Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Hochintelligentes
Mädchen, arbeitet zur Zeit als Chirurgin im Cromwell Hospital.
Traurige Sache jedoch – ihre Mutter ist während der
Bombardements vor zwei Monaten ums Leben gekommen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Harry Kelso.

      »Wem nicht«, sagte Dougal
Munro, und dann betrat Molly Sobel den Barraum, allerdings
zögerlich, denn er war traditionell den Männern vorbehalten.
Munro übersah diese Tatsache einfach und stand auf.
    »Molly, Liebes, kommt, wir gehen in den Speisesaal.«

      Sie war damals dreiundzwanzig, drei
Monate älter als Harry, ein kleines zierliches Mädchen
– etwa eins sechzig, fünfundsechzig groß, blondes
Haar, blaue Augen und mit einem entschlossenen, trotzigen
Gesichtsausdruck. Man machte sich einander bekannt, und dann bestellten
alle Shepherd's Pie. Dazu gab es Rheinwein.
    »Ein deutscher Wein. Das ist ja paradox«, sagte Molly.
      »Gegen einen guten deutschen Wein gibt's doch nichts einzuwenden«, sagte Harry.
    »Ich dachte, Sie seien ein Ami in der RAF«, erwiderte sie.

    »Das bin ich auch, mit Umweg über
Boston. Aber darüber hinaus habe ich eine deutsche Mutter in
Berlin und einen Zwillingsbruder, der Hauptmann der deutschen Luftwaffe
ist.«
      Als er sah, daß er sie
sprachlos gemacht hatte, mußte er grinsen. Die Leute reagierten
immer seltsam darauf.

      »Schlägt sich
prächtig, der Baron«, sagte Munro. »Hat kürzlich
das Eichenlaub zu seinem Ritterkreuz verliehen bekommen. Haben ihn ganz
schön lange schmoren lassen. Hat zur Zeit sechzig Abschüsse
auf seinem Konto, wie man hört.«
    »Und woher wissen Sie das?«

      »Oh, ich leite so eine gewisse
Art von Abteilung.« Er stand auf. »Ich muß jetzt los.
Wissen Sie schon, wo Sie heute übernachten?«
    Harry schüttelte den Kopf.
      »Ich besitze eine Wohnung am
Haston Place, die ist nur zehn Minuten von meinem Hauptquartier
entfernt. Molly übernachtet dort immer, wenn sie nicht im
Krankenhaus ist. Es wäre Platz genug da. Sie können dort gern
schlafen, wenn Sie möchten.« Munro klopfte seiner Nichte auf
die Schulter. »Paß auf ihn auf, Liebes.« Er wandte
sich an West. »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen, Teddy?«
    »Nein, hab meinen eigenen Wagen.«

      Und weg waren sie. West zündete
sich eine Zigarette an. »Passen Sie auf. Jetzt, wo täglich
immer mehr von euch Amis hier eintreffen, zu den vielen die bereits in
der RAF sind, ist von oben beschlossen worden, ein neues Geschwader zu
bilden, was dann Eagle-Geschwader heißen soll. Könnte mir
vorstellen, daß Sie überwechseln wollen.«
      »Da bin ich nicht besonders
scharf drauf.« Harry stand auf und sagte an Molly gewandt:
»Sicher haben Sie noch viel zu tun. Wenn Sie mir die Adresse
geben, dann werde ich gegen Abend dort auftauchen.«

    »Ich habe seit achtundvierzig Stunden keine
ruhige Minute gehabt. Ich werde mir also den Rest des Tages frei
nehmen. Worauf haben Sie Lust? Ins Lyceum tanzen gehen? Es gibt dort
eine Nachmittagsveranstaltung.«
      »Lieber Spazierengehen«,
sagte Harry Kelso. »Ich will einfach nur Spazierengehen.«
Er wandte sich an West. »Dann bis morgen früh, Sir.«
Er ging mit Molly zur Tür und drehte sich noch einmal um.
»Und tun Sie mir einen Gefallen. Halten Sie mich aus dieser Sache
mit dem Eagle-Geschwader raus. Ich habe in der RAF angefangen, und ich
werde in der RAF aufhören.«
    »Genaugenommen haben Sie als Finne angefangen.«

      »Ist doch Jacke wie Hose«, sagte Harry und ging mit Molly zur Tür hinaus.
      Sie spazierten in der Stadt umher,
die von den Bombardements noch ganz rauchverhangen war. Nach einer
Weile fing es an zu regnen. Molly spannte ihren Regenschirm auf.
      »Muß alles ziemlich hart
für Sie gewesen sein«, sagte er. »Tausende von
Leichen, Tod und Zerstörung. Das Krankenhaus platzt sicher aus
allen Nähten.«
      »Die Nächte sind meistens
ziemlich hart, aber wir schaffen das schon. Die Menschen sind
wunderbar. ›London Pride‹, so hat Noël Coward das
einmal in einem seiner Lieder genannt.«
      »Munro hat mir erzählt, daß Ihr Vater Colonel im Kriegsministerium ist.«
    »Das stimmt. Ein Flieger wie Sie, Bomber.«

      »Und Ihre Mutter ist bei den
Luftangriffen vor zwei Monaten umgekommen? Das muß schlimm
für Sie gewesen sein.«
    »Ich hatte keine Zeit, lange zu trauern. In
der Notaufnahme ging es hoch her.« Sie kamen am Victoria
Embankment an und blickten auf die Themse mit den vorbeituckernd en
Booten hinaus. Dann wurde der Regen stärker, und sie stellten

Weitere Kostenlose Bücher