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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sich
kurz unter. Er holte seine Zigaretten heraus.
    »Rauchen Sie auch?«
      »Das einzige, was mich vom
Durchdrehen abhält.« Sie nahm eine. Er gab ihr Feuer, und
sie setzten sich auf eine Bank. »Was ist das da für eine
Geschichte mit Ihrem Bruder in der Luftwaffe?«

      »Mein Bruder Max. Unser Vater
war Amerikaner. Ist vor Jahren verstorben, aber wenn ich mich nicht in
Munro täusche, dann wird er Sie bestimmt mit all den
blutrünstigen Einzelheiten über meine Mutter, die Baronin,
versorgt haben.«
    »Und über Ihren Bruder, den Baron.«

    »Der Schwarze Baron. Ein echtes Fliegeras, unser Max.«
    »Sie sind doch auch so einer. Stört Sie das nicht?«
      »Daß Max drüben ist
und ich hier? Ist doch Jacke wie Hose. Wenn ich ze hn Minuten
früher geboren wäre, wäre ich drüben und er
hier.«

      »Ich sehe da schon
Unterschiede. Ihr Bruder war in Deutschland. Er hatte gar keine andere
Wahl, als dort zu kämpfen, Sie dagegen schon. Sie sind Amerikaner
und haben sich aus freien Stücken dazu entschieden, hier zu sein.
Das ist ein Unterschied.«

      »Unterstellen Sie mir nur ja
keine edlen Beweggründe. Ich fliege, weil das mein Leben ist. Ich
bin für die Finnen geflogen, jetzt fliege ich für die Briten.
Schauen Sie, die meisten von diesen Luftwaffe-Piloten sind genauso wie
die jungen Kerle in meinem Geschwader damals auf dem
Farley-Field-Stützpunkt. Flieger sind Flieger.« Er stand
auf. »Na ja, egal, gehen wir mal wieder ein Stück weiter.
Ich spaziere gern im Regen.«
    Sie hakte sich bei ihm unter. »Sie sehen müde aus.«

      »Müde?« Er lachte.
»Ich bin fix und fertig. Wie wir alle. Die, die noch
übriggeblieben sind, meine ich.«

    »Wie hoch ist denn bei Ihnen die Verlustquote?«
    »Beim Fighter Command etwa fünfzig Prozent. Und bei
    meinem Geschwader? Ich bin mittlerweile der
einzige, der von Anfang an bei den Luftkämpfen dabei ist. Sie
gehen mit einem Gespenst spazieren, Fräulein Doktor. Schauen Sie
mal, da drüben auf der anderen Seite ist ein Pub. Angeblich haben
sie wegen der Luftangriffe die Öffnungszeiten geändert.
Kommen Sie, wir genehmigen uns jetzt einen Drink.«
    »Scotch ist aber nur schwer zu bekommen.«
      »Für unsere tapferen
Helden werden sie schon was da haben.« Er lächelte, nahm sie
an der Hand, und sie rannten über die Straße.

      Später am Nachmittag gingen sie
ins West End hoch, schauten sich die Bombenschäden an und
wanderten noch ein bißchen in den Straßen umher. Am
frühen Abend kamen sie schließlich am Haston Place an, einem
alten heimeligen Platz, der einen kleinen Park in der Mitte hatte.

      »Hübsch«, sagte
Harry. »Munro hat gemeint, es sei nur zehn Minuten zu Fuß
von seinem Hauptquartier entfernt.«
    »Das stimmt. Die SOE ist in der Baker Street.«

    »Und was wäre das?«
    »Ach, irgendeine Einheit des Nachrichtendienstes.«

      Das Haus war im georgianischen Stil
und die Wohnung geräumig, mit gemütlichen Zimmern. Im
Wohnzimmer loderte ein Feuer im Kamin, und überall schmückten
Antiquitäten den Raum, die meisten waren wohl aus Ägypten.
    »Ihr Onkel war Archäologe«, sagte er.

    »Ägyptologe, um genau zu sein. Kommen
Sie, ich hole Ihnen einen Drink.« Sie schenkte aus einer Karaffe
zwei Gläser Whisky ein. »Ein kleiner für mich. Ich habe
zwar frei, bin aber auf Abruf, falls es heute nacht hoch
hergeht.« Sie prostete ihm zu. »Ich möchte etwas
sagen: Sie haben erzählt, daß Ihr Bruder ein Fliegeras ist.
Nun, das sind Sie ebenfalls und, von halbem Ami zu halbem Ami, ich bin
unheimlich stolz auf Sie.«
      Sie kippte ihren Whisky hinunter,
wobei ihr die Tränen in die Augen traten. Harry setzte sein Glas
ab und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Molly, meine Liebe,
passen Sie auf, daß der Schutzpanzer, der Sie die ganze Zeit
über zusammengehalten hat, nicht zerbricht. Nacht für Nacht
dem Tod ins Auge blicken, dann das mit Ihrer geliebten Mutter. Das ist
wie einmal zur Hölle und zurück.«
    »Bin noch immer dort.«

      »Glaube ich nicht. Sie sind die
Tochter eines Soldaten, ein prima Kerl, auf den man sich immer
verlassen kann. Sie werden's überstehen. Nur, verschwenden Sie
Ihre wertvolle Zeit nicht mit mir. Ich dürfte eigentlich gar nicht
mehr auf Erden weilen.«

    »So was dürfen Sie nicht sagen.«
      »Ist aber die Wahrheit.
Würden Sie so gut sein, mir mein Zimmer zu zeigen? Ich habe jetzt
erst einmal eine Dusche nötig.«

      Sie saß am Kamin und las in der Times, als Munro aufkreuzte. Carter

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