Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)
Hause‹ hat er die Erde gemeint, oder?« Obwohl die Äußerung des Captains eindeutig war, wollte Cameron es ganz genau wissen.
»Ja, sicher.« Nathan schlug die Augen nieder und dachte nach. Er hatte das beunruhigende Gefühl, dass hier mehr vor sich ging, als ihnen bewusst war, doch er konnte es nirgendwo festmachen. Nun, bis er sich Gewissheit verschafft hatte, durfte er wohl niemandem trauen.
Selbstredend wusste er auch, dass sie auf Unterstützung angewiesen waren, wenn sie wieder nach Hause wollten. Er hatte die Verantwortung, die der Captain ihm übertragen hatte, angenommen. Insgeheim aber musste er sich eingestehen, dass er noch nicht bereit dafür war. Es gab so vieles, was er nicht wusste, deshalb musste er sich auf andere verlassen. Neben Wladimir war Cameron die zweite Person an Bord, die er besser kannte. In den vergangenen Wochen hatten sie im Simulator so viel Zeit miteinander verbracht, dass er Cameron vermutlich schon besser kannte als Wladimir. Wenn er jemanden ins Vertrauen ziehen musste, konnte er ebenso gut bei ihr anfangen.
Nathan setzte sich auf und straffte sich. »Hör mal, wenn wir das durchstehen und wieder nach Hause kommen wollen, müssen wir planvoll vorgehen. Ich brauche einen Ersten Offizier.«
»An wen hast du gedacht?«
Nathan hob den Kopf und schaute sie an, den Anflug eines Lächelns um die Mundwinkel.
Plötzlich begriff Cameron, worauf er hinauswollte, und spannte sich erschrocken an. »Das ist doch nicht dein Ernst.«
»Du bist die bestgeeignete Person, die ich kenne, Cam.«
»Außer Wladimir bin ich die einzige Person, die du kennst, und dass er Erster Offizier wird, das lasse ich nicht zu.«
»Dann nimmst du an?«
»Unter einer Bedingung. Ich darf Einwände machen, wann immer ich es für angebracht halte.«
»Als ob du dir jemals den Mund verbieten lassen würdest.« Nathan lächelte.
Cameron lächelte zurück. »Kommt gar nicht in die Tüte«, meinte sie lachend.
»Also abgemacht?« Nathan streckte die Hand aus.
»Ja«, sagte sie widerstrebend und schlug ein. »Abgemacht.«
»Gut. Außerdem ist Wladi im Maschinenraum unabkömmlich.«
»Du bist ein Mistkerl«, sagte sie und stieß seine Hand weg.
»Also, da du jetzt Erster Offizier bist, fällt es in deinen Aufgabenbereich, dir ein Bild vom Zustand des Schiffes und der Besatzung zu machen. Schnapp dir jemanden, der dir hilft.«
»Ja, Sir«, bestätigte sie und salutierte spöttisch.
»Aber bleib nicht zu lange weg. Ich muss mein Bein versorgen lassen. Und ich will mal im Maschinenraum nachsehen, wie Wladi mit unseren Gästen zurechtkommt.«
»Ich kann das auch von hier aus erledigen«, meinte sie, denn sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie vergessen hatte, dass er verletzt war und Schmerzen hatte. »Geh ruhig gleich.«
»Nein, danke. Ich will mich erst einen Moment ausruhen. Vielleicht solltest du auch mal ein bisschen verschnaufen. Geh auf deine Kabine und mach die Beine lang.«
»Ich könnte jetzt ein Nickerchen gebrauchen«, gestand sie. Nathan sah ihr an, dass ihr ein Schläfchen hochwillkommen war. Cameron stand auf und wandte sich zum Gehen. »Ich glaube, ich mache erst mal einen Rundgang auf den Hauptdecks, um mir einen Eindruck von der allgemeinen Lage zu verschaffen«, meinte sie. »Wird nicht lange dauern, vielleicht eine Stunde.«
»Schau mal, ob du irgendwo Wasser auftreiben kannst, ja?«, sagte er lächelnd.
»Ich werde sehen, was sich machen lässt«, versprach sie und ging. Es juckte ihr in den Fingern, ihm zum Zeichen der Verbundenheit im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter zu legen, doch sie verzichtete darauf. Sie wusste nicht, wie sich die Dinge entwickeln würden, und zögerte noch, ihm ihr Vertrauen zu schenken. Vor nicht mal einer Woche hatten sie noch um den Posten des Piloten gewetteifert. Hätte sie ihn bekommen, säße jetzt sie anstelle von Nathan Scott im Kommandosessel.
»Doktor Sorenson«, sagte Nathan, erhob sich und ging zu ihr hinüber. »Ich weiß, Sie hatten einen anstrengenden Tag und wurden vielleicht stärker gefordert als alle anderen. Ich möchte Ihnen nur sagen, dass mir das mit Ihrem Vater sehr leid tut.«
»Danke, Captain.« Bei der ganzen Aufregung in den letzten Stunden hatte sie noch keine Zeit zum Trauern gehabt. »Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen, aber ich komme schon klar.« Sie hielt einen Moment inne und sammelte ihre Gedanken. »Wissen Sie, seit dem Tod meiner Mutter war das Projekt alles, was wir hatten.«
»Tut mir leid, Doktor.
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