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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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herangebraust, die mit ihrer dichten schwarzen Rauchfahne unübersehbar war. Er flog von hinten an sie heran, um ihr den Gnadenschuß zu geben – und dann war alles wieder wie damals bei der Lancaster.

      Als die Hurricane an Geschwindigkeit verlor, ging Max vom Gas und zog backbord auf Position. Sein Funkgerät besaß eine zweite Frequenz, die dazu gedacht war, den Funkverkehr der RAF mitzuhören, und die schaltete er nun ein.
      »He, Tommy, du hast einen großartigen Kampf geliefert, aber jetzt wird's langsam Zeit, daß du verschwindest, sonst endest du noch wie ein verbranntes Steak auf einer Grillparty.«

      Harry, dem nur noch das Prinzip Hoffnung blieb, bedurfte nicht einmal der Stimme, um seinen Bruder zu erkennen. Mit jeder Faser seines Wesens spürte er, wer da neben ihm war.

    »Hallo, Max. Lang nicht mehr gesehen.«
      »Lieber Gott. Harry, du bist's«, sagte Max, während die Hurrican weiter an Höhe verlor. »Meinst du, du schaffst es bis zur Küste?«
      »Eher nicht, aber ich werd's versuchen.« Die Wunde im Gesicht tat verflixt weh. »Wird nicht leicht sein, dieses geliebte Miststück oben zu halten. Wie geht's Mutti?«

    »Um Himmels willen, Harry!«
    »Sag ihr, sie soll auf sich aufpassen. Hab gehört, daß Himmler
    nur auf eine Gelegenheit wartet.«
      »Achtung, Harry, paß auf! Von deinem Rumpf brechen gerade ein paar Teile weg.«

      Zec Aclands Stimme ertönte über Funk. »Hier Rettungsboot Lively Jane aus Cold Harbour. Wir sind unterwegs, Kelso. Geben Sie mir Ihre Position durch.«
      In dem Moment trat Rauch aus dem Funkgerät, und die Verbindung brach ab.

      Die See wogte bei auffrischender Windstärke 4, und die Lively Jane ritt volle Kraft voraus über die schlagenden Wellen hinweg. Sie war ein zwölf Meter langes, fünfzehn Tonnen schweres Boot der Watson-Reihe und wurde von zwei fünfunddreißig PS starken Motoren angetrieben. Die Besatzung umfaßte acht Mann. Notfalls konnte das Boot bis zu fünfzig Personen an Bord nehmen. Darüber hinaus gehörte es zu den sich selbst aufrichtenden Booten, was bedeutete, daß sie im Falle eines Kenterns wieder hochkam. Die Männer waren alle auf ihren Posten. Zec stand hinten im Cockpit am Steuerrad. Dort war auch Molly, die Ölzeug und eine gelbe Schwimmweste trug und einen Arztkoffer neben sich hatte.
    »Haben wir eine Chance, Zec?« rief sie.
      Die Lively Jane drehte scharf nach Backbord und wurde über eine riesige, sich wie ein grüner Berg auftürmende Welle gehievt. Molly stürzte zu Boden. Zec zog sie wieder hoch. »Ich habe hier, auch ohne auf Sie aufpassen zu müssen, alle Hände voll zu tun. Gehen sie mit Ihrem Koffer lieber nach unten, Mädel, und beten Sie.«

      Sie folgte seiner Aufforderung. Zec ging etwas vom Gas und kämpfte weiter gegen die See an.

    »Feuer, Harry. Ich sehe Feuer.« Max hatte sein Tempo
    gedrosselt und Harry die ganze Zeit im Auge behalten. »Du mußt springen, alter Knabe, oder du verbrennst mit der Maschine.«

      Der schlimmste Alptraum eines jeden Kampffliegers war eingetreten. Harry flog mittlerweile auf tausendfünfhundert Fuß. »Du hast wohl recht. Hat Spaß gemacht, mit dir zu plaudern, Max. Bis zum nächsten Mal sollten wir nicht wieder so viel Zeit vergehen lassen.«

       Alles wie bei Folkestone. Er klickte die Tasche an sich fest, schob das Kanzeldach zurück und löste den Sitzgurt. Der Brandgeruch war entsetzlich, und die Flammen umzüngelten bereits seine Fliegerstiefel. Er drehte die Maschine in Rückenlage und ließ sich herausfallen.

      Wieder ertönte Zec Aclands Stimme über Funk. »Sind Sie noch da? Können Sie mir Ihre Positio n durchgeben, Herr Oberstleutnant?«
      Max schaltete sich ein. »Hören sie mir zu. Hier spricht ein freundlich gesinnter Pilot der Luftwaffe. Ihr Mann ist bereits gesprungen. Notieren Sie seine Position.« Er gab die Daten durch, ging dann im Sturzflug nach unten und folgte dem Fallschirm, der auf der Backbordseite in die Tiefe glitt.
      Der Regen hatte wieder eingesetzt und brauste vom Atlantik heran. Der Wellen- und Gischtteppich bot ein Bild des Grauens. »Mein Gott«, dachte Max, »das war's dann wohl für dich. Die finden dich nie.« Aber dann fiel ihm etwas ein, was vielleicht helfen könnte. Er griff nach dem Farbstoffbeutel, der an seinem linken Knie befestigt war, und nahm ihn ab. Dann stieß er sein Kanzeldach zurück und ging weiter hinunter.

    Harry stürzte ins rollende Meer. Er sank in die Tiefe und zog an der

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