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Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Titel: Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryk Brown
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Strom hätten?«, fragte er. »Könnten Sie ihn dann operieren?«
    Doktor Chen schaute sich um und überlegte, wie sie vorgehen sollte. »Möglicherweise. Ich könnte die Vorgehensweise aus der medizinischen Datenbank abrufen.«
    »Wie viel Zeit bleibt ihm noch?«
    »Das weiß ich nicht. Es können Stunden oder Minuten sein«, sagte sie. »Aber ich verstehe nicht, weshalb wir nicht auf ein Rettungsschiff warten sollen. Seine Überlebenschancen wären viel besser, wenn …«
    »Es wird kein Rettungsschiff kommen«, fiel er ihr ungeduldig ins Wort. Sie merkte, wie erregt er war. Und an seinen Rangabzeichen konnte sie erkennen, dass er zur Brückenbesatzung gehörte und vermutlich besser über ihre Lage Bescheid wusste als sie.
    »Kann ich ihn sehen?«, fragte er.
    »Ja, aber machen Sie’s kurz«, sagte sie. »Er liegt in der Ecke.« Sie neigte den Kopf nach rechts. Nathan straffte sich, fuhr glättend über seine Uniform. Kurz darauf stand er vor dem Bett des Captains. Dessen Kopfbandage war an der Stelle des rechten Auges blutig. Seine rechte Schulter wirkte noch immer verrutscht, vermutlich war sie nicht bloß ausgerenkt. Der Bauch war an der rechten Seite mit blutgetränkten Bandagen abgedeckt. Von der Decke hingen mehrere Transfusionsbeutel, alle mit einem Infusionsschlauch verbunden, dessen Kanüle in seinem linken Arm steckte. Und von seinem rechten Arm führte ein Schlauch zu einem großen Beutel mit synthetischem Blut. Er atmete selbstständig durch eine Sauerstoffmaske, die bei jedem Ausatmen leicht beschlug. Sein Gesicht war geschwollen und aufgedunsen, und zunächst erkannte Nathan ihn gar nicht wieder.
    Er betrachtete ihn minutenlang und fragte sich, was der Captain an seiner Stelle wohl anders gemacht hätte. Hätte er ebenfalls zwei Besatzungsmitglieder umkommen lassen, nur um die gegnerischen Soldaten ins Vakuum zu befördern? Hätte er zugelassen, dass die Fremden bei den Instandsetzungsarbeiten mithalfen? Vor allem aber fragte er sich, ob er an den Verletzungen des Captains mitschuldig war.
    Da ihm vor lauter schlechtem Gewissen wieder übel wurde, wollte er schon gehen, als der Captain ihn ansprach.
    »Lieutenant«, flüsterte er hinter der Sauerstoffmaske.
    Nathan versuchte Haltung anzunehmen und kämpfte gegen die Übelkeit an. »Ja, Sir!«
    »Wie geht’s dem Schiff?«
    »Ist ziemlich mitgenommen, Sir. Aber wir leben noch, und die Reparaturarbeiten sind im Gange.«
    »Und der Erste Offizier?«
    Nathan hätte am liebsten die Antwort verweigert, fühlte sich aber verpflichtet, wahrheitsgemäß Auskunft zu geben. »Der ist leider tot, Sir.«
    Der Captain hustete, was ihm anscheinend Schmerzen bereitete.
    »Und Patel?«
    »Wird noch vermisst.«
    »Wer hat das Kommando?«
    »Das bin wohl ich, Sir.«
    Nathan hatte den Eindruck, dass der Captain lächelte, doch wegen der Gesichtsschwellungen war er sich nicht sicher. »Nun, wir leben noch, deshalb schätze ich, Sie haben Ihre Sache bislang gut gemacht.«
    Nathan wurde erneut von Schuldgefühlen überwältigt. »Da bin ich mir nicht so sicher, Sir«, gestand er ein. »Ich glaube, wir haben einfach Glück gehabt.«
    »Unsinn«, entgegnete der Captain. »Sie sind der geborene Anführer, Nathan. Genau wie Ihr alter Herr.«
    Nathan kam die Bemerkung unsinnig vor. Er wusste zwar, dass der Captain seinen Vater kannte, doch über ihn selbst wusste er so gut wie nichts.
    »Sir, ich bin mir nicht sicher, ob ich das schaffe«, sagte Nathan. Dieser Gedanke beschäftigte ihn, seit er das Kommando übernommen hatte, und es tat ihm gut, es endlich jemandem einzugestehen.
    »Unsinn. Vergessen Sie nicht, es geht nicht darum, recht zu haben und alle Antworten zu kennen. Es geht um Entscheidungen.« Die Unterhaltung hatte den Captain geschwächt. Um neue Kraft zu schöpfen, schloss er einen Moment lang die Augen. Nathan fürchtete schon, der Captain hätte wieder das Bewusstsein verloren, doch dann schlug er die Augen langsam wieder auf. »Nathan, entfernen Sie die Abzeichen von meiner Uniform.«
    Nathan schaute sich um, dann entdeckte er auf der Ablage das aufgeschnittene Uniformhemd des Captains. Behutsam löste er die blutigen Schulterklappen. Er wollte sie gerade dem Captain reichen, da stutzte er.
    »Legen Sie sie an«, sagte der Captain leise hinter seiner Sauerstoffmaske.
    Widerstrebend tauschte Nathan die Klappen des Lieutenants gegen die des Captains aus.
    »Hiermit übertrage ich Ihnen offiziell das Kommando über die Aurora , und zwar mit sofortiger

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