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Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition)

Titel: Der Flug der Aurora – Die Frontier-Saga (1): Die Frontier-Saga 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryk Brown
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Viele sprechen noch Angla und bringen es den Kindern bei. Auch mein Vater.«
    »Tatsächlich?« Nathan hatte seinen Lunch beendet und verschloss das Paket. »Was haben Sie durch Ihren Vater über die Erde gelernt?«
    »Alle Menschen stammen von Erde. Aber vor langer Zeit sie sind fortgegangen. Wegen der schlimmen Zustände. Das Böse erreichte alle Menschenwelten. Manche Leute fliegen zu den Sternen. Sie hoffen, dass das Böse ihnen nicht folgt.« Jalea verzehrte den letzten Happen aus ihrem Paket und trank einen Schluck Wasser, bevor sie fortfuhr. »Manchmal drohen Eltern den Kindern, das Böse wird sie holen, wenn sie nicht brav.«
    »Wird das Böse in den Geschichten irgendwie näher beschrieben?«
    »Nein, das ist bloß eine Geschichte. Niemand glaubt daran«, versicherte sie ihm.
    »Glauben Sie daran?«
    »Vielleicht ein bisschen«, gestand sie mit dem Anflug eines Lächelns.
    »Gibt es viele, die daran glauben?«
    »Ein paar. Aber reden nicht darüber. Sie haben Angst.«
    »Angst wovor?«
    »Die Takarer glauben nicht. Sie sagen, alle stammen von Takara, nicht von Erde. Wer anders denkt als Takarer, stirbt.«
    Dann kämpfen sie also gegen religiöse Unterdrückung. Plötzlich sah er sie in neuem Licht, eher als Terroristen denn als Revolutionäre. Er fragte sich, ob es klug war, ihnen zu trauen. Vielleicht hatte Cameron ja recht. Vielleicht waren das nicht die richtigen Freunde für sie.
    »Sprechen noch mehr in Ihrer Gruppe Angla?«
    »Ja, ein paar. Die von anderen Welten. Aber Takarer lernen nicht Angla. Nicht sicher.«
    »Was ist mit Parule?« Nathan hoffte noch immer, eine Welt zu finden, auf der sie sich verständigen könnten, ohne auf die Rebellen als Mittler angewiesen zu sein.
    »Ja, auf Parule sprechen die meisten Leute Angla. Das ist die Sprache aller Welten.«
    »Eine Universalsprache. Natürlich.« Nathan wusste von seinem Geschichtsstudium her, dass Englisch zur Zeit der bio-digitalen Seuche im ganzen Kerngebiet die Verkehrssprache gewesen war.
    »Ist das nicht der Grund, weshalb Ihre Leute Angla spre chen?«, fragte Jalea neugierig.
    »Gewissermaßen, ja. Auf der Erde sind viele verschiedene Sprachen in Gebrauch, aber wir lernen alle Englisch, damit wir uns verständigen können …« Nathan brach ab, als er bemerkte, wie sie stutzte.
    »Dann stammt ihr wirklich von der Erde?« Nathan fiel auf, dass sich ihre Syntax plötzlich verbessert hatte.
    »Ja, sicher, ich dachte, das hätten wir geklärt …« Abermals veränderte sich der Ausdruck ihrer Augen. Die Neugier machte der kalten Entschlossenheit Platz, die er bereits auf der Brücke an ihr bemerkt hatte.
    Jalea entspannte sich ein wenig und setzte den Ellbogen auf die Armlehne ihres Sessels. »Dann muss ich Sie fragen, Nathan: Sind Sie böse?«
    Sie hatte die Frage in nahezu perfektem Englisch gestellt. Nathan lief ein kalter Schauder über den Rücken. Das Gefühl war so stark, dass er zusammenschreckte, als Cameron zusammen mit Abigail hereinkam.
    »Nathan, wir müssen reden«, sagte Cameron. Ihr fiel auf, dass Nathan erschrocken wirkte, während Jalea einen ruhigen, entspannten Eindruck machte.
    Cameron hatte offenbar ein dringendes Anliegen. Er wandte sich wieder Jalea zu und fasste sich. »Wenn Sie uns einen Moment entschuldigen würden.«
    Jalea neigte respektvoll den Kopf, erhob sich und ging hinaus. Cameron blickte ihr neugierig nach und fragte sich, was wohl gerade eben vorgegangen sein mochte.
    Sie wollte etwas sagen, doch Nathan bedeutete ihr, sie solle warten. Als Jalea die Tür geschlossen hatte und sich außer Hörweite befand, sagte er: »Was gibt es?«
    »Wir haben unsere Position berechnet, Nathan, und es sieht nicht gut aus.«
    »Sollte mich das wundern?«, erwiderte er sarkastisch.
    »Das wird es gleich«, versprach Cameron. »Wir sind über eintausend Lichtjahre von der Erde entfernt.«
    Einen Moment lang herrschte Stille. Nathan musterte Cameron ungläubig. Er sah Abigail an und dann wieder Cameron. »Du machst Witze, oder?« Cameron schwieg, doch ihr Gesicht sprach Bände. »Nein, das würdest du nicht tun.«
    »In dieser Angelegenheit bestimmt nicht«, versicherte sie ihm.
    »Eintausend Lichtjahre?«, wiederholte er.
    »Ja.«
    »Du verarschst mich doch!«, rief Nathan aus. »Bitte, Cam! Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Tut mir leid.«
    Nathan traute seinen Ohren nicht. Nach allem, was sie durchgemacht hatten, musste er jetzt erfahren, dass sie weiter von der Erde entfernt waren, als er sich je hätte vorstellen

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