Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
aufgelesen und bewaffnet hatte. Als sie aus dem Containerverhau heraus waren, schaute sie sich um. Zwei Decks weiter oben führten an beiden Seiten des Hangars Laufgänge an den Wänden entlang.
»Sergeant«, flüsterte sie und blieb stehen. »Besetzen Sie die Gänge mit jeweils zwei Mann.« Sie zeigte zu den Seiten des Hangars. »Sagen Sie den Leuten, sie sollen das Feuer eröffnen, sobald unsere Gäste zu schießen beginnen. Sie bleiben bei mir.« Der Sergeant schickte die beiden Männer, die zuvor mit ihnen zusammen gekämpft hatten, nach Steuerbord und die drei Neuzugänge nach Backbord.
Jessica ließ sich hinter einer Transportkiste in der Mitte des Hangars auf ein Knie nieder. Der Sergeant gesellte sich zu ihr. Die einen Meter hohe und drei Meter lange Kiste würde ihnen ausreichend Deckung bieten.
»Diese Stelle hier ist so gut wie jede andere«, flüsterte sie. »Sie werden durch die kleine Personenschleuse kommen, die in das Hangartor eingebaut ist«, erklärte sie und zeigte auf das große Tor an der anderen Seite des Hangars. Erst vor einer Stunde, als sie in der Oort-Wolke das Patrouillenschiff der Yung geentert hatte, war sie hier durchgekommen. »Weiter vorn gibt es keine richtige Deckung mehr, deshalb haben sie keine Chance, solange die Männer auf den Laufgängen ordentlich zielen«, setzte sie hinzu.
»Brücke«, flüsterte sie ins Com-Set, »wir haben eine Verteidigungsstellung im Hangar bezogen. Ohne massive Feuerkraft kommt hier niemand durch.«
»Komm ja nicht auf die Idee, erst zu schießen und dann Fragen zu stellen«, schärfte Nathan ihr über Funk ein.
»Ich weiß, Sir. Wir könnten ein paar Informationen gut gebrauchen.«
»Genau. Aber geh kein unnötiges Risiko ein. Uns gehen die Leute aus.«
In diesem Moment bewegte sich die Verriegelung, und die Schleusenluke schwenkte auf. Sie spähte übers Visier hinweg und wartete darauf, dass jemand herauskam. Es dauerte mindestens zehn Sekunden, bis ein Helm zum Vorschein kam und gleich wieder verschwand.
Blöd sind die nicht, dachte sie. Sie packte die Waffe fester und bereitete sich darauf vor, das Feuer zu eröffnen, als der erste Besucher vorsichtig aus der Schleusenkammer hervorkam. Anscheinend handelte es sich um einen Mann in einem Druckanzug, der ihrem Modell ganz ähnlich war. Er hatte den Helm noch auf, und der war beleuchtet, doch aus dieser Entfernung konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. Seine Waffe allerdings glich exakt denen des zurückgeschlagenen Enterkommandos. Sie fasste das als schlechtes Omen auf.
»Sehen Sie die Waffe, Ma’am?«, wisperte der Sergeant.
»Ja«, erwiderte sie leise. »Aber schießen Sie noch nicht. Wir warten lieber, bis noch mehr aus der Schleuse gekommen sind.«
Sie beobachteten, wie der erste Mann ein paar Schritte in den Hangar hinein tat. Dann hielt er an, drehte den Oberkörper hin und her und schaute sich im düsteren Raum um. Als drei weitere Personen, zwei Männer und eine Frau, aus der Luke kamen, wandte er sich wieder nach vorn und rückte weiter vor. Nach einer Weile richteten Jessica und der Sergeant sich hinter ihrer Deckung auf und zielten mit ihren Waffen auf die Neuankömmlinge. »Keinen Schritt weiter!«, rief sie.
Zwei der männlichen Besucher hoben ihre Waffen, um sich zu verteidigen.
»Lassen Sie das!«, sagte Jessica eindringlich und beugte sich ein wenig vor, einerseits, um gegebenenfalls den Rückschlag ihrer Waffe abzufedern, andererseits, um ihrer Warnung Nachdruck zu verleihen. Der Sergeant imitierte ihre Haltung.
Der Mann in der Mitte der Besuchergruppe hob langsam die Hände bis in Brusthöhe. Er wandte den Oberkörper nach links und nach rechts und neigte sich dabei leicht nach hinten, sodass er die vier Besatzungsmitglieder auf den Laufgängen sehen konnte, die mit ihren Waffen auf die Eindringlinge zielten. Als er begriffen hatte, dass Jessica und ihr Team im Vorteil waren, gab er seinen Leuten Anweisung, die Waffen zu senken.
»So ist’s gut!«, sagte Jessica. »Legen Sie die Waffen auf den Boden!«, fuhr sie fort und richtete die Waffe nach unten. Die beiden Bewaffneten legten ihre Waffen langsam ab, dann richteten sie sich wieder auf und hoben zum Zeichen ihrer Kooperationsbereitschaft die Hände.
Der Anführer der Gruppe nahm bedächtig den Helm ab. Er war ein rauer Bursche, Ende vierzig oder Anfang fünfzig, mit hellbraunem Haar und dunklen Augen, die fest entschlossen und unnachgiebig, gleichzeitig aber auch sympathisch wirkten. Er musterte Jessica und
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