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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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dabei.
      »Hab mir gedacht, daß du
vielleicht etwas Warmes möchtest. Ich habe beim Flugverein in
Goodwood angerufen. Bernie Smith fliegt her, um uns abzuholen.«

      »Gut zu wissen.« Ich nahm einen Schluck und legte ihr den Arm um die Hüfte. »Danke!«
    »Schlecht geschlafen?«

      »Meine alten Verbindungen nach
Deutschland. Dinge, von denen ich dir nie erzählt habe. Der
Eiserne Vorhang vor langer, langer Zeit. Irland, die Unruhen. Ist mir
alles im Kopf rumgespukt.« Ich zögerte. »Du hast doch
gestern diesen Verwandten von mir aus Hamburg erwähnt, den, der
bei der Gestapo war.«
    »Und?«

      »Hab ihn heute früh
angerufen. Er ist immer noch in Hamburg. Er hat genau die Art von
Vergangenheit, die ihm Zugang zu den einschlägigen Sachen
verschafft.«

    »War er bereit, dir zu helfen?«
    Ich stieß einen tiefen Seufzer aus.
»Hat sich riesig gefreut. Wie sich herausgestellt hat, leidet er
an Lungenkrebs. Er hat gemeint, daß die Aufgabe seinem Leben
einen neuen Sinn verleiht, wenn auch nicht für lange, so wie's
aussieht.«
      Sie drückte mich fest an sich. »Ist bestimmt hart für dich.« Hart für mich? »Komm,
wir gehen zurück ins Pub«, sagte ich. »Du brauchst
jetzt ein Frühstück. Konrad wird schon was in Erfahrung
bringen. Heiße Sache, die Gestapo.«

    Er erfüllte seine Aufgabe natürlich
hervorragend. Sechs Monate später starb er. Hier nun also das, was
er herausgefunden hat, zusammen mit dem, was Zec zu berichten
wußte, dazu die Ergebnisse von Recherchen, die ich selbst
angestellt habe: die wahre und bemerkenswerte Geschichte der
Kelso-Brüder.

    DER ANFANG 1917

    3

      August 1917. Zehntausend Fuß
über der französischen Front war Jack Kelso wunschlos
glücklich. Er war zweiundzwanzig Jahre alt, und als Sproß
einer der vornehmsten und reichs ten Bostoner Familien hätte er
dieses Jahr auf Harvard seinen Abschluß hinlegen können.
Statt dessen tat er seit zwei Jahren Dienst im British Royal Flying
Corps.

      Er flog eine Bristol, eines der
großartigsten Jagdflugzeuge des Krieges, ein Zweisitzer mit
Bordschütze im Heck. Kelsos Feldwebel hatte in einem Luftkampf am
Tag zuvor ein Schrapnell abbekommen und war ins Feldlazarett
eingeliefert worden, und Kelso, ein Fliegeras mit
Militärverdienstkreuz und fünfzehn Abschüssen auf seinem
Konto, war unerlaubterweise allein losgeflogen. Nun, nicht ganz allein,
denn auf dem Boden seines Cockpits saß ein Teddybär namens
Tarquin, in Ledermütze und Fliegerjacke.
      Kelso tätschelte den
Bärenkopf. »Braver Junge«, sagte er. »Laß
mich nicht im Stich.«
      Zu jener Zeit waren Fallschirme
verboten, da man im britischen Kriegsministerium der Ansicht war,
daß diese Dinger die Piloten zu Feiglingen machten. Jack Kelso,
ein Realist und wohlhabender junger Mann, saß gerade auf dem
neuesten Modell, daß sein persönliches Eigentum war.

      Auch in anderen Dingen war er
Realist: Man mußte immer auf Attacken aus dem Sonnenlicht
gefaßt sein. Niemals ohne Begleitung unter zehntausend Fuß
fliegen.
    Der große von Richthofen hatte einmal an
einem einzigen Tag vier Bristols abgeschossen, und dafür gab es
Gründe. Der Pilot hatte vorn ein festmontiertes Maschinengewehr,
ein Vickers. Der Bordschütze war mit zwei abnehmbaren MGs
ausgerüstet, was letztlich bedeutete, daß der Mann im Heck
das Schießen erledigte. Nach einer Reihe von
Unglücksfällen waren es Piloten wie Kelso, die entdeckten,
daß das Flugzeug von hervorragender Manövrierfähigkeit
war und als Einsitzer geflogen werden konnte.

      Das Wetter an jenem Morgen war
schlecht, Wind, Regen und dicke Sturmwolken, und in dem Lärm und
dem Durcheinander merkte Kelso nicht einmal, welcher Flugzeugtyp es
war, der seiner Glückssträhne ein Ende bereitete. Wie aus dem
Nichts tauchte Motorengeheul auf, ein Schatten auf der Backbordseite,
und dann bohrte sich eine Kugel in sein linkes Bein. Sofort suchte er
Sicherheit in der dichten Wolkendecke unter ihm.

      Er kehrte hinter die britischen
Linien zurück, ging auf siebentausend, dann auf fünftausend
Fuß hinunter, als er plötzlich den Brandgeruch bemerkte. Er
schaffte es auf dreitausend Fuß niederzugehen. Sein Motor stand
in Flammen. Er erhaschte noch kurz einen Blick auf die
Schützengräben unter ihm, die Schlachtfelder von Flandern.
Dann war es an der Zeit. Er löste den Sitzgurt, schnappte sich
Tarquin und stopfte ihn sich unter die schwere Lederjacke. Dann rollte
er die Maschine um die eigene Achse und ließ sich

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