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Der Flug der Libelle

Der Flug der Libelle

Titel: Der Flug der Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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sich in der Halle. Eng zusammeng e drängt schauten sie von dem vierzig Meter hohen Ausguck des Fensters auf die langen Abhänge des konischen inneren Pols, der sich über die entfernte Kugel von Eau hinzog, we l che über ihnen am Himmel hing. Der Schatten von Roche hatte inzwischen fast den ganzen Globus bedeckt. Nur ganz oben gab es einen schmalen roten Bogen von Licht.
    »Der Sonnenuntergang ist fast vorbei «, klagte Karin.
    »Das ist gut «, meinte Red. »Jetzt werden wir die Sterne und Sol, unsere eigene Sonne, wieder sehen können. «
    »Hast du Heimweh, Red? « fragte Thomas. Er hatte seine Arme um die beiden Frauen gelegt und drückte Red ein bi ß chen.
    Red kuschelte ihren Kopf an die Schulter des jungen Mannes.
    »Eigentlich nicht «, sagte sie. »Mit der Erde verbinden sich für mich nicht viele gute Erinnerungen. Mein Vater hat uns verlassen, als meine Mutter zu krank wurde, um zu a r beiten; und ich mußte die Schule aufgeben, um meine drei Schwestern aufzuziehen und mich um Mama zu kümmern. Als ich dann schließlich auf eigenen Füßen stand, hatte ich solche Angst, wieder arm werden zu können, daß ich alle meine wachen Stunden mit der blinden Jagd nach Geld ve r brachte. «
    »Hast du es niemals bedauert, all das Geld aufzugeben und eine Weltraum-Nonne zu werden, die ein Armutsgelü b de abgelegt hat? « fragte Richard. Er saß auf dem Fußboden und hatte seinen Hinterkopf auf einen Sessel in der Halle g e stützt.
    »Niemals «, sagte Red. »Zum ersten Mal in meinem L e ben habe ich wirklich Spaß. « Sie schmiegte sich an Thomas, während sie mit der linken Hand Richards Haar zerzauste.
    »Komischer Spaß «, sagte Richard. »Der nerventötende Job, auf einem wild rotierenden Doppelplaneten ein Rau m schiff von achtzig Tonnen zu landen. Und dann beginnt morgen die eigentliche Arbeit, wenn Karin ihre Sklavenho r de aufstellt, um der › Zauberlibelle ‹ die Flügel anzusetzen. Für mich riecht das alles sehr nach Arbeit. «
    »Gewiß ist es Arbeit «, sagte Red zu dem struppigen Haarschopf unter ihr. »Aber es ist eine Arbeit, die Spaß macht. Ich täte die auch, wenn ich nicht dafür bezahlt wü r de. «
    »Was wir ja auch nicht werden «, bemerkte Karin.
    »Schau doch! « wandte sich Red an Thomas, dessen dun k les Gesicht in dem schwindenden Licht kaum zu sehen war.
    »Wo wäre Orion jetzt gerade? «
    »Seit wir auf diesem Karussell gelandet sind, habe ich gar keinen klaren Überblick mehr, aber ich meine, er könnte Ba rn ard am Himmel gegenüber stehen und müßte bald über Eau aufgehen. «
    »Ich sehe vier Sterne in einer Reihe gerade über Eau «, rief Richard vom Fußboden her.
    »Das ist der Orion «, flüsterte Jack durch Richards Imp. »Der gelbe Stern ganz rechts ist Sol. « Im Schiff war es so ruhig, daß alle das Geflüster des Imps hören konnten.
    Der rote Saum um Eau verblaßte, und die Sterne erblü h ten am Himmel. Jack schaltete das Licht aus. Durch die dünne Luft konnte man das samtene Schwarz des Himmels sehen, gesprenkelt mit bunten Juwelen.
    Unter ihnen befand sich die › Zauberlibelle ‹ ohne Flügel. Lichtstrahlen drangen aus dem Cockpit und den vorgewöl b ten Augen der Beobachtungskuppeln. Auf der staubigen Oberfläche erzeugten sie Lichtflecke. Die Luft war ruhig und kalt, so als ob die eisigen Sterne Wärme vom Boden absaugten. Nacheinander erloschen die Lichter auf der › L i belle ‹ , als David und Arielle ihre Kontrollarbeiten abschlo s sen. Danach verbrachten sie wie die anderen über ihnen den Abend mit der Betrachtung des Himmels durch die Cockpi t fenster.
    Die Morgendämmerung brach über dem fernen Eau an, als. Karin ihre Mannschaft zwangsrekrutierte. Alle wurden zu gewöhnlichen Arbeitern und halfen Karin, zusammen mit dem Weihnachtszweig die äußeren Tragflächen der › Zaube r libelle ‹ zu montieren.
    Es handelte sich dabei um hohle, aus Graphitfasern z u sammengesetzte Gebilde ohne innere Verstrebung, so daß die Flügelstücke ineinander steckten. So zusammengefügt paßten die Flügel genau in das Unterteil des Landers zu be i den Seiten des Ruders der › Libelle › . Mit Hilfe der oberen Winde zogen Karin und Jack sorgfältig jedes Segment ei n zeln heraus und ließen es dann zu einer wartenden Man n schaft von Leuten in Raumanzügen hinunter.
    Nachdem die Flügelflächen abgeladen und hergerichtet waren, ließen Karin und Jack ein Bündel kleiner Streben und zwei lange zusammenschiebbare Masten hinab. Karin selbst machte die untere

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