Der Flug der Adler
Julie.
»Ah, der Hurricane-Pilot.« Zec reichte Harry eine Hand, die
so hart wie Granit war. »Mein lieber Gott, Junge, gibt's noch irgendeine Auszeichnung, die Sie nicht schon haben?«
»Hab ich alle in einem Trödelladen auf dem Camden Market in London gekauft«, sagte Harry.
»Ah ja, natürlich, wo sonst?« Der Rest der Besatzung lachte. Harry stellte seine Tasche behutsam auf den Tisch und setzte sich.
Sofort war Zecs Neugierde geweckt. »Ist da etwas Besonderes drin?«
»Ein Teddybär«, antwortete Harry und zündete sich eine Zigarette an.
Plötzlich schwiegen alle, und dann entfuhr einem der Männer ein Lachen. »Ein Teddybär?«
»Wohl ein Maskottchen, was?« sagte Zec.
»Nein, mehr als das. Er ist im letzten Weltkrieg mit meinem Vater geflogen, und im jetzigen hat er mich bisher auf allen meinen Einsätzen begleitet.«
Wieder mußte irgend jemand lachen. Julie ging hinter die Theke und zapfte zwei Bier.
»Ich selbst war mal bei der Marine«, sagte Zec. »In Torpedobooten war für Maskottchen kein Platz.«
Julie stellte das Bier auf den Tisch. »Der Oberstleutna nt hat die Orsini versenkt.«
Plötzlich wurde es im Raum ganz still, und es schien, als würden alle Harry ansehen.
»Sie waren das?« sagte Zec.
»Ja.«
»Dabei sind eine Menge Seeleute draufgegangen.«
»Siebenhundertachtundvierzig.« Harry nahm einen ersten Schluck von seinem Bier. »Das tut gut. Hab ich irgend etwas falsch gemacht?«
»Wir sind hier alle Seeleute, und die meisten von uns haben sogar eine Zeitlang in der Marine gedient. Ein Seemann ist ein Seemann, Herr Oberstleutnant. Unabhängig von seinem Heimatland, das war immer so. Das Meer war der gemeinsame Feind.«
»Der Krieg, der Krieg, der verdammte Krieg«, sagte Julie.
»Das wird's wohl sein. Wir wollen Ihnen das nicht vorwerfen, Herr Oberstleutnant, ist wohl alles das Werk des Krieges. War der Bär dabei?«
»O ja.«
»Dann zeigen Sie ihn doch mal.«
Harry nahm Tarquin heraus, stand auf und setzte ihn auf die Theke. Niemand lachte. Es war mucksmäuschenstill, bis einer der Seeleute, ein vierschrötiger Hüne mit wildem Haar und Bart, für sie alle sprach.
»Na, du prächtiges Kerlchen. Mal ehrlich, so was wie dich habe ich noch nie gesehen.«
Sie scharten sich um das Tier, und Julie beugte sich über der Theke vor. »Wie süß. Können wir ihn nicht eine Weile hierlassen?«
»Aber sicher«, sagte Harry. »Solange er für den Flug he ute nacht wieder zurück in seiner Tasche ist.«
»Sie fliegen heute nacht nirgendwo mehr hin, Junge«, sagte Zec. »Bevor es besser wird, wird's erst noch einmal schlechter.«
»Das wird Munro gar nicht gern hören«, sagte Harry. Im selben Moment ging die Tür auf, und Munro, Molly, Jack Carter und Grant traten ein.
»Das riecht ja wunderbar, Julie, meine Liebe«, sagte Munro. »Wir kommen wohl gerade rechtzeitig für den Auflauf, oder?«
Später am Abend, während der Regen gegen die Fenster des Gutshauses trommelte, versammelten sie sich um den Kartentisch in der Bibliothek. Vor ihnen lag eine Karte, die von der Küste Cornwalls über den Ärmelkanal bis hin nach Frankreich alles detailliert erfaßte.
»Hier ist der Zielort, zwei Meilen außerhalb dieses Dorfes, Grouville«, sagte Munro. »Sie wissen Bescheid, Grant: ein Passagier, ein gewisser Oberst Jobert, äußert wichtig für General de Gaulle. Die Gestapo ist ihm seit Wochen auf den Fersen. Wir müssen ihn da drüben rausholen.«
»Nun ja, ursprünglich hatten wir uns ja vorgestellt, daß wir
bei der Aktion helles Mondlicht haben, so daß Oberstleutnant Kelso mir nachts ohne Probleme folgen kann. Alle Voraussagen lassen jetzt aber nicht gerade auf Besserung der Wetterverhältnisse hoffen.«
Zec Acland wandte sich vom offenen Kamin ab und zündete sich eine Pfeife an. »Die treten gewöhnlich alle nicht ein. Ich tippe darauf, daß der Wind und der stürmische Regen den Nebel um halb vier, vier vertrieben haben werden. Fünfundvierzig Minuten werdet ihr bis nach drüben brauchen. Ihr werdet bis in die Morgendämmerung hinein einen klaren Mond haben. Wenn euer Passagier an Ort und Stelle ist, dann schafft ihr's auch, ihn da rauszuholen.«
»Die Stimme der Erfahrung«, sagte Munro. »Wir stehen in Funkkontakt. Ich kann den Abholzeitpunkt problemlos nach hinten verschieben.« Er wandte sich an Harry. »Ist es Ihnen so recht?«
»Völlig«, sagte Harry. »Aber
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