Der Flug der Libelle
sagte George und schnallte sich auch fester. Dann wandte er sich an Karin.
»Wie viele können wir in der Luftschleuse unterbri n gen? «
»ohne weiteres drei Personen. «
»Du, Richard und David, ihr geht in die Schleuse; öffnet die Außentür aber erst dann, wenn wir uns nicht mehr b e wegen! Stellt euch mit dem Rücken zur Vorderwand und nehmt etwas Bettzeug mit, um die Helme zu schützen! «
»Werdet ihr beide noch Zeit haben, euch auszuschleusen? Wir würden sonst fünf Leute hineinquetschen. «
»Du vergißt, daß jemand dies Ding landen muß; und ich lasse Arielle hier oben nicht allein. In dem Moment, wo wir anhalten, werfe ich die Fronthaube ab, und wir beide ste i gen über den Bug aus. Red! Hörst du zu? «
»Ja «, kam die Antwort von Rocheweltbasis.
»Ist das Kabel der Winde heruntergelassen? «
»Ja. Ich bin in der Schleuse und werde euch hochziehen, sobald ihr das Ende zu fassen bekommt. Beeilt euch! «
»Ich sehe die Flutmauer auf dem Panoramaschirm. Sie kommt immer näher «, sagte Richard.
»Gib uns noch ein letztes Mal den Zeitunterschied an, und dann ab in die Luftschleuse! « sagte George.
»Elf Minuten «, meldete Jill dazwischen. »Gehen Sie in die Luftschleuse, Richard! « Jetzt führte Jill das Kommando. Richard gehorchte und trottete ins Heck. Die Tür der Schleuse schloß sich hinter ihm.
George und Arielle waren jetzt allein mit dem Zischen der über das stumme Flugzeug streichenden Luft und dem entfernten Pochen der Pumpen der Schleuse, die für eine kaum noch vorhandene Luft arbeiteten. George konnte jetzt den Lande r s ehen. Er ragte in die Luft empor. Seine dunkle Silhouette war dicht neben dem untergehenden Globus von Barnard.
»So ein Pech! « klagte George. »Wir fliegen direkt gegen die Sonne. «
»Nein, das ist gut! « sagte Arielle. »Ich kann jetzt wegen der langen Schatten besser Steine erkennen. « Sie neigte das Flugzeug in eine leichte Kurve, um einen Weg zu finden, der von Felsbrocken einigermaßen frei war, und opferte den Rest an Höhe für Geschwindigkeit.
»Festhalten ! « brüllte Jill an alle außer Arielle. »Land e klappen! « befahl diese. Ihre Hände waren beide beschä f tigt – die eine mit der Flugzeugsteuerung und die andere, um die Propeller bei Schubumkehr zu bedienen. George tippte an die Auslösung der Landeklappen, fand aber, daß sie sich schon bewegten.
»Klappen ausgefahren «, sagten er und Jill gleichzeitig. Das Flugzeug begann schwer herunterzusinken, nachdem es fast gar keine Vorwärtsgeschwindigkeit mehr hatte. Arielle ließ es beinahe abschmieren und kippte es dann, unmittelbar vor B od enkontakt, ebensoviel, daß sie noch etwas Kontro l le behielt, als es durch den Sand direkt auf den Lander z u rutschte.
› Wir werden dagegenprallen! ‹ dachte George. Seine Ke h le war wie zugeschnürt.
Arielle riß das Ruder herum und verstellte die Propeller. Die › Zauberlibelle ‹ rutschte mit der Breitseite voran und kam zum Stehen. Der Bug befand sich an der einen Seite des Landers und der linke Flügel an der anderen, keine zehn Meter von den zerbrechlichen Beinen der zylindrischen R a kete entfernt.
»George, das war ein Volltreffer! « rief Arielle vergnügt.
»DACH ABWERFEN! « George hörte den scharfen B e fehl und griff nach dem Sicherheitsdeckel. Den Schalter darunter erreichte ein wartender Imp noch schneller als sein im Handschuh steckender Finger. Es tat einen lauten KNALL. Die Cockpitfenster flogen in die Luft, und die M e than und Ammoniak-Atmosphäre rauschte ins Flugzeug. Mit dumpfen Puffen verbrannten die einströmenden Gase mit den Luftresten im Innern.
George kletterte auf die Nase hinaus und sprang zu B o d en. Dann wandte er sich um, um Arielle aufzufangen. Z u sammen rannten sie auf den Lander zu. Jill, deren Stimme schrill wie eine Sirene geworden war, peitschte sie mit Wo r ten an. Daneben konnte George etwas von dem hören, was Jack und Jill in aller Eile zu sagen hatten.
» KARIN, RICHARD, DAVID – AN DIE WINDE !
GEORGE, ARIELLE – DIE LEITER HINAUF!
B EEILUNG , GEORGE!
ARIELLE IST SCHON WEITER!
BEEILUNG, ALTER DlCKWANST! «
George erhielt vor Wut einen zusätzlichen Adrenalinstoß und sprintete noch härter auf die Leiter zu. Arielle eilte leichtfüßig die Sprossen an den Landebeinen hoch, ohne die Hände zu gebrauchen. Als sie den Rumpf des Landers e r reicht hatte, duckte sie sich, sprang in der geringen Schw e re an der Flanke der Rakete empor und arbeitete sich dann Hand über Hand, mit
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