, ihre Zukunft auf Colonsay mit der Vergangenheit zu verknüpfen. Einer Vergangenheit, die es nicht gut mit ihr gemeint hatte. Ihr Bruder und ihre Eltern waren in diesem Haus gestorben, als sie noch ein Kind gewesen war. Später war Adas Ehemann im Ersten Weltkrieg in Frankreich gefallen, während sie hier auf ihn gewartet hatte. Vielleicht waren es diese Tragödien gewesen, die Ada zum Verzicht auf ein gesellschaftliches Leben gebracht hatten.
    Von oben erklang lautes Rufen; Holz krachte auf den Fußboden über Rosamunds Kopf. Sie sprang zur Seite. Es war wohl keine gute Idee, hier oben zu bleiben.
    Als Rosamund die Treppe hinunterging, fiel ihr Blick auf die Kellertür. Sie ging von der Eingangshalle ab, niedrig, schwer und immer verschlossen, wie Rosamund sich erinnerte. Der Keller befand sich unter dem alten Teil des Hauses. Cosmo Cunninghams Weinkeller war berühmt gewesen, aber sie rechnete nicht mit Restbeständen. Sie drückte mit der Hand gegen das weiß lackierte Holz und zögerte aus einem unklaren Gefühl heraus. Ihre Hand umfasste den Türknopf, der sich leicht drehen ließ. Die Tür öffnete sich. Rosamund trat auf den schmalen Treppenabsatz und spähte nach unten.
    Sie entdeckte einen Lichtschalter, und als sie ihn drehte, leuchteten eine Birne über ihr sowie mehrere andere unten im Keller auf. Rosamund ging über die leiterartige Holztreppe nach unten. Mit jedem Schritt kühlte die Luft ab. Verrammelte Fenster verliefen auf Bodenhöhe an den Wänden der Vorder- und Rückseite. Erde und Sickerwasser hatten sich durch den Ziegelboden gedrückt. Der Keller bestand aus drei Räumen, einem großen und zwei kleineren. Diese schienen nur Staub und Spinnweben zu enthalten. Im Hauptraum gab es an einer Wand ein hölzernes Weinregal, das jedoch wohl schon seit langer Zeit leer war, ein paar Holzfässer und einen Brunnen.
    Der Brunnen bestand nicht einfach aus einem Loch im Boden. Er besaß eine kreisrunde Fassung aus Ziegelsteinen, abgedeckt mit einem vermoderten Holzdeckel. Rosamund erinnerte sich, dass Ada gern ein Glas Brunnenwasser getrunken hatte, wenn sie jemanden dazu überreden konnte, Wasser aus dem Keller zu holen. Weder Kerry noch Rosamund hatten den Keller gemocht – Kerry litt unter Platzangst, und Rosamund hasste Spinnen.
    Als sie auf den Brunnen zuging, fragte sie sich, ob sich wohl noch Wasser darin befand. Es hatte dort früher auf dem Rand ein Gestell mit Eimer und Zugseil gegeben, der Eimer war jedoch den Weg des Weins gegangen. Rosamund packte den Holzdeckel und zog daran, bis er eine Öffnung freigab, die es ihr erlaubte, in die Tiefe zu spähen. Unten glitzerte es feucht. Ein vermodertes Stück Holz löste sich, fiel nach unten und platschte vernehmbar ins Wasser.
    Draußen im Garten ratterte eine Maschine los, Türen knallten. Rosamund sah zu einem der verrammelten Fenster, konnte aber nichts erkennen. Sie fühlte sich vom Rest des Hauses wie abgetrennt. Stille und Dunkelheit erschienen ihr mit einem Mal bedrückend. Rosamund versetzte dem Holzdeckel einen Stoß, der mit einem leisen Plumpsen wieder in seine ursprüngliche Position rutschte. Staub wirbelte auf. Sie verzog das Gesicht und wischte sich über die Augen. In diesem Moment ertönten Schritte auf dem Ziegelboden hinter ihr.
    Rosamund fuhr herum und stieß sich dabei die Hüfte am Brunnenrand. Ein weiteres Stück des Holzdeckels löste sich und fiel ins Wasser. »Kerry?«
    Niemand antwortete.
    Sie ging durch die kleineren Räume, sah sich aufmerksam um. Nichts. Das war klar, schließlich hätte sie gesehen, wäre jemand die Treppe heruntergekommen. Am Kopf der Treppe stand die Tür offen. Irgendwie beschlich sie das schreckliche Gefühl, sie könnte jeden Moment zufallen. Dann säße sie in der Falle.
    Rosamund ging zur Treppe, stieg eine Stufe nach der

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