Der Flug der Libelle
befahl er. Das alte Bild wurde verzerrt, als Jill die Bildpunkte neu anordnete. R i chards Hände spielten über der Befehlsliste. Jetzt verblaßte das alte Bild zu einem tiefen Rot, während im Zentrum ein kleiner weißer Kreis das engere Gebiet angab, das jetzt von dem Radar ihres fliegenden Teppichs kartiert wurde.
»Da im Norden ist etwas Interessantes, Arielle. « Richard legte einen Finger auf einen verschwommenen roten Klecks. Arielle schaute auf den kleinen Videoschirm neben ihrem Hauptdisplay. Es war eine Wiedergabe von Richards Fo r schungsbild mit einem blinkenden, grünen, fingerabdruc k großen Fleck, der von einem roten Fleck überlagert war.
Arielle machte eine halbe Kehrtwendung und richtete dann die › Libelle ‹ auf geradem Steigflug nach Norden. Bald wurde das Gebiet der mit hoher Auflösung hereinkomme n den Radardaten größer und rückte nordwärts, bis der rote Fleck sich als ein kleiner Krater entpuppte, der so aussah, als hockte er auf einer tropfenförmigen Mesa, wobei das stum p fe Ende der »Träne « genau nach Westen gerichtet war.
»Sieht wie ein Marskrater aus «, meinte George. »Ich s e he, wie er vorn herankommt. Es gibt Flußlinien, als ob der Krater in einem Strombett entstanden wäre und der Strom einige Zeit um ihn herumgeflossen sei, ehe er austrocknete. «
»Es sind nur etwa hundert Kilometer bis Rocheweltb a sis «, sagte Richard. »Ich denke, das sollten wir auf den B e suchsplan für Sam und Red setzen. «
»Ich glaube nicht, daß sie dich dafür sehr gern haben werden «, meinte David. »Sie werden nur bei Tageslicht fa h re n k önnen. Wahrscheinlich bedeutet das fünfzehn Stunden in Schutzanzügen, um gerade drei Stunden vor Ort zu sein. «
»Es sind aber leidenschaftliche Spürhunde, wenn es um Mineralien geht «, sagte Richard. »Außerdem werden ja die Raupen die Hauptarbeit leisten. «
Arielle ließ die › Libelle ‹ langsam über Rocheweltbasis kreisen, während Richard ein paar weitere Ziele für einen Besuch der an den Boden gebundenen Gruppe aussuchte. Dann erhöhte sie wieder das Tempo und nahm Kurs auf den äußeren Pol, um den ganzen Globus auf Spiralbahn zu e r kunden.
»Eine Menge Krater auf dieser Seite «, bemerkte Richard.
»Wie beim Mond, aber mit Luft «, erklärte George, der den Horizont aus dem Cockpitfenster verfolgte. »Ich sehe aber keine weiteren Anzeichen für Erosion. «
»Es ist anzunehmen, daß die meisten Niederschläge auf der kühlen Sichel niedergehen, die vom Nor d - z um Südpol über den inneren Pol verläuft «, sagte Richard. »Jene Gebiete bekommen verhältnismäßig weniger Sonnenlicht als die warme Sichel, die sich vom äußeren Pol über den Äquator hinzieht. «
»Ich sehe auf dem Boden voraus irgendwelches weißes Zeug «, sagte George. »Besonders auf der Nordseite von Kraterrändern. «
»Wir kommen jetzt dicht an den Nordpol heran «, sagte Arielle. »Wahrscheinlich handelt es sich um Schnee. «
»Vermutlich ein Gemisch aus Ammoniak und Wass e r-Eis «, sagte Richard. »Die Temperatur beträgt dort minus hundert Grad Celsius. «
»Und dabei dachte ich, es wäre schon auf Rocheweltbasis kalt «, meinte Karin.
»Das werden wir bald herausfinden «, sagte Richard. Er legte einen Finger auf den Schirm. »Arielle, könntest du uns mitten in diesem großen Krater herunterbringen? Ich möchte etwas Schnee und Stücke des gewachsenen Gesteins für meine Sammlung bekommen. «
»Wir sinken! « sagte Arielle und brachte die › Zauberl i belle ‹ in Sturzflug. Mit Radarhilfe landeten Arielle und Jill auf einer flachen Stelle, nicht allzu weit von dem Ze n tra l pik des Krater s e ntfernt. Der Ammoniakschnee stob unter dem VTOL-Gebläse hervor in die hellen Strahlen der Landescheinwerfer. »Drei Mützen voll Schlaf für j e den! « befahl George. Karin und David waren ihm zuvo r gekommen und befanden sich schon in ihren Feldbetten. Bald hatte es die übrige Mannschaft ihnen gleichgetan. Bis zum Tagesanbruch und einem ausgefüllten Arbeitspr o gramm waren nur noch drei Stunden Zeit, ein Auge zuz u drücken.
Am nächsten Tag legten George und Richard ihre gehei z ten Expeditionsanzüge an und wurden von der besorgten Glucke Karin gründlich kontrolliert. Dann kletterten sie aus der Luftschleuse der › Libelle ‹ herunter und begannen ihren e i nen halben Kilometer langen Marsch zum Zentralkrater.
George trat in einen kleinen Fleck Ammoniakschnee. Als sein geheizter Stiefel die Salmiakkristalle verdampfen
Weitere Kostenlose Bücher