Der Flug der Adler
und ihn zu verhören.«
»Weiß Max davon?«
»Nein, aber er wird informiert werden. Ich handele auf Anweisung des SD, also des Reichsführers, der mir auch die Erlaubnis gegeben hat, Sie mitzunehmen, falls Sie dies wünschen.«
»Darf ich mein Dienstmädchen mitbringen?«
»Natürlich.«
Sie erhob sich. »Wieviel Zeit habe ich also noch?«
»Ich werde Sie in einer Stunde abholen lassen.« Er setzte seine Mütze auf und salutierte. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen möchten. Ich habe noch einiges zu erledigen.«
Während Rosa eilig ein paar Sachen zusammenpackte, erzählte Elsa ihr von der Unterhaltung mit Bubi Hartmann.
»Es wird bestimmt seltsam, Frau Baronin«, sagte Rosa, »Ihre beiden Söhne zusammen zu sehen.«
»Es ist lange her, daß dies der Fall war, sehr lange.« Elsa legte ihren Schmuck in die übliche Schatulle und reichte sie Rosa. »Stecken Sie sie in meine große Handtasche. Oh, und dies.«
Sie holte eine Walther PPK aus einer Schublade hervor, nahm das Lademagazin heraus, überprüfte fachmännisch die Waffe und schob das Magazin wieder hinein.
Rosa legte die Waffe in die Handtasche. »Meinen Sie, daß Sie sie brauchen werden, Frau Baronin?«
»Wer weiß?« Elsa von Halder lächelte gelassen. »Zumindest bin ich so für alle Fälle gewappnet.«
13
Es war früher Abend in Fermanville, und Max trank gerade etwas in der Offiziersmesse, als Bubi Hartmann hereinspaziert kam. Er bat eine Gruppe von Offizieren um Entschuldigung und ging ihm entgegen, um ihn zu begrüßen.
»Bubi, was verschlägt dich denn hierher?« Dann runzelte er die Stirn. »Gibt's ein Problem? Meine Mutter?«
»Komm da drüben in die Ecke«, sagte Hartmann. »Ich muß mit dir unter vier Augen sprechen.«
Die anderen Offiziere schauten einen Moment lang zu ihnen hinüber, wandten sich dann aber ab, als Hartmann sie mit einem düsteren Blick bedachte.
»Um was geht's?« sagte Max.
Hartmann winkte den Kellner davon. »Kennst du ein gewisses Château Morlaix etwa sechzig Kilometer von hier?«
»Natürlich. Die Luftwaffe hat dort einen Versorgungsflughafen. Wir benutzen in Notfällen die Rollbahn da.«
»Ich bin dort heute am frühen Nachmittag gelandet. Bin mit deiner Mutter und ihrem Dienstmädchen von Berlin aus in einem Storch hergeflogen.«
Max schien plötzlich ganz besorgt. »Ist sie festgenommen?«
»Nicht so, wie du vielleicht meinst. Hier, lies dir das mal durch, Max.« Er nahm einen Umschlag aus seiner Tasche, zog einen Brief heraus und reichte ihn Max. Es war teures Papier und der Kopf war in schwarzer Prägeschrift.
Berlin, April 1944
DER REICHSFÜHRER – SS
Der Bevollmächtigte handelt auf meinen persönlichen Befehl
in einer für das Reich äußerst wichtigen Angelegenheit. Sämtliche Mitarbeiter, ob zivil oder militärisch, haben ihm so, wie er es für nötig hält, Unterstützung zu gewähren.
Heinrich Himmler
Der Brief war vom Führer gegengezeichnet.
Max gab ihn zurück. »Deine Referenzen scheinen ja einwandfrei zu sein. Unter den Umständen hätte ich jetzt wirklich gern was zu trinken.« Er winkte dem Kellner. »Cognac – zwei große.« Er wandte sich wieder Hartmann zu. »Dolfo Galland ist morgen in Abbeville. Er wollte, daß ich dort hinfliege.«
»Ich weiß, und er ist bereits darüber informiert worden, daß du mit sofortiger Wirkung aus dem Jagdfluggeschwader abkommandiert bist.«
»Ist es so schlimm?« Der Kellner tauchte mit dem Cognac auf. Max kippte ihn in einem Zug hinunter. »Also, Bubi, was geht hier vor sich? Ich habe gehört, daß eine SS-Panzertruppe Chàteau Morlaix übernommen hat.«
»Ja, und sie untersteht nun meinem direkten Befehl. Der Ort ist wie von einem Stahlkordon umschlossen.«
»Weil meine Mutter dort ist? Komm schon, Bubi.«
»Nein, weil dein Bruder dort ist.« Er trank seinen Cognac. »Wenn du bitte deine Sachen packen würdest, wir fahren.«
»Harry im Château Morlaix?« Max war ganz blaß geworden. »Du mußt mir alles erzählen.«
»Unterwegs, Max. Bitte beeil dich, und nicht vergessen, es ist streng geheim.«
Max verlor keine Zeit damit, seinen Burschen zu rufen, sondern packte selbst. Er war fast fertig, da ging die Tür auf und Major Berger, der Adjutant des Horstkommandanten, kam herein. »Hartmann hat mit einem Befehl von Himmler persönlich herumgewedelt, bei dem es mir durch Mark und Bein gegangen ist. Du bist zu dem SS-Kommando in
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