Der Flug der Adler
Angriffe auf England sein Ritterkreuz. Noch
vor zwei Tagen flog er über London und half dabei, unsere
heldenhaften Bomberbesatzungen zu schützen. Ich habe ihn aus einem
besonderen Grund herfliegen lassen. Seine Abschußrate feindlicher
Flugzeuge liegt mittlerweile bei sechzig, und deshalb ist ihm das
Eichenlaub für das Ritterkreuz verliehen worden.«
Göring nickte Galland zu, der ihm eine rote Lederschachtel
reichte. »Ich bitte Sie, mein Führer, diesen tapferen
Offizier persönlich zu ehren.«
Es folgte ein Schweigen. Hitler
fixierte Max mit seinem unverkennbaren bohrenden Blick, dann nickte er
feierlich und streckte den Arm aus.
»Sie irren, Herr
Reichsmarschall. Die Ehre ist ganz meinerseits.« Göring gab
ihm die Medaille, und Hitler überreichte sie Max. Er
schüttelte ihm die Hand.
»Das Reich ist stolz auf Sie,
Baron.« Er wandte sich an Elsa. »Und Sie, Frau Baronin, wie
alle Mütter sind auch Sie dem Reich eine Ehre.«
Die versammelte Menge brach in
Beifall aus. Der Führer nickte. Dann, als er Himmler sah, winkte
er ihn zu sich, und der Reichsführer folgte der Aufforderung.
Hartmann nutzte die günstige Gelegenheit und griff nach einem Glas
Champagner.
»Na, das ist ja gut gelaufen«, sagte Elsa von Halder.
»Ja, Sie können stolz auf
Ihren Sohn sein«, sagte Göring. »Wenn er sich nur
entsprechend kleiden würde. Schauen Sie ihn sich nur an.
Geradewegs aus der Pilotenkanzel.« Er schlug Max auf die
Schulter. »Die Öffentlichkeit findet es jedoch offenbar ganz
toll.« Er nahm dem Kellner ein Glas Champagner ab, und dann
winkte Hitler auch ihn herbei. »Die Pflicht ruft«, sagte
er, setzte sein Glas auf das nächste Tablett ab und ging.
Hartmann, der etwas scheu wirkte, trat heran. »Do lfo – Max«, sagte er.
»Mein Gott, das ist ja Bubi.« Galland lachte.
Max schüttelte Hartmann die
Hand. »Na, du altes Haus. Und wir dachten nach dem Absturz,
daß es mit dir aus ist.«
»Man hat mich zum Heeresflieger
gemacht, in einem Storch. Mußte den Reichsführer mal in
Frankreich abholen. Wir sind dabei von einer Spitfire angegriffen
worden, aber ich habe den Spieß umdrehen können – und
hier bin ich.«
»In einem Storch?« sagte Galland. »Muß eine echte Meisterleistung gewesen sein.«
»Einerlei, Himmler hat sich
danach gesagt, daß ich so eine Art Glücksbringer bin, und
hat mich zu seinem persönlichen Piloten gemacht, hat allerdings
darauf bestanden, daß ich zur SS überwechsle.«
»Nun, man kann nicht alles
haben.« Max wandte sich an seine Mutter. »Mutti, das ist
ein alter Kamerad von uns, Bubi Hartmann.«
»Sturmbannführer«, sagte sie. »Was für eine hübsche Uniform.«
»Ich bin, ach, auch nur ein
schlechter Schauspieler, Frau Baronin.« Er küßte ihr
die Hand. »Darf ich dem allgemeinen Stolz auf Ihren Sohn hier
noch etwas hinzufügen? Mir wurde hinterbracht, daß Ihrem
anderen Jungen letzte Woche das Fliegerverdienstkreuz verliehen
wurde.«
»Mein Gott«, entfuhr es ihr.
»Bist du da sicher?« wollte Galland wissen.
»O ja. Der Reichsführer
hat dafür gesorgt, daß ich in meiner Freizeit beim SD
aushelfe. Unsere Quellen sind ausgezeichnet.« Er wandte sich an
Max. »Du erinnerst dich an den Angriff auf Biggin Hill am 13.
August? Dein Bruder mußte überm Kanal bei Folkestone
abspringen.«
Max wandte sich an Galland. »Der Tag, an dem ich meine Strandlandung hingelegt habe.«
»Er wurde von einem Boot aufgelesen. Eine Woche vorher
hat er schon über der Isle of Wight
abspringen müssen. Sein erstes Fliegerverdienstkreuz ist ihm bei
Einsätzen über Frankreich noch vor der Luftschlacht um
England verliehen worden.«
»Und das zweite?«
»Wie gesagt, letzte Woche. Es hat wohl in der London Gazette gestanden.
Die bekommen wir freundlicherweise regelmäßig von der
portugiesischen Botschaft zur Verfügung gestellt.
›Unnachgiebiger und tapferer Einsatz‹, und daß er
an einem einzigen Tag eine Me 109 und vier Dorniers abgeschossen hat,
alles bestätigte Abschüsse.«
Elsa wandte sich an Max. »Er
ist genauso schlimm wie du, so schlimm wie euer Vater. Ihr scheint alle
von der gleichen Todessehnsucht beseelt zu sein.«
»Schon gut, Mutti.« Max
winkte einen Kellner herbei. »Champagner für uns alle, und
laßt uns auf Harry trinken.«
»Und auf alle tapferen Piloten,
wo immer sie sind«, fügte Galland hinzu. »Und wer
immer sie sind.«
Tags darauf hatte Harry Kelso
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