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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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dort wäre schön, um sich hinzusetzen und auszuruhen.
    »Hat er dir nichts gesagt?«
    Sie fuhr herum, ärgerlich über sein überraschendes Auftauchen. Gary Munro trug fleckige Jeans und ein ausgebleichtes blaues Hemd und hatte in keiner Weise das Recht, so unverschämt gut auszusehen. Er lächelte sie harmlos an, doch der Ausdruck seiner Augen sagte ihr, dass er Unfug im Sinn hatte.
    »Hat er dir nichts gesagt?«, wiederholte er. »Dein Mann? Er lässt hier alles platt machen und ein Schwimmbecken anlegen. So ist es auf den Plänen eingezeichnet.«
    Die Enttäuschung traf sie wie ein Schlag. All ihre Ideen und Pläne waren völlig überflüssig. Mark hatte entschieden, was gemacht wurde, und alle wussten davon – nur sie nicht. Rosamund kam sich unglaublich dämlich vor.
    »Nein«, sagte sie schließlich und war sich des bitteren Untertons sehr wohl bewusst. »Das hat er mir nicht gesagt.« Sie zerrte halbherzig an einem Unkrautstängel. »Es ist eine Schande, so lange durchzuhalten und dann für ein Schwimmbecken geopfert zu werden, das Mark nie nutzen wird. Er hat Angst vor dem Meer, und Schwimmbecken sind auch nicht besser.«
    »Warum denn das?« Gary klang nicht besonders neugierig. »Hat es ihn in Bondi ordentlich durchgewaschen?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste. Er weiß nicht, warum. Das ist ja das Seltsame. Es gibt keinen Grund dafür.« Sie fühlte sich ruhiger, konnte ihre Reaktionen jetzt besser kontrollieren. »Er hat es mit allen möglichen Therapien versucht, aber nichts hat geholfen. Schon der Gedanke an einen Strandspaziergang verursacht ihm Schweißausbrüche.«
    Gary lachte. »Der allseits bewunderte Mark Markovic hat Angst vor der Brandung. Das wäre vielleicht eine Schlagzeile!«
    Rosamund musterte ihn angespannt, ob sie wohl zu viel gesagt hätte. Wie meistens.
    Aber Gary schaute über seine Schulter zurück Richtung Colonsay. Als Rosamund seinem Blick folgte, sah sie Fred auf dem Dach stehen und sie beide beobachten. Seine Silhouette hob sich scharf gegen den Himmel ab.
    »Fred Swann stellt nicht jeden ein, oder?«, stellte sie trocken fest. Themenwechsel.
    Gary zuckte mit den Schultern. »Er hilft Leuten gern, auch wenn es normalerweise schlecht für sein Geschäft ist. Das gehört zu seiner religiösen Überzeugung.«
    »Ich dachte, das sei Teil der meisten religiösen Überzeugungen.«
    Gary lachte nur.
    »Ein aufrechter Kämpfer für die Hilflosen und Bedürftigen. Soso.«
    Er warf ihr einen neugierigen Blick zu, und sie wurde rot. Ihr Tonfall war ätzend gewesen.
    »Tut mir leid. Hör einfach nicht hin. Ich bin ziemlich zynisch geworden. Das ist Marks Einfluss, er denkt, alle Menschen handeln ausschließlich aus Eigennutz. Vielleicht tut Fred das nicht und ist einfach ein guter Kerl.«
    »Oder ein Einfaltspinsel.«
    Rosamund blickte ihm ins Gesicht. Die alte Vertrautheit ließ den Wunsch, ihm zu vertrauen, beinahe übermächtig werden. Doch sie kannte ihn nicht wirklich. Er konnte einfach hingehen und seine Geschichte den Klatschblättern verkaufen. Schließlich hatte er lange genug als Journalist gearbeitet. Sie hatte ihm schon ein paar Fakten für eine saftige Story geliefert. Und was dann? Gott bewahre, lieber gar nicht darüber nachdenken.
    »Vielleicht auch das. Ich werde versuchen, neutral zu bleiben.«
    Gary lächelte. »So mache ich das auch. Du musst unbedingt mal mit meinem Großvater sprechen.«
    Rosamund starrte ihn an, vergaß in diesem Moment all ihre Vorbehalte. »Enderby lebt noch?«
    »Allerdings. Ein bisschen geschrumpft und verknittert vielleicht, aber im Kopf ist er genauso klar wie früher. Er würde dich gern kennenlernen.«
    Rosamund fragte sich, ob sie das auch wollte. Ihre erste Reaktion war ablehnend. Das wäre fast, als würde Großmutter Ada auferstehen. »Wenn ich Zeit habe …« Ihre Antwort blieb vage.
    Gary hob eine Augenbraue, beharrte aber nicht auf dem Thema. »Ich muss zurück, sonst streicht mir Frederick meinen Lohn.«
    »So weit geht seine Wohltätigkeit also auch wieder nicht, hm?«
    Er wandte sich zum Gehen, zögerte dann und fragte über die Schulter hinweg: »Singst du eigentlich noch?«
    Rosamund runzelte die Stirn. »Singen?«
    »Ich habe dich mal in einem Pub in Melbourne gehört. Deinen Namen hatte ich zufällig auf dem Plakat neben dem Eingang entdeckt. Du hast mich nicht bemerkt, warst ganz in deiner eigenen Welt.«
    Rosamund lachte verunsichert auf. »So war das damals. Und nein, ich singe nicht mehr. Ich bin erwachsen geworden.«
    Gary

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