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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hintenüber.
      Lautlose Stille. Er verharrte einen Moment regungslos und stieg dann die Treppe hoch. Es war ein seltsames Gefühl, wie im Traum, so als passierte dies alles gar nicht, und doch war es Realität. Noch nie in seinem Leben hatte er eine solche Entschlossenheit und Kraft in sich gespürt. Unbeirrt rückte er vor, beinahe wie eine Katze schwebte er auf lautlosen Füßen über den Korridorteppich auf das Zimmer seines Bruders zu. Der Wachposten dort hatte sich gesetzt und las in einem Buch. Die Schmeisser lag auf dem Boden. Er blickte erst auf, als Max schon bei ihm war. Der wiederum hob den Schalldämpfer an die Stirn des Mannes und drückte ab. Blut und Knochensplitter spritzten gegen die Wand, während der Mann leblos vom Stuhl fiel. Der Schlüssel steckte in der Tür. Max drehte ihn um und öffnete. Er schlüpfte hinein.

    »Harry, ich bin's.«
      Harry, der auf dem Bett lag, traute seinen Augen nicht. Er richtete sich auf. »Max? Was zum Teufel ist hier los?«
    »Hör mir nur zu. Ich bin in England angekommen, und sie haben mir alle geglaubt – Zec, Munro und Carter, ja sogar Molly. Dann ist was schiefgegangen. Sie hatten bereits die Rodrigues-Brüder und die Dixon unter Verdacht, und dadurch sind sie mir auf die Spur gekommen. In Southwick haben sie mich verhaftet, und Munro hat mich dann nach Cold Harbour gebracht.«

    »Aber wie bist du hierhergekommen?«
      »Ich habe einen Storch gestohlen und bin rübergeflogen. Ich werde dich zurückbringen. Oder hast du etwa gedacht, ich lasse dich hier? Himmler ausgeliefert?«
    »Aber was ist mit Mutti?«

      »Mutti ist tot. Sie ist noch, bevor ich losgeflogen bin, erschossen worden. Man hat uns belogen, Harry. Bubi hat gelogen.«

    »O Gott, nein!« stöhnte Harry.
    »Zum Trauern fehlt uns jetzt die Zeit. Los, komm!«

      Harry zog seinen rechten Schuh an, hob die Krücken auf und stemmte sich auf die Beine. Mühselig folgte er Max, die Gedanken ganz aufgewühlt, und dann passierte das Unvorhersehbare. Sie hatten gerade den Treppenabsatz erreicht, als eine Badezimmertür aufging und Freiberg herauskam, schläfrig und im Schlafanzug. Er blieb stehen und blickte sie an.
    »Mein Gott, Max, Sie sind's.«
      Max hätte ihn erschießen können. Statt dessen fuhr er ihm zweimal mit der Pistole über den Kopf. Freiberg sackte schlaff zu Boden.

      »Komm«, sagte Max zu Harry, und sie stiegen die Treppe hinab.
      Unten angekommen, erblickte Harry die Leiche des Unteroffiziers, aber Max hatte bereits die Tür aufgestoßen. Die Füße des Wachpostens ragten aus der Dunkelheit heraus. »Du machst also keine Gefangenen, Max.«
    »Nicht heute nacht«, sagte Max. »Jetzt wollen wir aber so
    schnell wie möglich hier verschwinden.«
      Er half Harry in den Wagen, warf sich ans Steuer und fuhr los. Die Wache am Tor kam wie ein Blitz herausgeschossen und ließ die Schranke hochgehen. Sie passierten, und Max drückte aufs Gas und fuhr zur Rollbahn.

      Er fuhr neben den Storch vor und half Harry beim Aussteigen. »Werf die Krücken einfach weg, okay?«
    »Wenn du das sagst, Bruderherz.«

      Max half ihm in den Storch, schloß die Tür und ging zum Pilotensitz herum. Als er einstieg, kam Greiser über das Vorfeld gerannt. »Kann ich noch irgend etwas für Sie tun, Herr Baron?«
    »Nein, danke, Sie waren großartig«, sagte Max.
      Er rollte zum hinteren Ende, drehte in den Wind und donnerte die Rollbahn hinunter. Einen Moment später hob der Storch ab und verschwand in der Dunkelheit.

      Im Château wurde Hartmann von einem verzweifelten Klopfen geweckt. Er stieg aus dem Bett, öffnete die Tür, und Freiberg kam mit blutüberströmten Gesicht hereingetaumelt.
    »Um Himmels willen, was ist los?« fragte Hartmann.

    »Er war hier, der Baron, mit seinem Bruder.«
    »Sie spinnen ja«, sagte Hartmann.
      »Nein, ich schwör's. Ich habe Max von Halder in Luftwaffenuniform und seinen Bruder auf Krücken oben an der Treppe gesehen. Ich hab zur Toilette müssen, war im Badezimmer. Dann bin ich raus, und da standen sie vor mir. Der Baron hat mir mit einer Pistole eins übergebraten. Die Wache vor Kelsos Zimmer ist tot.«

    Hartmann stieß ihn beiseite, rannte bis zur Treppe durch den Korridor, und als er nach unten blickte, sah er den toten Unteroffizier. Er sauste ins Zimmer zurück, holte seine Uniform aus dem Schrank und warf sie aufs Bett.
      Während er seine Schlafanzugjacke auszog, sagte er zu Freiberg: »Schlagen Sie Alarm, und lassen Sie meinen

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