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Der Fluch von Melaten

Der Fluch von Melaten

Titel: Der Fluch von Melaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieser Hintergrund war ebenfalls in seinen Träumen erschienen.
    Ein Friedhof.
    Ein alter Friedhof, auch ein sehr geschichtsträchtiger. Als Kölner wusste er, um welch einen Flecken Erde es sich handelte. Es gab eben nur einen Friedhof in Köln, der berühmt war, Melaten. Schon zu Napoleons Zeiten angelegt, weil der französische Feldherr nicht gewollt hatte, dass all die Leichen in der Stadt begraben wurden. So hatte er sie außerhalb der Ringe schaffen lassen. In die unmittelbare Nähe einer alten Hinrichtungs- und Krankenstätte sowie Siechenstation für Pest- und Leprakranke, die dort ihr Leben qualvoll beendeten.
    Im Laufe der Zeit war der Friedhof sehr gewachsen und hatte sich zu einer wirklich enormen Größe entwickelt. Er war so berühmt geworden, dass sogar Führungen unternommen wurden, um den interessierten Menschen die Geschichte näher zu bringen und sie auch mit den Namen der berühmten Kölner auf den Grabsteinen vertraut zu machen.
    Selbstverständlich kannte Ernst Wienand Melaten. Aber er hatte nie damit zu tun gehabt. Er würde dort auch nicht seine letzte Ruhestätte finden, dazu war er nicht bekannt genug. Wienand gehörte zu den normalen Einwohnern mit einem Durchschnittsverdienst bei der KVB, den Kölner Verkehrsbetrieben.
    Aber seit einiger Zeit ließ ihn der Friedhof nicht los. Ständig erschien er in seinen Träumen, zusammen mit den Stimmen und den nebelhaften Gestalten, die über die Gräber hinwegwehten.
    Warum ich? Was habe ich damit zu tun?
    Er hätte diese Fragen gern hinausgeschrien, aber er traute sich nicht, und so schluckte er seinen Frust herunter, was ihn auch nicht beruhigte, denn der Frust und die Furcht stiegen gleich doppelt so stark in ihm hoch.
    Hinter ihm wurde die Küchentür aufgezogen. Er spürte den Durchzug, der über seinen Nacken streifte, und hatte das Gefühl, von Geisterhänden berührt zu werden.
    Erst als die Tür wieder geschlossen wurde, drehte er sich um und schaute in das Gesicht seiner Frau Maria, die ihn besorgt anblickte und sehr müde aussah. Kein Wunder, denn normalerweise schlief sie um diese Zeit, wenn der Nachtdienst als Krankenschwester in der Kölner Uni-Klinik hinter ihr lag.
    »Was ist los, Ernst?«, fragte sie mit besorgter Stimme.
    Wienand schloss das Fenster.
    »Waren es wieder die Träume?«
    »Ja.«
    »Schlimm?«
    Er nickte. »Schlimmer als sonst«, flüsterte er dann. »Ich weiß wirklich nicht, wie es noch weitergehen soll. Ich sehe keinen Grund, keine Basis. Es ist alles so schrecklich. Ich habe mein Leben nicht mehr im Griff, Maria, das ist leider so.«
    Frau Wienand ließ sich auf einen Stuhl fallen und seufzte. Traurig schaute sie zu ihrem Mann hoch. »Wenn ich dir nur helfen könnte, wäre es mir wohler.«
    »Mir auch, darauf kannst du wetten.«
    »Und was willst du tun, Ernst? So kann es doch nicht weitergehen. Du hast mir ja berichtet, was dich quält, und ich denke, dass man etwas dagegen unternehmen muss.«
    »Du hast Recht, Maria, und das werde ich auch tun.«
    »Doch der Psychiater, wie ich dir geraten habe?«
    Wienand schaute seine Frau längere Zeit an. Er blickte in ihr blasses Gesicht, das von den gefärbten schwarzen Haaren umrahmt war. Maria war eine Frau, mit der man Pferde stehlen konnte. Sie hatte für alle Menschen immer ein gutes Wort und rieb sich auch für andere auf, seit ihr Sohn nicht mehr bei ihnen lebte.
    Um ihren etwas korpulenten Körper hatte sie einen Bademantel gewickelt, und während sie auf die Antwort ihres Mannes wartete, strich sie einige Male durch ihr Haar.
    »Ich werde keinen Psychiater konsultieren.«
    »Was machst du dann?«
    »Ich gehe hin.«
    Sie runzelte die Stirn. »Auf den Friedhof?«
    Ernst setzte sich auf einen zweiten Stuhl. »Ja, ich werde heute noch zu Melaten gehen.«
    »Und deine Schicht?«
    »Die fällt eben aus. Für mich, meine ich. Ich habe in der Zentrale angerufen und mich krank gemeldet, was ich ja auch bin, wenn du es ganz genau siehst.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Wenn ich die Straßenbahn lenke, muss ich verdammt aufpassen. Und das kann ich nicht mehr, seit ich die Stimmen höre. Sie sind ja immer wieder da. Sie malträtieren mich. Sie nehmen mit mir Kontakt auf, und nicht nur in der Nacht.«
    Maria war erstaunt. »Aber davon hast du mir gar nichts erzählt, Ernst.«
    »Ich weiß.« Schuldbewusst senkte er den Kopf.
    »Und warum nicht?«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    Maria lachte hart auf. »Das ist doch Unsinn, Ernst.

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