Der Flug der Adler
allen Einzelheiten dargelegt wurde, wie Deutschland weiterhin den Krieg gewann. Die Tür ging mit einem Klicken auf, und Müller trat ein.
»Oberstleutnant Kelso, Ihre Mutter ist hier.«
Elsa trat ins Zimmer. Müller zog sich zurück und schloß die
Tür. Harry blickte sie an und lächelte. »Mein Gott, Mutti, du siehst keinen Tag älter aus. Ist ja unglaublich.« Er legte die Zeitschrift aus der Hand und breitete die Arme aus, und sie eilte auf ihn zu.
Später saß sie neben dem Bett. »Du hast also keine Ahnung, was hier vor sich geht?« fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe dir alles erzählt, was ich weiß. Bubi Hartmann, Himmler. Max hat mir natürlich deine Warnung ausgerichtet, die du ihm mitgegeben hast, als du ins Meer abgestürzt bist und er dich gerettet hat. Woher hattest du deine Informationen?«
»Ich erledige für den britischen Geheimdienst Sonderflüge. Die Leute, mit denen ich zu tun habe, haben in Berlin ihre Kontakte.«
»Ich verstehe. So, und geheiratet hast du aber nicht?«
»Mutti, ich bin doch erst sechsundzwanzig.«
»Dein Vater war zweiundzwanzig, als er mich geheiratet hat.«
»Nun, ich hatte eben viel zu tun.«
Sie zündete sic h eine Zigarette an. »Tja, dann wissen wir also beide nicht, was hier vor sich geht?«
»Scheint so.«
Sie nickte. »Gibt es eine Frau in deinem Leben, eine anständige Frau?«
»Vielleicht. Ihre Mutter war Engländerin und ist bei den Luftangriffen umgekommen. Ihr Vater ist ein amerikanischer General.«
»Klingt vielversprechend.«
»Sie ist ein paar Monate älter als ich, und sie ist eine ausgezeichnete Chirurgin.«
»Könnte gar nicht besser sein. Ich bin beeindruckt.«
»Nicht doch, Mutti. Sie verdient einen besseren als mich.«
Bevor sie antworten konnte, ging die Tür auf, und Hartmann steckte den Kopf herein. »Noch ein Besuch für Sie, Herr Oberstleutnant.« Er trat zurück, und Max kam hereinspaziert.
In dem prächtigen Speisesaal des Châteaus war bereits das Abendessen aufgetragen worden. Harry wurde von zwei SSOrdonnanzen hinuntergebracht. Müller, Schröder und zwei junge Leutnants schlossen sich der Runde an. Das Essen war exquisit: Schildkrötensuppe, köstlich gebratenes Hammelfleisch, ein vorzüglicher Salat, tadelloser Champagner und ein feiner Bordeaux, ein Château Palmer, bereits älter als der Krieg.
»Ich muß schon sagen, die SS weiß, wie man seine Gäste behandelt, Herr Müller«, sagte die Baronin.
»Bei einer Dame wie Ihnen wäre alles andere unannehmbar, Frau Baronin«, erwiderte er galant. Er hob sein Glas. »Auf die mutigen Männer überall in der Welt, und auf Oberstleutnant Kelso und den Baron von Halder, die zwei Kampfgefährten.«
Alle erhoben sich, außer Elsa und Harry, und tranken darauf.
»Und jetzt, Herr Sturmbannführer, möchte ich Sie bitten, uns zu entschuldigen«, sagte Hartmann.
»Natürlich, Herr Standartenführer.«
Als Müller und seine Offiziere sich Richtung Tür zurückzogen, wandte Schröder sich noch einmal um und sagte: »Ich habe mich mit dem hiesigen Arzt in Verbindung gesetzt, Herr Oberstleutnant Kelso. Er wird Ihnen morgen ein paar Krücken beschaffen.«
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Harry.
Die Tür schloß sich. Hartmann stand auf, langte nach dem Bordeaux, ging um den Tisch herum und füllte die Gläser auf.
»In Ordnung, Bubi, was wird hier gespielt?« sagte Max.
Hartmann stand am Kamin. »Alle glauben, die wichtigste Frage angesichts der bevorstehenden Invasion ist, wo die alliierten Truppen landen werden. Der Führer ist anderer Meinung. Er ist der Ansicht, daß wir unsere Kräfte auf etwas konzentrieren sollten, was der Mühe wirklich lohnt.« Er schwieg einen Moment lang. »Wie zum Beispiel die Durchführung eines Attentats auf Eisenhower.«
In sämtlichen Gesichtern spiegelte sich blankes Erstaunen.
»Aber das ist ja verrückt«, sagte Max.
»Das ist es auch, aber unglücklicherweise pflichtet Himmler ihm bei. Ich habe in London unabhängig von der Abwehr Agenten, die immer noch tätig sind. Durch sie, Herr Oberstleutnant Kelso, bin ich bestens über den Brigadegeneral Munro, Major Carter, Cold Harbour und die SOE in der Baker Street informiert. Ich weiß, daß Sie eine Geliebte haben, eine gewisse Frau Doktor Sobel, deren Vater General in Eisenhowers Stab ist. Ich weiß, daß Sie Eisenhower häufig in Ihrer Eigenschaft als Kurierpilot fliegen. Ich habe dem Reichsführer
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