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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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»Dir geht's gut.«
    Er war einmal Professor für Philosophie gewesen, aber das sah man ihm wahrlich nicht an. Das harte Gesicht, das unrasierte Kinn, die dunklen Augen eines Mannes, der viele Male getötet hatte und dessen philosophische Begriffe sich in Nichts aufgelöst hatten. Ein Mann, der den Glauben an die Menschheit verloren hatte. Jules schüttete ihm Kaffee mit Milch in eine Schale, und einen Moment später brachte Marie Rosa herein.
      Jacaud sprach fließendes Deutsch. »Setzen Sie sich und hören Sie mir zu. Niemand hier wird Ihnen etwas tun, wenn Sie die Wahrheit sagen.«
      Rosa, die von Marie mit einem Nachthemd und einem Bademantel versorgt worden war, setzte sich an den Tisch.
    »Also, wer sind Sie, und was ist geschehen?« sagte Jacaud.
      Als sie nach einer Viertelstunde fertig war, saß er mit finsterer Miene da. Eine Weile lang verharrte er schweigend. Es war Marie, die schließlich fragte: »Was hat sie gesagt?«

      Also erzählte Jacaud es ihr und Jules in ein paar kurzen Sätzen.
      »Das ist verrückt«, sagte Jules. »Jemand, der vorgibt, sein eigener Bruder zu sein, um Eisenhower umzulegen? Das kann ich nicht glauben.«

      »Mir ist da gerade etwas eingefallen«, sagte Jacaud. »Wir haben das doch so gedeichselt, daß diese Bekannte da von dir, Hélène, diesen SS-Arzt Schröder vögelt.«

    »Stimmt.«
    »Und, läuft die Sache immer noch?«

    »Soweit ich weiß, schon.«
      »Du und Jules, ihr geht bei ihr vorbei. Falls der Deutsche da ist, bringt ihr ihn her. Der soll dann die Geschichte der Frau bestätigen.«
      Also erwachte zwanzig Minuten später Hauptsturmführer Schröder, der fest in den Armen der drallen Hélène geschlafen hatte, mit dem Lauf einer Colt Automatic an der Kehle. Jules stand an der Seite des Bettes.

    »Sofort aufstehen und anziehen, sonst puste ich Ihnen das Hirn weg.« Hélène richtete sich erschreckt auf, aber Jules grinste. »Nicht du, chérie, du hast Frankreich einen großen Dienst erwiesen. Leg dich wieder schlafen.«
      Schröder, der den Tod bereits vor Augen sah, stellte sich als äußerst kooperativ heraus. Er saß einfach da und redete. »Sie müssen das verstehen, sie wollte sterben. Ich habe mich nur verteidigt, als sie versucht hat, Standartenführer Hartmann zu töten. Sturmbannführer Müller hat sie ja auch erwischt.«

      »Na gut, noch mal von vorn, alles über die beiden Brüder alles.«
      Als Schröder mit seiner Rede fertig war, sagte Marie auf französisch: »Hat er was Interessantes zu sagen gehabt?«
      »O ja«, sagte Jacaud. »Er weiß zwar nicht alles, aber er weiß genug, um bestätigen zu können, was die Frau gesagt hat. Ich werde einen Bericht schreiben. Sie müssen ihn sofort an die SOE in der Baker Street schicken, zu Händen von Brigadegeneral Munro.«
      Marie schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Die schalten erst um sieben auf meine Frequenz.«
      »In Ordnung, dann halt um sieben. Und jetzt wollen wir erst mal was essen.«

      »Was ist mit dem SS-Schwein?« fragte Jules. »Soll ich ihn erschießen?«

      »Gütiger Gott, nein«, sagte Jacaud. »Die Alliierten werden in wenigen Wochen landen. Wir werden dann einen Arzt gut gebrauchen können, und der hier eignet sich hervorragend.«

    Es war halb sieben, und Generalmajor West befand sich im Dienstwagen auf dem Weg nach Croydon. Es war regnerisch und diesig, allerdings war der Verkehr nur schwach. Plö tzlich kam ein Lieferwagen geradewegs aus einer Seitenstraße geschossen. Wests Fahrer hatte kaum eine Chance. Er versuchte auszuweichen, prallte von dem Lieferwagen ab und jagte über den Bürgersteig frontal gegen eine Backsteinmauer. West wurde zur Seite geschleudert und schlug mit dem Kopf auf der Fensterverstrebung auf. Der Fahrer, der unversehrt war, stieg aus und öffnete die hintere Wagentür. Auch West stieg aus, stand im Regen da und tupfte sich mit einem Taschentuch das Blut aus dem Gesicht. Der Fahrer überprüfte inzwischen den Lieferwagen und half einem Mann in Overall heraus, der offensichtlich unter schwerem Schock stand.
      Kurz darauf setzte sich ein Streifenwagen der Polizei aus Wolseley neben den Dienstwagen, und ein Polizeibeamter stieg aus. Der andere blieb im Wagen und hatte sich bereits ans Funkgerät geworfen.

      Der Polizeibeamte sah sich Wests Kopf genauer an. »Sie müssen dort oben genäht werden, Sir. Wir rufen bereits einen Krankenwagen.«

      »Lassen Sie nur, Constable. Ich bin Generalmajor West. Ich muß

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